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Säbener Stories vor FC Bayern vs. RB Leipzig I Kolumne

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Hansi Pflügler und Dieter Hoeneß jubeln nach einem Sieg mit dem FC Bayern.
© Imago

Von Gerd bis Lewy, von 1965 bis 2015 – Bayern-Starts, die Geschichte schrieben

Säbener Stories – das ist die wöchentliche Kolumne für alle, die den FC Bayern München leben und lieben. Hier geht es um die ruhmreiche Vergangenheit und die spannende Gegenwart des Rekordmeisters.

Wir erzählen von den großen Momenten des Vereins und von den neuesten Heldentaten. Hier begegnen sich Kaiser und Kane, Katsche und Kimmich, Sepp Maier, Oliver Kahn und Manuel Neuer. Die Säbener Stories liefern Geschichte und Geschichten rund um die Farbe Rot und ums „Mia san mia“.

Zum Bundesliga-Auftakt 2025/26 und zum 60. Jubiläum des Bayern-Aufstiegs blicken wir auf turbulente, begeisternde und kuriose Saisonstarts von 1965 bis 2015.

1965: Der lachende Dritte

Mia san da! Und mia san jung! Mit zwei Jahren Verspätung kommt der FC Bayern endlich in der Bundesliga an. Und er kommt nicht nur an – er stürmt in die Liga, mit den jungen Wilden Sepp Maier (21), Franz Beckenbauer und Gerd Müller (beide 19). Altersdurchschnitt der „Baby-Bayern“ von Trainer Tschik Čajkovski: zarte 22,5 Jahre.

Wobei es nicht gut anfängt für die künftigen Weltstars. Gar nicht gut. 0:1-Schlappe im ersten Bundesliga-Spiel – ausgerechnet im Derby gegen die Löwen vor 44.000 (!) Fans im Grünwalder Stadion. Bis zum Gegentor von Timo Konietzka dauert es ganze 58 Sekunden.

Die Buben zahlen Lehrgeld. Aber sie lernen schnell. Nach dem atemberaubenden 6:0 am 4. Spieltag gegen Borussia Neunkirchen – mit Müller-Doppelpack – sind die Roten zum ersten Mal Tabellenführer.

„Mit dieser Kondition, dieser Technik, diesem Tempo können wir jeden schlagen“, jubelt Präsident Wilhelm Neudecker.

Naja, fast jeden. Nach Rückschlägen wie dem 1:6 in Köln stehen am Ende der fulminanten Premierensaison der Pokalsieg und Platz 3 in der Liga – nur drei Punkte hinter dem Meister, der aus der unmittelbaren Nachbarschaft kommt, aus Giesing. 50 Punkte haben die Blauen am Schluss, 47 Punkte die Roten.

Und wenn der FC Bayern nicht das Auftaktderby verloren hätte – ja mei, dann wäre man theoretisch mit 49 zu 48 Punkten als Aufsteiger gleich Deutscher Meister geworden. Wäre, wäre, Fahrradkette, hätte Lothar Matthäus dazu gesagt. Aber der war damals ja erst fünf.

1975: Zwischen Genie und Wahnsinn

Zehn Jahre weiter mit der Zeitmaschine – und beim FC Bayern ist alles anders. Er ist jetzt fünffacher Deutscher Meister, hat im Finale gegen Leeds United in Paris gerade zum zweiten Mal den Europapokal der Landesmeister gewonnen.

Doch die Helden, die immer noch Sepp, Franz und Gerd heißen, sind müde, zumindest manchmal. Auf die Mühsal der Liga haben sie immer weniger Lust.

Daran ist Anfang 1975 schon Welttrainer Udo Lattek gescheitert, der von Immer-noch-Präsident Neudecker fordert: „Es muss sich was ändern.“ Der Baulöwe stimmt ihm zu: „Sie haben Recht, Herr Lattek. Sie sind entlassen.“

Fußball-Denker Dettmar Cramer (1,61 Meter), von Sepp Maier liebevoll „Laufender Meter“ getauft, übernimmt. Doch zu Beginn der Saison 1975/76 wird nichts besser. Zum Auftakt erleben nur 37.000 Fans im Olympiastadion ein tristes 1:1 gegen Braunschweig.

Später setzt es vier Niederlagen hintereinander, darunter das bitterböse 0:6 in Frankfurt. „Wir haben Probleme in mehreren Mannschaftsgruppen“, hadert Trainer Cramer – vor allem in der Abwehr, im Mittelfeld und im Angriff.

Aber es gibt immer noch die Feiertage, an denen die Helden heldenhaft spielen. Am Saisonende steht der 3. Platz in der Liga – und der dritte Landesmeister-Triumph in Folge, durch das 1:0 gegen Saint-Étienne in Glasgow, wieder durch ein Siegtor von Franz Roth, vom Bullen aus dem Allgäu.

Was keiner ahnt: Bis nach Franz Beckenbauer wieder ein Bayern-Kapitän den Henkelpott in die Luft heben darf, dauert es 25 Jahre. Vorerst läuft sich der kleine Stefan Effenberg (7), dem diese Ehre zuteilwird, noch im Nachwuchs von Victoria Hamburg warm.

1985: Eigentore und Pokale

Meistertrainer Udo Lattek ist zurück. Wo Udo ist, ist Erfolg – außer zum Bundesliga-Start 1985. Bayern verliert 0:1 in Uerdingen, weil Verteidiger Helmut Winklhofer das erste Eigentor schießt, das zum „Tor des Monats“ gewählt wird. Er überwindet Jean-Marie Pfaff mit einem spektakulären Heber aus 35 Metern.

„Den Helmut hab ich zur Halbzeit ausgewechselt, weil der jetzt unser bester Torschütze ist – und ich ihn fürs nächste Spiel schonen wollte“, giftet Lattek.

Jung-Manager Uli Hoeneß giftet auch – weil die ARD-Sportschau Winklhofer zur Preisverleihung einlädt: „Eine bodenlose Frechheit. Wir dürfen uns nicht mehr gefallen lassen, dass die vom Fernsehen uns verarschen. Wir müssen wieder arroganter werden.“

Dazu gibt es im weiteren Verlauf der Saison durchaus Anlass – aber erst, nachdem Norbert Eder beim zweiten Saisonspiel, beim 4:1 gegen den VfB, gleich das nächste Eigentor schießt. Armer Jean-Marie.

Den Ausgleich besorgt dann Rummenigge – aber nicht mehr Kalle, der längst in Mailand spielt, sondern Bruder Michael.

Danach läuft’s. 1:0 auf Schalke, 6:0 gegen Hannover, 2:0 gegen den HSV. Dieter Hoeneß schießt sich warm, Bremens Michael Kutzop trifft am 33. Spieltag nur den Pfosten, und am Ende sind Udos Bayern wieder Meister. Und holen das Double.

Tabellenführer sind sie diese Saison nur einmal – aber halt dann, als es drauf ankommt, am 34. Spieltag.

1995: Otto und Franz in Hollywood

Am Anfang finden alle Otto gut. Bei der Premiere des aus Bremen erbeuteten Meistertrainers Otto Rehhagel trägt Präsident Franz Beckenbauer sogar ein Käppi mit dem Werbespruch.

Mit sieben Siegen in den ersten sieben Spielen rauschen die Rehhagel-Bayern mit den neuen Stars Jürgen Klinsmann und Andi Herzog durch die Liga. Doch nach und nach wird klar, wie überragend gut Otto sich selbst findet.

„Meine Taktik ist immer richtig“, doziert Rehhagel. Wie er die Spiele für sein „Dreamteam“ plant, behält er auch lieber für sich: „Hannibal hat auch keinem verraten, dass er mit Elefanten über die Alpen kommt.“

Rehhagels Credo „Der Star ist die Mannschaft“ finden die hochdekorierten Stars der Mannschaft überschaubar gut. Training und Taktik gelten als altmodisch. Mehmet Scholl droht mit Streik: „Wenn sie mich rausschmeißen, ist es mir auch wurscht.“

Klinsmann und sein Busenfreund Matthäus rufen den „FC Hollywood“ ins Leben. Weil sich Lothar von Klinsi gemobbt fühlt, fordert er ein Duell – nicht mit Säbeln nachts bei Mondschein, sondern im Fernsehen: „Die Wahrheit muss auf den Tisch!“

Nach einem 0:1 daheim gegen Rostock findet nur noch Otto Otto gut, er muss gehen. Präsident und Interimscoach Franz Beckenbauer hatte schon davor gedroht (oder versprochen): „Wenn Ihr so weitermacht, bekommt Ihr mich als Trainer.“

Der Kaiser kann die Meisterschaft von Dortmund zwar nicht mehr verhindern. Aber er sorgt mit dem UEFA-Cup-Sieg gegen Girondins Bordeaux für den ersten internationalen Titel des FC Bayern seit 20 Jahren.

Der FC Hollywood war ein filmreifes Spektakel. Oder, wie Pressechef Markus Hörwick im Rückblick seufzt: „Basler, Effenberg, Scholl und Matthäus. Das ist kurz vor der Irrenanstalt.“

2005: Mia san dahoam

Der Star ist das Stadion! 5. August 2005, erstes Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern in der Allianz Arena. Beim 3:0 gegen Gladbach (mit Giovane Elber!) bebt der neue Tempel draußen in Fröttmaning. Owen Hargreaves schießt nach 33 Jahren Olympiastadion das erste Tor in der Arena.

66.000 Fans singen sich die Kehle wund. Die Mauereidechsen, die zuvor auf dem Gelände gelebt hatten, und die für den Bau der Arena in die Nachbarschaft umziehen mussten, erleben einen unruhigen Freitagabend. „Dieses Stadion gibt dir eine unglaubliche Energie“, jubelt Premieren-Torschütze Hargreaves.

Die Fans sind im rot erleuchteten neuen Wahrzeichen Münchens der 12. Mann. Doppelpacker Roy Makaay erklärt es so: „Wenn 66.000 Leute jubeln, spürt man das bis in die Schuhspitzen.“

Die ganze Saison mit Trainer Felix Magath, mit den Jungstars Philipp Lahm und Basti Schweinsteiger, mit Michael Ballack als Dirigent, ist eine große „La Ola“-Welle. Am Ende feiern die Bayern das Double.

Die Allianz Arena wird zur roten Festung, zum Glücksbringer, zum immer ausverkauften Wohnzimmer. Und seit 1. Mai 2025 hat sie auch noch die perfekte Adresse, am Franz-Beckenbauer-Platz 5.

2015: Nicht nur Zauber, sondern rein

Oh, wie ist das schön! In den drei Spielzeiten unter TikiTaka-Papst Pep Guardiola zelebriert der FC Bayern den vielleicht mitreißendsten Fußball seiner Geschichte.

Wie das ausschaut, ist am ersten Spieltag der Saison 2015/2016 zu bewundern, zum Start der finalen Pep-Saison. Freitagabend, Flutlicht, Bayern 5 – HSV 0!

Thomas Müller trifft doppelt, der bedauernswerte HSV hat den besten Blick auf das „peppige“ Spektakel. Es ist ein Auftakt, wie er mehr Bayern-like nicht sein könnte. S’is wieder Sommer, Sommer in der Stadt!

Pep feilt besessen an jedem Detail, optimiert sogar die Körperhaltung des großen Xabi Alonso beim Einwurf.

Am 6. Spieltag gegen Wolfsburg sorgt Robert Lewandowski für die irrwitzigsten neun Minuten, die die Liga je erlebt hat: Er trifft zwischen der 51. und der 60. Minute fünfmal.

Pep greift sich fassungslos an die Stirn, Lewy rätselt über sich selbst: „Ich wollte einfach schießen und schießen.“ Kapitän Philipp Lahm juxt über die Lewangoalski-Show: „Er hätte heute sieben Tore machen können. Da muss man auch mal kritisch sein.“

Sky-Kommentator Marcel Reif fasst das Guardiola-Erbe nach dessen zweitem Bayern-Double so zusammen: „Er hinterlässt die beste Fußballmannschaft der Welt.“

Auch wenn es mit der Champions League – mit viel Pech – dreimal nicht klappt, kann man sich den FC Bayern in den Pep-Jahren als sehr glücklichen Fußballverein vorstellen.

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