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Khvicha Kvaratskhelia und Konrad Laimer im Klub-WM-Spiel zwischen dem FC Bayern und Paris Saint-Germain
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Taktik, Tempo, Triumph: Was PSG so brandgefährlich für den FC Bayern macht

Seitdem Katars Staatsfonds 2011 Paris Saint-Germain gekauft hat und PSG in der Folge in die Weltspitze vorstieß, gab es ausschließlich Kräftemessen mit dem FC Bayern auf allerhöchstem Niveau. Im September 2017 musste der deutsche Rekordmeister eine 0:3-Niederlage gegen Thiago Silva, Edinson Cavani & Co. im Prinzenpark einstecken, dafür siegte der FCB ab dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League im April 2021 (1:0) bis März 2023 dreimal in Folge gegen das Paris-Team um Neymar, Kylian Mbappé und Lionel Messi. 

Dann änderten die PSG-Verantwortlichen die Marschrichtung und setzten weniger auf Starkult, sondern auf eine eingeschworene Gemeinschaft - die dennoch mit individueller Klasse bestach. Diese Entwicklung gipfelte im mit 5:0 gewonnenen Königsklassen-Finale 2025 gegen Inter Mailand - dem höchsten Endspielsieg in der Geschichte des Europapokals. Auf dem Weg zum lang ersehnten ersten Henkelpott der Vereinsgeschichte unterlag das Team von Trainer Luis Enrique in der Ligaphase jedoch dem FC Bayern noch mit 0:1 in der Allianz Arena. „Ich glaube, dass wir Bayern München sehr ähnlich sind. Beide Mannschaften wollen den Ball, beide pressen aggressiv. Die Statistiken sagen, dass wir sehr ähnlich sind“, so der PSG-Coach rund um die Partie im vergangenen November – und auch in der Pressekonferenz am Tag vor dem aktuellen Spiel.

Auch im Sommer trafen die beiden europäischen Schwergewichte in einem Pflichtspiel aufeinander, im Viertelfinale der FIFA Klub-WM siegte PSG nach vier Niederlagen gegen die Bayern mit 2:0. Die Münchner schieden jedoch erhobenen Hauptes aus, da sie den amtierenden CL-Champion am Rande der Niederlage hatten. Trotz dieser fünf überwiegend positiven Erinnerungen an die Duelle mit Paris ist das Team von Vincent Kompany gewarnt vor dem erneuten Aufeinandertreffen am Dienstagabend (21 Uhr) in der französischen Hauptstadt. In unserem Gegnercheck erfahrt Ihr, was das junge PSG-Ensemble nach wie vor brandgefährlich macht.

Michael Olise und Nuno Mendes im Zweikampf im im Klub-WM-Spiel zwischen dem FC Bayern und Paris Saint-Germain
Im Viertelfinale der Klub-WM lieferten sich beide Teams ein atemberaubendes Duell - am Ende mit dem glücklicheren Ende für Paris. | © FC Bayern

Serienmeister hat Konkurrenz

Bevor Katar beim Hauptstadtclub eingestiegen war, schnitten die Pariser zwischen 2007 und 2010 als 15., 16. und 13. in der Tabelle der Ligue 1 ab. Zwischen 2013 und 2025 wurden Les Parisiens in 13 Spielzeiten elfmal Meister, dieser Lauf wurde lediglich von AS Monaco 2017 und vom LOSC Lille 2021 unterbrochen. Der Trophäenschrank des stolzen Clubs, der erst im Jahr 1970 gegründet wurde - als der FC Bayern bereits sein 70-jähriges Bestehen feierte -, ist seither prall gefüllt. 13 Meistertitel, 16 Pokalsiege und ein Europapokal der Pokalsieger 1996 wurden nun ergänzt durch den Champions League-Pokal und den UEFA Supercup. Die jüngsten Meriten sind Ansporn für die aktuelle Mannschaft, auf Europas Spitze zu bleiben.

In der aktuellen Saison gestaltet sich der Meisterschaftskampf in Frankreich sehr spannend. Nach zehn Spielen steht PSG zwar auf Platz eins, doch der Sechste Olympique Lyon hat lediglich vier Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. Teams wie Olympique Marseille oder RC Lens sitzen den Hauptstädtern im Nacken. Für Pariser Maßstäbe kann man derzeit von einer leichten Ergebnisdelle in der Ligue 1 sprechen, da die Enrique-Elf in den letzten vier Partien dreimal unentschieden spielte: 1:1 in Lille, 3:3 gegen Straßburg und 1:1 in Lorient. „Die Mannschaft, die die Ligue 1 gewinnt, wird die konstanteste sein – in den ersten zehn Spielen, aber auch in den folgenden zehn, über die gesamte Saison hinweg“, sagt PSG-Trainer Enrique über die Liga. „Natürlich können wir unsere Leistungen noch verbessern, aber im Moment stehen wir an der Tabellenspitze.“

Allerdings schwächelte PSG in der Generalprobe zu Hause gegen Nizza: Das knappe 1:0, erzielt durch Gonzalo Ramos in der vierten Minute der Nachspielzeit, war nicht sehr souverän. Dagegen zeigten Marquinhos, Vitinha & Co. in der Champions League bisher ein anderes Gesicht.

Minjae Kim jubelt gegen PSG
Durch Minjae Kims Kopfballtor gewann der FC Bayern in der CL-Ligaphase 2024/25 gegen den späteren Champions PSG mit 1:0. | © FC Bayern

Königsklasse: Spitzenreiter empfängt den Verfolger

Auf den 4:0-Auftaktsieg in der Königsklasse gegen Atalanta Bergamo folgten zwei weitere Ausrufezeichen: Zuerst demonstrierten die Pariser beim 2:1-Auswärtssieg beim FC Barcelona ihre Stärke, dann wurde Bayer 04 Leverkusen im eigenen Stadion beim 7:2 in die Schranken gewiesen. Nach drei Spieltagen rangiert PSG mit 13:3 Toren auf Platz eins der Ligaphasen-Tabelle, auf Platz zwei folgt mit 12:2 Treffern: der FC Bayern. „Wer das beste Team in Europa oder auf der Welt ist, das wird nicht morgen entschieden, sondern am Ende der Saison“, bremste aber Luis Enrique im Vorfeld des Showdowns mit dem FC Bayern: „Zum jetzigen Stand ist klar, dass sie ein sehr starkes Team sind - so wie sie das immer sind. Speziell jetzt: Sie haben 15 Pflichtspiele in Folge gewonnen. Wir wissen daher, wie schwer es werden wird. Und wir sind bereit und motiviert, wir wollen gewinnen!“ Aber klar ist auch: Mehr Spitzenspiel geht nicht. Während sich beim sechsmaligen Königsklassen-Sieger aus München das Lazarett langsam lichtet, haben die Franzosen einen wichtigen Ausfall zu beklagen.

Wer spielt für Doué?

Mittelfeldstratege Fabián Ruiz (Adduktorenverletzung) und Offensivmann Kang-in Lee (krankheitsbedingt) fielen zuletzt aus, ansonsten hatte Coach Luis Enrique alle Mann an Bord - bis zum Auswärtssiel in Lorient: Offensivmann Désiré Doué, der sowohl im CL-Finale gegen Inter als auch beim Kantersieg in Leverkusen jeweils doppelt getroffen hatte, wurde verletzt vom Platz getragen. Der 20-jährige Franzose wird wegen einer Oberschenkelverletzung mehrere Wochen ausfallen. 

Dieser Verlust würde wohl jedem europäischen Team schmerzen, dennoch ist PSGs Kader mit so vielen formidablen Ersatzangeboten bestückt, wie eine Speisekarte in einem Sterne-Restaurant auf den Champs-Élysées. In der Offensive tummeln sich Künstler wie Bradley Barcola, Gonçalo Ramos, Khvicha Kvaratskhelia oder Ousmane Dembélé, die für verschiedene Leckerbissen sorgen können. Dembélé, der Gewinner des Ballon d’Or 2025, kehrte kürzlich erst nach einer Oberschenkelverletzung zurück. „Ousmane ist fit, er hat in keiner Trainingseinheit gefehlt seit zwei Wochen und er hat jede Partie der vergangenen zwei Wochen absolviert“, sagte Enrique. „Er kommt langsam zu seiner vollen Stärke zurück und daher wird er sicherlich spielen morgen. Ich weiß noch nicht, wie lange, aber er wird spielen - weil er bereit steht. Wir entscheiden morgen, wie lang er spielen wird." Außerdem hat PSG viel Talent in den eigenen Reihen, Spielern wie Lucas Beraldo (21 Jahre), João Neves (21), Warren Zaire-Emery (19), Senny Mayulu (19) oder Ibrahim Mbaye (17) gehört die Zukunft.

Chevalier ersetzt Donnarumma

Auf dem Transfermarkt ging es vor der Saison für Pariser Verhältnisse eher ruhiger zu. Innenverteidiger Ilya Zabarnyi, der gegen den FC Bayern Rot-gesperrt fehlen wird, und Torhüter Lucas Chevalier sind die Top-Neuzugänge. Franzose Chevalier ersetzt als neue Nummer eins Gianluigi Donnarumma, der zu Manchester City abgewandert ist. Spieler wie der Ex-Münchner Renato Sanches (zu Panathinaikos) oder Randal Kolo Muani (Tottenham Hotspur) wurden verliehen. Vor dem 23-jährigen Chevalier ordnet Coach Enrique häufig ein 4-3-3-System an, lediglich im Ligue 1-Topspiel gegen Marseille Ende September lief PSG in einem defensiveren 5-3-2 auf. Prompt setzte es die erste Saisonniederlage (0:1).

Das Erfolgssystem des Champions League-Siegers

Der Königsklassen-Sieger überzeugt vor allem mit taktischer Raffinesse und Flexibilität. Gegen Bayern könnten in Zabarnyis Absenz innen der Ex-Frankfurter Pacho und Routinier Marquinhos verteidigen - oder Enrique bringt Ex-Bayern-Spieler Lucas Hernández, der im Aufeinandertreffen bei der Klub-WM wegen einer Tätlichkeit vom Platz flog. In Linksverteidiger Nuno Mendes und Rechtsverteidiger Achraf Hakimi hat PSG zudem zwei weltweit gefürchtete Schienenspieler im Aufgebot, die offensiv ordentlich Alarm machen. Mendes kommt in der laufenden Spielzeit bereits auf sieben Scorerpunkte (vier Treffer, drei Assists), Pendant Hakimi auf fünf (zwei Tore, drei Vorlagen). Beide sorgen durch ihr offensives Hinterlaufen für Überzahlsituationen und neue Passwinkel. „Ich glaube, es wird ähnliche Spielsituationen wieder geben wie in den USA, voller Intensität und voller Prinzipien. Es ist eben eine  attraktive Begegnung, in die beide Teams hochmotiviert hineingehen“, so Enrique.

Im Spielaufbau agieren der schussgewaltige Vitinha, João Neves oder Zaire-Emery als verbindende Taktgeber zwischen Defensive und Offensive. Gegen die Münchner könnte auch Youngster Mayulu neben Vitinha zum Einsatz kommen. Eine Reihe davor sorgt Kvaratskhelia im Zwischenraum für Dynamik und Tempowechsel, während Dembélé mit seiner Dribbelstärke und variablen Positionierung zusätzliche Unberechenbarkeit ins Pariser Angriffsspiel bringt. Wenn der FC Bayern das Weltklasse-Trio Barcola-Dembélé-Kvaratskhelia so weit es geht in Schach halten kann - wie in den vergangenen beiden direkten Duellen -, erhöhen sich die Siegchancen deutlich. „Es wird sehr Intensiv und hochklassig. Eine Partie, wie wir sie alle lieben zu spielen - in der wir zeigen können, wir gut wir auch als Team performen“, meinte Vitinha vor dem Aufeinandertreffen. Und weiter: „Das wird eine der Herausforderungen, wie wir sie suchen. Was der Schlüssel sein wird? Schwierig, es wird wie gesagt auf Kleinigkeiten herauslaufen - manchmal eine individuelle Aktion, manchmal die der ganzen Mannschaft. Vielleicht geht der Ball nur an den Pfosten, vielleicht springt er rein - es wird schwer sein zu sagen, was am Ende den Unterschied ausgemacht hat.“

Im Pressing besticht PSG durch kollektive Abstimmung, gezielte Triggerpunkte und eine perfekte orchestrierte Staffelung – Fehler werden nicht abgewartet, sondern erzwungen. Die Mannschaft denkt Ballbesitz als Mittel zur Kontrolle und zum Raumgewinn. Die Enrique-Elf kombiniert überraschende Positionswechsel mit einer disziplinierten Rückwärtsbewegung. „Wir haben Spieler, die auf verschiedenen Positionen gute Leistungen bringen können“, sagt Paris-Trainer Enrique über seine Mannschaft. „Wir sind ein echtes Beispiel für ein Team, deren Spieler auch während des Spiels die Positionen wechseln können.“

Trotz Ausfällen – wie dem von Doué – bleibt PSG durch die Tiefe des Kaders und die taktische Vielseitigkeit eine der gefährlichsten und modernsten Mannschaften Europas. Somit können sich die beiden Fanlager und jeder Fußball-Fan auf das nächste Kräftemessen dieser beiden europäischen Schwergewichte freuen. Das sagt auch Trainer Luis Enrique: „Die Mannschaft, die es am Ende in der Defensive wie in der Offensive besser macht, wird gewinnen. Beide Teams lieben es, Fußball zu spielen und werden den Fuß auf dem Gaspedal haben - die Fans werden es lieben!“

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