Ein verwandelter Foulelfmeter von Franck Ribéry in der Nachspielzeit eines denkwürdigen Lokalderbys hat dem FC Bayern den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals beschert. Nach drei Platzverweisen und 120 packenden Minuten besiegte der Rekordmeister am Mittwochabend den TSV 1860 München verdient mit 1:0 (0:0) und feierte damit ein gelungenes 108-jähriges Vereinsjubiläum.
Vor 69.000 Zuschauer in der stimmungsvollen Allianz Arena bestimmten die „Roten“ die Partie deutlich, nutzten aber ihre zum Teil besten Tormöglichkeiten nicht. In einem immer hektischer werdenden Spiel schickte Schiedsrichter Peter Gagelmann zudem Luca Toni (84.) auf Seiten des FCB sowie Benjamin Schwarz (111.) und Markus Thorandt (120.+4) auf Seiten der „Löwen“ mit Gelb-Rot vom Platz. Am Ende ließ aber Ribéry die Bayern jubeln, die damit im fünften Anlauf den ersten Derby-Sieg in der Allianz Arena feierten und nun im Halbfinale (18./19. März) auf Dortmund, Wolfsburg oder Jena treffen.
Ribéry zunächst auf der Bank
In der Startaufstellung der „Roten“ fehlte erneut Ribéry, der nach überstandenem Muskelfaserriss aber zunächst auf der Ersatzbank Platz nahm. Ansonsten änderte Trainer Ottmar Hitzfeld seine Formation im Vergleich zum Hamburg-Spiel drei Tage zuvor auf drei Positionen. Der gegen den HSV geschonte Willy Sagnol übernahm Christian Lells Platz rechts in der Viererkette, Lukas Podolski stürmte anstelle von Miroslav Klose und Toni Kroos ersetzte den verletzten Bastian Schweinsteiger im linken Mittelfeld.
Die Bayern hatten Anstoß und übernahmen auch gleich das Kommando auf dem Platz. Die Hitzfeld-Elf störte 1860 früh und bemühte sich um einen geordneten Spielaufbau. Die ersten kleineren Tormöglichkeiten hatten aber die „Löwen“, die mit Mustafa Kucukovic nur eine Spitze aufgeboten hatte und auf Konter lauerten. Schüsse von Daniel Bierofka (6.) und Danny Schwarz (14.) waren aber keine Gefahr für das Tor von Oliver Kahn.
Hitzfeld stellt um
Mehr vom Spiel hatten jedoch weiterhin die „Roten“, die allerdings zu behäbig agierten, um sich gegen die kompakten „Blauen“ entscheidend durchsetzen zu können. Ein verzogener 16-Meter-Flachschuss von Podolski blieb zunächst die einzige nennenswerte Torszene des FCB. Dann stellte Hitzfeld seine Mannschaft um. Kroos rückte hinter die Spitzen, Podolski als hängende Spitze auf den linken Flügel.
Jetzt nahmen die Bayern langsam Fahrt auf. Den Auftakt zu einer rot-weißen Druckphase vor der Pause machte ein Kopfball von Kroos (27.), der kein Problem war für Michael Hofmann im „Löwen“-Tor. Drei Minuten später musste der 1860-Keeper Kopf und Kragen riskieren, als Luca Toni nach feinem Kroos-Zuspiel durchgebrochen war. Hofmann gewann das Duell mit dem FCB-Stürmer, der ohnehin im Abseits gestanden hatte, verletzte sich beim Zusammenprall aber unglücklich und musste wenige später ausgewechselt werden (35.).
Ball im Tor
Sein Ersatzmann Philipp Tschauner stand schneller im Mittelpunkt, als ihm lieb war. Schon eine Minute nach seiner Einwechslung verlor 1860-Innenverteidiger Markus Thorandt den Ball an Kroos, der jedoch allein vor Tschauner den Ball über das Tor schoss (36.). Kurz darauf zappelte der Ball dann im Netz des „Löwen“-Tors (38.), aber Schiedsrichter Peter Gagelmann gab den Treffer zurecht nicht. Toni hatte sich bei seinem Kopfball regelwidrig gegen seinen Bewacher durchgesetzt.
Ein weiterer Kopfball des FCB-Stürmers landete in den Armen Tschauners (42.), dann kamen auch die Gäste noch einmal zu einer Chance. Nach einem Eckball landete ein Drehschuss von Kucukovic aber in den Wolken (44.). Mit einem 0:0 ging es somit in die Halbzeitpause, in der Hitzfeld wechselte. Ribéry ersetzte ab Beginn der zweiten 45 Minuten Hamit Altintop.
Tschauner auf dem Posten
Der Franzose brachte nach Wiederanpfiff sofort frischen Schwung in das Angriffsspiel des FC Bayern. Zunächst ging aber das Privatduell Toni gegen Tschauner weiter. Gleich im ersten FCB-Angriff beförderte der Bayern-Torjäger den Ball ins 1860-Tor (46.), erneut wurde der Treffer aber nicht gegeben. Toni hatte im Abseits gestanden. Kurz darauf verpasste Podolski einen von Toni verlängerten Eckball knapp (51.).
Die größte Chance zur Führung in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit hatte jedoch Mark van Bommel. Seine Direktabnahme aus zehn Metern parierte Tschauner mit den Fäusten, Van Bommels Nachschuss trudelte Zentimeter am Pfosten vorbei (57.). Es blieb beim 0:0.
Kahn glänzend
Die Führung für die „Roten“ war längst überfällig, da schlichen sich Unkonzentriertheiten in der Bayern-Defensive ein - und schon wurde es brandgefährlich. In der 61. Minute kam Lars Bender halblinks im FCB-Strafraum zum Schuss, Kahn parierte glänzend. Bei einem Fernschuss von Danny Schwarz musste der FCB-Keeper nicht eingreifen (62.).
Die Partie wurde nun immer hektischer und zerfahrener, doch der Rekordmeister bekam das Spiel schnell wieder unter Kontrolle. Angriff um Angriff rollte nun auf das 1860-Tor, die „Roten“ nutzten aber selbst beste Chancen nicht: Zé Roberto scheiterte aus nächster Nähe am gut reagierenden Tschauner (77.), Ribéry schoss aus elf Metern über das Tor (79.).
Toni geht, Lucio fällt
Dann kam die 84. Minute und ein Zweikampf von Toni gegen Thorandt, der „Löwe“ fiel zu Boden und Schiedsrichter Gagelmann schickte den bereits verwarnten Bayer mit Gelb-Rot zum Duschen. Der Platzverweis brachte den Bayern-Express aber nicht zum Stoppen. Weiterhin sahen die 69.000 Zuschauer ein Spiel auf ein Tor: das der „Blauen“.
Selbst Lucio suchte in der Schlussphase den Weg nach vorne und drang in der 90. Minute gefährlich in den Gäste-Strafraum ein. Benjamin Schwarz brachte den FCB-Innenverteidiger zu Fall, doch Schiri Gagelmann verweigerte zum Entsetzen aller „Roten“ im Stadion den fälligen Elfmeter. Nachdem Tschauner in der Nachspielzeit noch einmal gegen Klose pariert hatte, ging die Partie in die Verlängerung.
Zehn gegen Zehn in die Schlussphase
Zu Zehnt drängten die Bayern weiter auf das Führungstor, zunächst verzeichneten aber die „Blauen“ die einzige Torchance der Extrazeit. Aus 25 Metern verfehlte Timo Gebhardt knapp das FCB-Tor (103.). Nach dem Seitenwechsel dann die nächste Möglichkeit für die „Roten“: Eine Freistoßflanke von Ribéry beförderte Lucio per Kopf knapp über die Latte (107.).
Kurz darauf waren beide Mannschaften personell wieder auf Augenhöhe. Der bereits Gelb vorbelastete Benjamin Schwarz sah nach einem Schubser gegen Ribéry die Ampelkarte (111.). Zehn gegen Zehn ging es so in die Schlussphase, in der die Bayern noch einmal alles nach vorne warfen. Zé Roberto zwang Tschauner zu einer weiteren Glanzparade (117.), Philipp Lahm schoss aus 15 Metern knapp vorbei (118.).
Gelb-Rot in der Nachspielzeit
Dann foulte Chhunly Pagenburg Klose im Strafraum. Den fälligen Elfmeter verwandelte Ribéry souverän zum 1:0 (120.+2). Allerdings traf der Franzose erst im zweiten Versuch, denn Schiedsrichter Gagelmann ließ den Strafstoß wiederholen, da Van Buyten und Van Bommel zu früh in den Strafraum gerannt waren. In der Nachspielzeit sah dann auch noch Thorandt die Gelb-Rote Karte (120.+4), dann war ein denkwürdiges Münchner Derby zu Ende.
Für fcbayern.de in der Allianz Arena: Nikolaus Heindl

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