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Eric Dier applaudiert im Stadion der AS Monaco.
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Eric Dier: „Sporting war seiner Zeit voraus“

Viele Fußballfans bringen Eric Dier automatisch mit der Premier League, Tottenham Hotspur oder dem FC Bayern in Verbindung. Dabei gerät oft in Vergessenheit, dass die fußballerische Geschichte des 31-Jährigen einst ganz woanders begann: in Lissabon, bei Sporting – einer der berühmtesten Talentschmieden Europas. Dort wuchs Dier auf, dort wurde er geprägt, dort lernte er den Fußball, der ihn später nach ganz oben führen sollte.

Im Interview mit fcbayern.com spricht der heutige Verteidiger der AS Monaco darüber, warum die Akademie Sportings ihn nicht nur als Spieler, sondern vor allem als Menschen geprägt hat, wie er den aktuellen Kurs des Vereins einschätzt und was er seinem Ex-Club FC Bayern in dieser Saison zutraut. Ein Gespräch über Identität, Entwicklung und die Bedeutung des Fußballs in Portugal – kurz vor dem Duell zweier Vereine, die in Diers Karriere mehr Spuren hinterlassen haben, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Das Interview mit Eric Dier

Eric, wie hast Du Dich im Süden Frankreichs eingelebt – sowohl privat als auch im Vereinsumfeld bei AS Monaco?
Eric Dier: „Privat war es ziemlich einfach, ich habe mich sehr gut eingelebt. Ich bin jemand, der sich sehr schnell an neue Umgebungen anpassen kann – so wie damals in Deutschland, und jetzt ist es hier genauso. Ich hatte im Sommer auch viel Zeit zur Vorbereitung. Fußballerisch braucht es natürlich immer etwas Zeit, sich an ein neues Team, neue Mitspieler, einen neuen Trainer, einen neuen Club zu gewöhnen. Aber jetzt fühle ich mich im Verein und in der Kabine sehr wohl.“

Wie häufig verfolgst Du noch die Spiele des FC Bayern?
„Ich verfolge sie definitiv. Jeden Club, zu dem man eine Verbindung hat, verfolgt man automatisch weiter. So ist es bei all meinen früheren Vereinen – und Bayern wird für mich immer ein ganz besonderer Ort sein. Ich spreche auch noch mit Freunden dort und mit vielen Mitarbeitern. Ich hoffe, dass ich bald wieder in München sein werde, um ein Spiel zu sehen oder die Säbener Straße zu besuchen.“

Eric Dier reckt die Meisterschale in die Höhe.
In der Saison 2024/25 wurde Eric Dier mit dem FC Bayern Deutscher Meister. | © Getty

Mit welchen früheren Mitspielern bist Du weiterhin in Kontakt?
„Am meisten spreche ich mit Harry, Serge und Josh – Konny Laimer auch. Viele Spieler haben mir nach meinem Elfmeter (beim 2:2 in der Champions League gegen Manchester City; Anm. d. Red.) gratuliert; Leon hat mir eine nette Nachricht geschrieben. Mit Rapha Guerreiro habe ich auch gesprochen – wir haben gegen ein Team gespielt, bei dem er früher in Frankreich war. Da hing ein großes Bild von ihm im Tunnel. Ich bin also noch mit vielen Spielern in Kontakt.“

Am Dienstag spielst Du mit Monaco gegen Galatasaray Istanbul, während der FC Bayern Sporting Lissabon empfängt. Für wen schlägt in diesem Duell zweier Ex-Clubs dein Herz – oder schaust Du ganz neutral zu?
(lacht) „Ich hoffe einfach auf ein großartiges Spiel. Natürlich wird Sporting eher der Außenseiter sein. Ich hoffe immer, dass Sporting gut abschneidet – und Bayern auch. In solchen Spielen schaue ich einfach als Fan zu und hoffe, dass beide Teams gut spielen.“

Eric Dier köpft den Ball im Champions League-Spiel des FC Bayern bei Inter Mailand.
Obwohl das Tor letztlich zu spät kam, war es sicherlich eines der schönsten der abgelaufenen Saison: In der 76. Minute des Viertelfinal-Rückspiels in der Champions League bei Inter Mailand köpfte Eric Dier den Ball aus spitzem Winkel zum 2:2-Ausgleich ins Tor und ließ die Fans der Münchner hoffen. | © Getty

Du hast einen großen Teil deiner Jugend in Lissabon verbracht und bist bei Sporting ausgebildet worden. Aus Deiner Erfahrung heraus: Was macht diesen Verein aus?
„Die klarste Identität des Clubs ist die Akademie und die Jugend. Es kommen immer junge Spieler über die Akademie in die erste Mannschaft. Diese Identität ist sehr stark im Club verankert. Sporting hat eine große Geschichte darin, Spieler zu entwickeln – darauf ist der Club sehr stolz. In den letzten fünf oder sechs Jahren waren sie außerdem sehr erfolgreich. Sie haben viele Titel gewonnen, was lange nicht der Fall war. Ich glaube, dass dieses Erfolgserlebnis dem ganzen Verein neues Selbstvertrauen gegeben hat – vielleicht hat es die Identität sogar neu geprägt, weil Sporting wieder ein Club ist, der viel gewinnt.“

In ihrer Akademie wird ganzheitlich – also nicht nur technisch, sondern auch mental – auf die Spielerentwicklung gesetzt. Wie prägte dieser Ansatz Deine Entwicklung?
„In der Akademie hatte ich immer das Gefühl – und rückblickend noch viel deutlicher –, dass sie großen Wert darauf legen, uns als Menschen zu formen, nicht nur als Spieler. Wir haben extrem viel Zeit dort verbracht, oft mehr als mit unseren Familien. Diese Verantwortung haben sie sehr ernst genommen. Es war ein sehr diszipliniertes Umfeld, sie haben uns in jeder Hinsicht die besten Bedingungen gegeben. Außerdem waren sie sehr innovativ – eine der ersten Akademien in Europa mit dieser Struktur. Die Anlage wurde schon 2002 gebaut, also lange bevor viele andere Clubs so etwas hatten. Sporting war da seiner Zeit voraus.“

Wie stark beeinflusst die portugiesische Fankultur das Spieltempo und die Emotionen auf dem Platz?
„Ich weiß nicht, ob es die Fan-Kultur ist oder Portugal als Ganzes. Fußball ist ein riesiger Teil des Alltags in Portugal. Vor Kurzem war ich wieder dort. Es gibt drei Zeitungen, die nur über Fußball berichten – drei Stück! Das zeigt, wie sehr das Land Fußball lebt. Diese Leidenschaft sieht man dann auch auf dem Platz.“

Eric Dier passt den Ball in einem Spiel der AS Monaco.
© Imago
Bayern ist ein komplettes Team – mit und ohne Ball. Sie haben auf alles eine Antwort.

Eric Dier

Wie bewertest Du das aktuelle Team Sportings?
„Sie hatten eine sehr erfolgreiche Phase. Sie wurden letzte Saison Meister und hatten unter Rúben Amorim eine großartige Zeit. Der neue Trainer (Rui Manuel Borges; Anm. d. Red.) übernahm die Mannschaft in einer herausfordernden Situation, hat es aber geschafft, die Liga zu gewinnen.“

Zahlreiche Talente sorgen auch für Sportings Erfolg – besonders in der Innenverteidigung haben sie einige spannende, junge Spieler.
„Das ist die Identität von Sporting: jungen, talentierten Spielern zu helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Zum Beispiel Gonçalo Inácio, den man kaum noch als ‚jung‘ bezeichnen kann, bei der Anzahl seiner Spiele. Die Mannschaft weiß, wie man gewinnt, und der Club hat wirklich großartige Arbeit geleistet.“

Welche Stärken könnte Sporting aus Deiner Sicht nutzen, um den Bayern weh zu tun?
„Bayern ist ein komplettes Team – mit und ohne Ball. Sie haben auf alles eine Antwort. Natürlich ist in einem Spiel alles möglich. Sporting hat die Qualität, Situationen zu kreieren. Sie müssen sehr effizient sein, wenn sie Chancen bekommen, denn es werden vielleicht nicht viele sein. Sie müssen eiskalt sein und natürlich sehr gut verteidigen – die Qualität der Bayern ist unglaublich.“

Eric Dier führt einen Zweikampf in einem Spiel von Sporting Lissabon.
Mit Ausnahme einer Leihsaison bei den Junioren des FC Everton trug Eric Dier von 2003 bis 2014 das Trikot von Sporting Lissabon, ehe er zu Tottenham Hotspur wechselte. | © Imago

Viele Portugiesen werden für dieses Spiel nach München reisen und in die Allianz Arena kommen – Deinem ehemaligen Wohnzimmer. Worauf können sich die Sporting-Fans in München freuen?
„Ich weiß nicht, wie das Wetter wird – wahrscheinlich sehr kalt. Aber sie können sich auf eine großartige Stadt freuen. Meine Familie und ich haben es geliebt, in München zu leben. Die Kultur, das Essen – und dass die Stadt urban ist und trotzdem von Natur umgeben. Für mich ist München eine sehr komplette Stadt.“

Was traust Du dem FC Bayern in dieser Saison zu?
„Es ist noch früh in der Saison, aber der FC Bayern hat das Team, den Trainer und die Struktur, um alle seine Ziele zu erreichen. Am Ende hängt viel davon ab, wie fit der Kader bleibt – und ein bisschen Glück braucht man auch. Ich hoffe, sie haben eine sehr erfolgreiche Saison.“

Und vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen mit dir in der Champions League.
„Ob wir uns treffen? Ich weiß es nicht. Für mich ist es nie schön, gegen einen ehemaligen Club anzutreten – aber es wäre ein gutes Zeichen, denn es würde bedeuten, dass beide Teams die Ligaphase überstanden haben.“

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