Die zweite Mannschaft des FC Bayern hat ihr erstes Heimspiel nach der Winterpause verpatzt. Trotz 1:0-Halbzeitführung im „kleinen“ Derby gegen die SpVgg Unterhaching musste sich das Team von Trainer Hermann Gerland am Ende mit 2:4 geschlagen geben und überließ damit einem direkten Konkurrenten um die Qualifikation für die Dritte Liga drei wichtige Punkte.
Vor 1.275 Zuschauern im Grünwalder Stadion lief es zunächst nach Plan für den FCB II. Daniel Sikorski brachte die „kleinen“ Bayern mit seinem fünften Saisontor in Führung (17.). Danach zogen sich die Gastgeber aber immer weiter zurück und Mitte der zweiten Halbzeit drehte Haching durch Ricardo Villar (66.), Tobias Schweinsteiger (71.) und Ceyhun Gülselam (75.) innerhalb von neun Minuten die Partie. In der Schlussphase kamen die Bayern durch Thomas Müller (87.) noch einmal heran, doch Robert Lechleiter (90.+2) zerstörte alle Hoffnungen des FCB auf zumindest einen Punkt.
Gerland enttäuscht
In der ersten Halbzeit haben wir ordentlichen Fußball gespielt“, sagte Gerland nach der zweiten Heimniederlage der Saison. „Wir hätten aber das 2:0 schießen müssen. Insgesamt ist es enttäuschend, dass wir nicht weiter Fußball gespielt haben. Ich muss aber auch sagen: Haching war mit die beste Mannschaft, die hier gespielt hat.“ Gäste-Trainer Ralph Hasenhüttl meinte: „Es ist uns entgegen gekommen, dass Bayern nach dem 1:0 nicht mehr viel nach vorne getan hat.“
Im Heimspielauftakt nach der Winterpause vertraute Gerland bis auf eine Ausnahme der Elf, die eine Woche zuvor einen Punkt beim FSV Frankfurt geholt hatte. Als Linksverteidiger rückte lediglich Timo Heinze anstelle von Michael Kokocinski neu ins Team. Der wieder genesene Sandro Wagner nahm zunächst auf der Ersatzbank Platz und im Tor stand wie üblich Thomas Kraft, der 24 Stunden zuvor noch beim UEFA-Cup-Spiel der Profis in Anderlecht zum Kader gezählt hatte. Erst mitten in der Nacht war er nach München zurückgekehrt.
Kampa reaktionsschnell
In der Anfangsphase hatte der Bayern-Keeper genügend Zeit, um sich wieder auf die Regionalliga umzustellen - eingreifen musste er nämlich zunächst nicht. Der FCB bestimmte das Spiel und ließ den Ball schön in den eigenen Reihen laufen. Schon nach sechs Minuten hatte Matthias Schwarz das 1:0 auf dem Fuß, aus halblinker Position im Strafraum scheiterte er aber am reaktionsschnellen Hachinger Schlussmann Darius Kampa.
Nach etwa zehn Minuten kamen die Gäste, bei denen Bastian Schweinsteigers Bruder Tobias zunächst nur Ersatz war, besser ins Spiel und bauten etwas Druck auf. Bei den aufmerksamen Thomas Linke und Christian Saba waren die schnellen Hachinger Angreifer Thomas Rathgeber und Robert Lechleiter aber bestens aufgehoben. Ein zu ungenauer Fernschuss von Roman Tyce (13.) blieb die einzig nennenswerte Offensivaktion der Gäste in der Anfangsphase.
Sikorski mit der Piecke
Gefährlicher waren die Bayern, die ihre zweite Chance eiskalt nutzten. Nach einem weiten Freistoß von Saba aus der eigenen Hälfte bis an den gegnerischen Strafraum, stürmte Sikorski hart bedrängt von seinem Bewacher Florian Hörnig dem Ball hinterher und der FCB-Angreifer spitzelte die Kugel am herauseilenden Kampa vorbei zum 1:0 ins Tor (17.).
Es dauerte, bis sich die SpVgg von diesem Rückstand erholte. Nach einer halben Stunde hatten sich die Hachinger aber schließlich in der FCB-Hälfte festgesetzt und schnupperten am Ausgleich. Robert Zillner hatte zunächst Pech, dass sein Schuss aus fünf Metern von Stephan Fürstner im letzten Moment abgeblockt wurde (31.), kurz darauf scheiterte er aus 20 Metern an Kraft (33.). Ein Distanzschuss von Tyce ging knapp am Tor vorbei (38.). Zur Pause blieb es so beim 1:0 für den FCB.
Schuss in den Winkel
Ohne Wechsel kamen beide Mannschaften aus den Kabinen und auch spielerisch änderte sich wenig. Die Bayern überließen Unterhaching weitgehend das Spiel und beschränkten sich auf das Verteidigen ihres knappen Vorsprungs. Vitus Nagorny hätte dennoch beinahe das 2:0 erzielt. Nach einem weiten Abschlag von Kraft und einem Abstimmungsfehler in der Abwehr der SpVgg kam er nur einen Schritt zu spät gegen Kampa (60.).
Die Gäste taten sich weiter schwer, sich gegen die konzentrierte FCB-Defensive durchzusetzen. Ein Distanzschuss von Tyce, der in den Armen von Kraft landete (63.), war ihre erste Gelegenheit nach der Pause. Eine Standardsituation belohnte die Hachinger schließlich für ihren Dauerdruck. Villar schoss einen Freistoß von der Strafraumgrenze zum 1:1 genau in den Winkel (66.).
Erst Drehschuss, dann Elfmeter
Der Ausgleich beflügelte die Angriffsbemühungen der SpVgg weiter, die Defensive des FCB wirkte plötzlich verunsichert - die Folge: die Führung der Gäste in der 71. Minute. Saba und Stefano Celozzi spielten Ping-Pong im eigenen Strafraum, Schweinsteiger war zur Stelle und traf aus 15 Metern per Drehschuss zum 2:1.
Doch damit nicht genug. Kaum war wieder angepfiffen, grätsche Saba im Sechzehner Lechleiter in die Beine - Schiedsrichter Robert Kampka entschied sofort auf Strafstoß. Gülselam trat an, scheiterte im ersten Versuch an Kraft, den Nachschuss drückte er aber problemlos zum 3:1 ins leere Tor (75.). Kurz darauf hätte Schweinsteiger sogar beinahe den vierten Hachinger Treffer erzielt, aus nächster Nähe scheiterte er aber an Kraft (77.).
Turbulente Schlussphase
Und die Bayern? Das Gerland-Team bäumte sich gegen die drohende Niederlage noch einmal auf und kam tatsächlich noch zum Anschlusstreffer. Nach feinem Pass in die Gasse von Holger Badstuber umkurvte der kurz zuvor eingewechselte Thomas Müller Hachings Keeper Kampa und traf zum 2:3 (87.). In der Nachspielzeit stellten die Gäste den alten Abstand aber wieder her. Schweinsteiger und Lechleiter tauchten allein vor Kraft auf und Lechleiter schoss problemlos zum 2:4-Endstand ein (90.+2).
Für fcbayern.de im Grünwalder Stadion: Nikolaus Heindl

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