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Bilder von Simon Jentzsch, Jaroslav Drobny, Tom Starke und Manuel Kainz
© FC Bayern

Erfahrung, die Charakter formt: 600 Bundesliga-Spiele unserer Torwarttrainer

Es ist ein Tag im November, eigentlich etwas zu warm für diese Jahreszeit in München. Für die Arbeit draußen, am FC Bayern Campus, sind die Bedingungen allerdings ideal. Ein Jubelschrei, gefolgt von einem lauten „Jaaaaaa, Mann! Gut so!“ durchschneidet plötzlich die milde Luft. Es wird gearbeitet. Es wird eigentlich immer irgendwo gearbeitet am Campus. Aber auf den zweiten Blick wird auch klar, wer da arbeitet.

Lange ist es noch nicht her, sieben Jahre etwa, als Tom Starke von den Bayern-Fans noch die Krake genannt wurde und zuverlässig zur Stelle war, wenn Manuel Neuer mal nicht auflaufen konnte. Sein Name wurde zum Begriff. Jetzt kümmert sich der 44-Jährige um die Ausbildung junger Torhüter beim FC Bayern und gehört zum Trainerteam der U19.

„Es ist extrem hilfreich, von jemandem zu lernen, der denselben Weg gegangen ist und genau weiß, worauf es auf höchstem Niveau ankommt. Unser Motto lautet: Geh deinen Weg - und sei jeden Tag die beste Version deiner selbst.“

Unser Motto lautet: Geh deinen Weg - und sei jeden Tag die beste Version deiner selbst.

Tom Starke

Starke verleiht seinen Worten mit mehr als 200 Spielen in Bundesliga und in der Zweiten Liga Substanz. Er erinnert sich noch gut: „Früher gab es kein Torwarttraining. Heute entwickeln sich Keeper viel schneller und erreichen ihr persönliches Top-Level deutlich früher.“

Tom Starke im Training der FC Bayern U19.
Tom Starke lief auch zweimal im Trikot der FC Bayern Amateure auf. | © FC Bayern

Was viele nicht sehen, wenn sie ins strahlende Flutlicht der Allianz Arena blicken, ist, dass in deren Schatten - zwischen Säbener Straße und Campus - ein einzigartiges System für junge Torhüter entstanden ist. Dazu gehören neben Starke auch die ehemaligen Bundesliga-Torhüter Jaroslav Drobny (FC Bayern Amateure) und Simon Jentzsch (U17).

Wir haben alle viel erlebt, kennen gute und schlechte Zeiten, wir haben sie durchgemacht.

Jaroslav Drobny

Zusammen kommt das Trio auf rund 600 Bundesliga-Spiele und weist eine große Gemeinsamkeit auf. Ihre Karrieren verliefen nicht immer glatt, nicht unbedingt glamourös. „Wir haben alle viel erlebt, kennen gute und schlechte Zeiten, wir haben sie durchgemacht“, sagt Drobny zu fcbayern.com und spricht damit für alle.

Jaroslav Drobny lacht in die Kamera.
Jaroslav Drobny absolvierte über 200 Spiele im deutschen Oberhaus. | © Imago

Trainer mit Haltung

Der FC Bayern setzt bewusst auf diese Art von Trainer. Nicht, weil sie die größten Namen haben, sondern weil sie wissen, wie man durch schwierige Phasen kommt. Und weil sie diesen Weg glaubwürdig vermitteln können. Wie liest man sich selbst? Wie trägt man Verantwortung, hält Fehler oder auch mal eine Zeit auf der Ersatzbank aus?

Starke hält das Torwartgefüge am Campus zusammen. Er und seine Kollegen betonen immer wieder, was wichtig ist: „Wichtig ist, dass die Torhüter ein Gefühl für sich entwickeln. Das moderne Torwartspiel ist sehr facettenreich, daher ist der Wille zu lernen genauso wichtig wie die Technik oder das Taktische“, erklärt Jentzsch. Die Verantwortlichen sprechen nicht über perfekte Reaktionen oder ideale Winkelsituationen. Es geht um Persönlichkeit.

Zwischen Campus und Säbener Straße

Während Starke am Campus als Torwartkoordinator die große Linie vorgibt, steht Drobny ein paar Kilometer weiter an der Säbener Straße - dort, wo die Nähe zu den Profis spürbar ist. Es ist ein anderes Tempo dort, ein anderer Klang. Wer Drobny bei der Arbeit beobachtet, merkt sofort, dass seine Einheiten nicht leise ablaufen. Er ist in jeder Übung mit voller Energie dabei. Drobny ist fordernd, hart, klar - aber immer bereit zum Dialog.

Kainz als Beispiel

Er spricht offen darüber, was er als Torwarttrainer besonders berücksichtigt: „Spaß und Verantwortung, wir wollen etwas beibringen, sportlich und menschlich.“ Dass Fußball nicht alles sei, sagt er den Jungs regelmäßig. Und wenn er die Keeper daran erinnert, dass „nicht jeder das Privileg“ bekommt, in diesem Umfeld zu trainieren, dann erzählt er weniger vom Sport und mehr vom Leben.

Drobny weiß, wie viele Wege möglich sind - und nennt gern Manuel Kainz als Beispiel, um zu zeigen, dass eine Karriere selten linear verläuft. Einst selbst Torwart-Talent beim FC Bayern zwangen Kainz Verletzungen dazu, seine Karriere mit 22 Jahren zu beenden, nun ist er selbst als Torwarttrainer am Campus tätig.

Manuel Kainz im Training der FC Bayern U19.
Sammelt mit der Zeit immer mehr neue Erfahrungen, hier im Training der FC Bayern U19: Manuel Kainz. | © FC Bayern

Über seine erfahrenen Kollegen schwärmt er: „Die drei haben nahezu alles im Fußball gesehen. Tom war Champions League-Sieger, Deutscher Meister und DFB-Pokal-Sieger, Jaro und Simon haben beide jeweils mehrere hundert Spiele in der Bundesliga absolviert. Sie geben ihr Wissen und ihre Erfahrungen gerne weiter, das merke ich, wenn ich mit ihnen im Austausch bin. Sie wissen genau, worauf es ankommt, um in der Spitze zu landen.“

Die Mischung macht es, doch jeder setzt eigene Schwerpunkte. Jentzsch ist immer noch ein Hüne, seine Präsenz beeindruckt. Für ihn beginnt vieles mit Bildern: „Ich arbeite gerne mit Videos. Glücklicherweise werden alle Trainingseinheiten und Spiele gefilmt bei uns.“ Doch seine Philosophie ist dieselbe wie bei Starke: „Wichtig ist, dass die Torhüter ein Gefühl für sich entwickeln.“

Manuel Kainz im Trikot der FC Bayern Amateure.
Manuel Kainz absolvierte Anfang Mai 2024 sein letztes Spiel für die FC Bayern Amateure. | © FC Bayern / Adrian Goldberg

Erfahrung als Fundament

Jentzsch weiß, dass es in jungen Jahren weniger um Paraden geht als um Orientierung. „Hart arbeiten, an Grenzen gehen, Selbstreflexion - das sind Teile, um eine Chance zu bekommen, Profi zu werden“, sagt er. Und fügt etwas an, das seine gesamte Trainerpersönlichkeit prägt: „Wir möchten die Keeper dabei unterstützen, ihren Weg zu finden.“

Hart arbeiten, an Grenzen gehen, Selbstreflexion - das sind Teile, um eine Chance zu bekommen, Profi zu werden.

Simon Jentzsch

Das kommt nicht aus einer pädagogischen Theorie, sondern aus seiner eigenen Karriere. „Es ist enorm hilfreich, die Erfahrungen - sowohl positive als auch negative –, durch die unsere Keeper gehen werden, selbst auch erlebt zu haben.“

Simon Jentzsch (links) schaut gespannt das Spiel der FC Bayern U17.
Simon Jentzsch ist seit Juli 2019 am FC Bayern Campus aktiv. | © Imago

Ruhe, Klarheit, Vertrauen

Und über all dem, was hier Tag für Tag passiert, schwebt eine Figur, die das Torwartspiel neu definiert hat: Manuel Neuer. Er ist kein Zielbild, das man kopiert, aber eine Richtung, die Orientierung gibt. Die drei Trainer kennen diese Richtung gut - sie haben lange in ihrer Nähe gearbeitet. So entsteht zwischen Campus und Säbener Straße ein Alltag, der weit über Technik hinausgeht.

Abends, wenn die letzten Kameras ausgeschaltet werden und die Plätze langsam leer werden, entwickeln die jungen Torhüter etwas, das man nicht trainieren kann: innere Ruhe, Klarheit, ein Gespür für das eigene Spiel. Und das Vertrauen, dafür die richtigen Begleiter zu haben.

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