
Arjen Robben betritt die Säbener Straße mit seinem unverwechselbaren Strahlen. Es ist der Morgen nach dem überzeugenden Champions League-Auftritt des FC Bayern gegen Brügge, doch für Robben fühlt sich der Besuch an wie ein Heimkommen – auch mehr als sechs Jahre nach seinem letzten Spiel im roten Trikot. Warum ausgerechnet jetzt? „In den Niederlanden sind Herbstferien und mein Sohn hatte nur einen Wunsch: wieder einmal die Atmosphäre in der Allianz Arena spüren“, erzählt Robben und lächelt. „Da habe ich nicht lange überlegt – wir sind sofort los.“
Dass auch der Vater diesen Familienausflug genießt, ist ihm anzusehen: Für Robben bleibt München mehr als eine Station in seiner Karriere – es ist ein Stück Heimat geblieben. Die Verbindung zwischen dem legendären Flügelspieler und dem FC Bayern ist bis heute spürbar. Wer ihm zuhört, merkt: Hier spricht nicht nur eine Ikone, sondern ein Teil der Bayern-Familie.
Im Interview mit fcbayern.com sprach der 41-Jährige über die aktuelle Verfassung des FC Bayern, seine Nachfolger in der Offensive des deutschen Rekordmeisters und die Nachwuchsarbeit.
Es laufen die letzten Minuten im Heimspiel gegen Brügge, als ein vertrautes Lied aus der Südkurve zu hören ist. „Wir haben den Cup gewonnen, den Thron erklommen, der Arjen hat's gemacht!“ Die Münchner Fans wissen genau, wer da auf der Tribüne sitzt, die Club Medien-Kanäle des Vereins hatten bereits vor dem Anpfiff ein Selfie von Robben in der Allianz Arena veröffentlicht. Am Tag nach dem erneut überzeugenden 4:0-Sieg bedankt sich Mr. Wembley, wie er von den Fans liebevoll genannt wird, auf ebendiesen Kanälen: „Dieses Lied bleibt für immer, das macht mich immer stolz. Vielen Dank dafür.“ London, Dortmund, Ribéry, Robben, Henkelpott – eine Abfolge für die FCB-Geschichtsbücher.
Das schätzt Robben an Olise und Luis Díaz
Nach dem Spiel lässt es sich Robben nicht nehmen, bei seinen ehemaligen Kollegen in der Kabine vorbeizuschauen. Spieler wie Dayot Upamecano und Michael Olise lassen sich mit dem Niederländer ablichten, Robben hat ja bereits das geschafft, wovon die beiden Franzosen und ihre Kollegen in dieser Saison träumen: den Thron der Königsklasse zu besteigen. „Bei Bayern läuft es super. Mir gefällt vor allem das Zusammenspiel. Die Mannschaft funktioniert und harmoniert – und alle verteidigen sehr gut nach hinten“, lobt Robben das aktuelle FCB-Team. „Wenn sie weiter so stabil spielen, können Jungs wie Michael Olise oder Luis Díaz den Unterschied machen. Beide sind aktuell gut drauf, sie sind sehr schnell und stark im Eins-gegen-eins.“
Im Gespräch mit dem ehemaligen Weltklasse-Offensivspieler fällt auf, dass er immer noch von „wir“ spricht, wenn es um seinen FC Bayern geht. Laut Robben muss sich das aktuelle FCB-Ensemble von Vincent Kompany vor keinem Team in Europa verstecken. „Wenn wir als FC Bayern gut drauf sind – und das ist im Moment so -, dann kannst du jeden Gegner schlagen. Bayern gehört zu den Favoriten für das Champions League-Finale“, so Robben, der selbst in drei Königsklassen-Endspielen für die Münchner am Ball war (2010, 2012 & 2013). „Aber das Finale ist natürlich noch weit weg. Dennoch sage ich: Im Moment ist der FC Bayern fast unschlagbar.“

Robben: Diese Teams könnten Bayern gefährlich werden
In der europäischen Beletage warten auf die Münchner, die derzeit nach drei Siegen in drei Spielen auf Platz zwei der Ligaphasen-Tabelle rangieren, nun zwei hochkarätige Gegner. Zunächst geht es zu Tabellenführer und Titelverteidiger Paris Saint-Germain (4. November) und anschließend zu Premier League-Primus FC Arsenal (26. November). „Natürlich gibt es einige gute Mannschaften in Europa. Mit PSG ist auf jeden Fall zu rechnen. Ich glaube auch, dass es wieder ein Überraschungsteam geben wird“, sagt Robben über den CL-Favoritenkreis.
Im Duell mit den Top-Teams setzt er insbesondere auf Bayern-Trainer Vincent Kompany, der kürzlich bis 2029 verlängert hat. „Man muss immer die Ruhe bewahren und den Fokus auf das eigene Team legen. Das macht der Trainer sehr, sehr gut.“
Robbens Rat für Karl, Mike & Co.
Kompany setzte in den vergangenen Wochen auch immer wieder auf Nachwuchsspieler im Kader, die den FC Bayern Campus durchlaufen haben. Wisdom Mike feierte gegen Brügge zuletzt sein Königsklassen-Debüt, Lennart Karl traf sogar zur 1:0-Führung.
Beide Youngster spielen auf Positionen, mit denen sich Robben auskennt. „Lennart Karl hat sich das Lob verdient, er war super. Das muss der Junge auch genießen. Das Wichtigste in dem Alter ist, sich immer wieder auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Man muss jeden Tag an sich arbeiten und man darf nicht denken: ,Ich habe jetzt ein super Spiel gemacht, alles wunderbar.‘ Man muss im Training weiter Gas geben und darf nicht zufrieden sein mit sich selbst. Das ist der Unterschied, warum die richtig guten Spieler sehr lange oben bleiben. An diesen Punkt zu kommen, ist das eine, aber an der Spitze zu bleiben, ist etwas anderes“, erklärt Robben, der derzeit die U14 bei seinem Jugendverein, dem FC Groningen, trainiert.
„Bei Bayern läuft es super. Mir gefällt vor allem das Zusammenspiel. Die Mannschaft funktioniert und harmoniert – und alle verteidigen sehr gut nach hinten. Wenn sie weiter so stabil spielen, können Jungs wie Michael Olise oder Luis Díaz den Unterschied machen. Beide sind aktuell gut drauf, sie sind sehr schnell und stark im Eins-gegen-eins.”
Arjen Robben
Beeindruckender FC Bayern Campus
Robben, der 2010 als Fußballer des Jahres in Deutschland ausgezeichnet wurde, vertieft also nicht nur sein Know-how im niederländischen Jugendbereich, er verfolgt auch das Geschehen beim deutschen Rekordmeister und hat sich vor ein paar Jahren auch den 2017 eingeweihten FC Bayern Campus angeschaut. „Es ist beeindruckend, was sie dort alles haben. Es ist wichtig, dass die Talente die Möglichkeiten vor Ort nutzen – und zwar jeden Tag. Dass sie etwas daraus machen und immer alles geben. Es ist wichtig für den Verein, dass es Spieler bis zu den Profis schaffen.“
Während seiner zehnjährigen Erfolgsgeschichte in München hatte Robben Kollegen wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, David Alaba oder Holger Badstuber, die im Juniorenbereich des Vereins ausgebildet wurden. „Es ist natürlich optimal, wenn du fünf oder sechs Spieler im Kader hast, die aus der eigenen Jugend kommen. Die müssen dann aber auch gut genug sein und am Anfang vor allem physisch mithalten können. Sie transportieren dann das Bayern-Gen und ein Mia-san-mia-Gefühl.“
Dieses Leitmotiv lebt Arjen Robben auch nach seiner Karriere vor – sei es am Spielfeldrand als Jugendtrainer in Groningen, auf dem Padel-Tennis-Court in der Karriere nach der Karriere, als Zuschauer beim Eishockey in München am Donnerstagabend sowie am Mittwoch in der Allianz Arena: Gewinner-Mentalität pur.
Mit einem breiten Grinsen verabschiedet sich der Niederländer von fcbayern.com, in den kommenden Wochen wird er die Performance des FC Bayern in der Champions League, in der Bundesliga und im Pokal wieder vor dem Fernseher verfolgen – bevor er in den nächsten Monaten bestimmt wieder den einen oder anderen Familien-Trip nach München plant.
Auch in unserem VLOG zum Brügge-Heimspiel darf Arjen Robben natürlich nicht fehlen:

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