
Säbener Stories – das ist die wöchentliche Kolumne für alle, die den FC Bayern München leben und lieben. Hier geht es um die ruhmreiche Vergangenheit und die spannende Gegenwart des Rekordmeisters.
Wir erzählen von den großen Momenten des Vereins und von den neuesten Heldentaten. Hier begegnen sich Kaiser und Kane, Katsche und Kimmich, Sepp Maier, Oliver Kahn und Manuel Neuer. Die Säbener Stories liefern Geschichte und Geschichten rund um die Farbe Rot und ums „Mia san mia“.
Weil unser neuer Fan-Liebling Luis Díaz in aller Munde ist, stellen wir heute die besten Bayern-Spitznamen aller Zeiten vor – von Katsche bis Lucho.
Katsche
Dass Franz Beckenbauers brillanter Vorstopper mit bürgerlichem Namen Hans-Georg Schwarzenbeck heißt, ist fast schon in Vergessenheit geraten. Aber alle kennen den Katsche. Als sich der junge Kerl 1966 im Bayern-Training vorstellt, erklärt er schüchtern: „Ich bin der Hans.“

Sepp Maier befürchtet aber eine Hans-Verwirrung, weil es mit Hans Nowak und Hans Rigotti schon zwei „Hänse“ in der Mannschaft gibt: „Schmarrn. Des geht ned.“ Also verfügt der Gaudibursch: „Du bist der Katsche.“ Dass „Hans III.“ seit seiner Kindheit so genannt wird, hatte der Sepp im Jugend-Training aufgeschnappt.
Und dabei bleibt es. Woher der Name Katsche stammt, weiß nicht einmal der Katsche selbst: „Fragen S’ mich bittschön nicht, warum.“ Angeblich hat sein Vater den Buben wegen dessen großer Hände so genannt – was aber auch keine schlüssige Erklärung ist. Nur eines steht fest: Mit seinem Hammer-Tor im Landesmeister-Finale 1974 in Brüssel hilft Katsche seinen Bayern aus der Patsche.
Kaiser
Der bekannteste Spitzname des deutschen Fußballs ist gleich doppelt entstanden. Nach einem Pokalsieg 1969 gegen Schalke mit einer überragenden Leistung von Franz Beckenbauer schwärmt die Bildzeitung vom „Kaiser der Nation“. Den „Bomber der Nation“ gibt es ja schon, aber dazu später. Textauszug: „Schalke probte den Aufstand gegen die bayerische Monarchie. Erfolglos.“ Mia waren schon damals mia!
Quasi offiziell inthronisiert wurde der Franz 1971 in Wien – als ein Fotograf ihn bittet, bei einem Empfang neben der Büste von Kaiser Franz Joseph zu posieren: „Dann hat er draufgedrückt, und von dem Moment an war ich Kaiser Franz. So einfach geht das.“ Aber es gibt noch mehr Spitznamen für unseren Allergrößten. We call him a Klassiker. Oder einfach Lichtgestalt.
Bulle
Franz Roth, der Stier aus dem Allgäu mit dem Mordsschuss, hat das Meisterwerk vollbracht, in drei Europapokal-Endspielen das 1:0 für seine Bayern zu schießen. Wenn er den Hammer ausgepackt hat, war der Ball laut damaliger Messung mit Tempo 137 Richtung Tor unterwegs. Brasiliens Freistoßkönig Roberto Carlos hat auch nicht härter geschossen – aber mit wesentlich modernerer Ausrüstung.
Der Spitzname Bulle war also inhaltlich absolut begründet. Dafür sorgt – schon wieder – Sepp Maier. „Da ist einer, der hat Kraft wie Muh“, stellt Trainer Tschik Čajkovski 1966 den Neuzugang vor. „Bei uns heißt das Tier Bulle und nicht Muh“, erklärt der Sepp. Wobei „Muh“ Roth als Spitzname auch komisch geklungen hätte.
Bomber
Als „Bomber der Nation“ kennt bis heute die ganze Welt unsere Strafraum-Sensation Gerd Müller. Dabei trägt der junge Gerhard Müller daheim in Nördlingen einen ganz anderen Spitznamen. „Hadde“ nennen sie ihn im bayerisch-schwäbischen Dialekt. „Hadde“ wie Gerhard.

Über den von Tschik Čajkovski geprägten Umweg „Kleines dickes Müller“ wird aus dem notorischen Torschützen dann der „Bomber“. Wobei dieser Spitzname an sich Unfug ist. Denn der Bomber hat nur selten gebombt: „Ich habe in meiner Karriere vielleicht fünf, sechs Tore von außerhalb des Strafraums geschossen.“ Meistens trifft unser Neuner, weil er vor dem Tor listiger, schneller und geschickter ist als der Rest der Welt. Aber „Bomber der Nation“ klingt natürlich besser als „Abstauber der Nation“.
Katze von Anzing
Blitzschnelle Reflexe und katzenartige Sprungkraft – warum Sepp Maier nicht nur „Moare“ genannt wird, sondern auch „Die Katze von Anzing“, lässt sich leicht erklären. Dabei kommt er ursprünglich gar nicht aus Anzing im Landkreis Ebersberg, sondern ist waschechter Niederbayer aus Metten bei Deggendorf.
Aber weil er in seiner Bayern-Zeit in Anzing lebt, Tennis spielt und schnupft, wird der Niederbayer zum Oberbayer. Der Spitzname taugt ihm bis heute gut. Bester Spruch während seiner Karriere: „Ich kann mit der Katze leben – solange mich keiner Hauskatze nennt.“
Adler von Giesing
Alles, was nach Giesing klingt, betrachten Bayern-Fans mit angemessener Skepsis. Was nicht für Werner Olk gilt. Unser erster Bundesliga-Kapitän, von 1965 bis 1970, wird von Manager Robert Schwan zum „Adler von Giesing“, nun ja, geadelt.
Begründung: „Weil du immer so aussiehst, als würdest du auf deine Beute lauern und dann auf sie herunterstürzen.“ Das mit „Giesing“ ist halb so wild – und lässt sich damit erklären, dass wir von 1965 bis zum Umzug ins Olympiastadion 1972 unsere Heimspiele im Grünwalder Stadion austragen.
Wipf
Der emsige Bernd Dürnberger, der seinen Heimatort Kirchanschöring im Landkreis Traunstein ab 1972 auf die Fußball-Weltkarte bringt, ist der einzige Nicht-Nationalspieler mit mehr als 500 Spielen für den FC Bayern. Eigentlich hätte er zig Länderspiele machen müssen – aber immer, wenn ihn Helmut Schön berufen will, kommt eine Verletzung dazwischen.

Bernd nennt ihn in 13 Bayern-Jahren niemand. Denn er ist der Wipf. Gerd Müller tauft den schmächtigen Burschen irgendwann im Training so: „Du bist ein Wipf.“ Bedeutung hat dieses Wort keine, aber es klingt so schön nach dem flinken, kleinen Wusler Dürnberger. Laut Kalle Rummenigge ist Schafkopf-Gigant Wipf im Übrigen „der einzige Bayern-Spieler, der beim Kartenspielen mehr Geld verdient hat als mit Fußball“.
Balu
Als Raimond Aumann 1982 den Sprung von den Junioren zu den Bayern-Profis schafft, ist der junge Augsburger Torwart – sagen wir mal – noch nicht ganz austrainiert. Das erspäht auch Kalle Rummenigge, der ihm den Spitznamen „Balu“ verpasst – frei nach dem rundlichen Bären aus dem „Dschungelbuch“.
Aumann probiert’s aber nicht mit Gemütlichkeit, sondern mit hartem Training. Die Pfunde schwinden, der Name bleibt. Und als sechsfacher Deutscher Meister, als Weltmeister 1990 legt Balu eine gewichtige Karriere hin.
Rambo
Der raue Actionhelden-Spitzname passt eigentlich gar nicht zum fairen Freisinger Hans Pflügler. Er erhält ihn trotzdem, nachdem er bei einem Spiel gegen Dortmund gegen BVB-Torwart Teddy de Beer so robust einsteigt, dass es zu einem Tumult auf dem Platz kommt.
„Ich bin zum Kopfball hochgegangen und habe de Beer mit der Hand getroffen. Da gab es einen Riesenzirkus“, erinnert sich der langjährige Merchandise-Manager des FC Bayern. Rambo ist er genau genommen keiner – aber als fünffacher deutscher Meister und Weltmeister 1990 haben die gegnerischen Stürmer trotzdem allen Grund, ihn zu fürchten.
Kobra
Ruhrpott-Stürmer Jürgen Wegmann, der von 1987 bis 1989 stolze 38 Tore für den FC Bayern schießt, sorgt selbst für seinen tierischen Spitznamen. Denn er macht den gegnerischen Verteidigern mit diesem Spruch Angst: „Ich bin giftiger wie die giftigste Schlange!“ Grammatikalisch nicht ganz ideal, aber bei seiner Torquote durchaus berechtigt.
Der Kobra-Vergleich ist allerdings nur sein zweitbester Spruch. Zur Legende wird er mit der schönsten Erklärung für eine Niederlage, die es je gab: „Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Für seine Bayern-Zeit gilt das nicht, mit seinem prächtigen Seitfallzieher zum Tor des Jahres 1988 und mit dem Meistertitel 1989.
Tiger
Wetten, dass sich Stefan Effenberg, Kapitän bei unserem Champions-League-Triumph 2001, seinen zweiten Vornamen „Tiger“ selbst verschafft hat? Er ist 1994 zu Gast auf der Couch bei Thomas Gottschalk, verliert eine Wette – und muss sich von einem Punk-Friseur aus London den Tiger in den Nacken malen lassen.

Die Haarpracht geht, der Name bleibt. Und eigentlich findet Effe seine neue, bissige Berufsbezeichnung gar nicht so verkehrt: „Es sah total geil aus, richtig furchterregend.“ Die Fans steigen auf die Nummer ein, in Hamburg steht auf einem Transparent: „Skalpiert den Tiger!“ Beim FC Bayern holt sich Effe aber meistens die Skalps seiner Gegner.
Titan
Als er Deutschland 2002 bei der WM in Japan und Südkorea fast im Alleingang ins Finale befördert, mutiert Oliver Kahn zum „Titan“. So feiern ihn die Zeitungen. In der griechischen Mythologie wird Uranos, der Gottvater der Titanen, von seinem Sohn Kronos gestürzt. Im WM-Endspiel 2002 schafft das Brasiliens Rivaldo, aber der göttliche Name bleibt.
Wobei es durchaus eine Alternative gegeben hätte. Daheim beim KSC nennen alle den jungen Kahn „Paul“ – eine Anspielung auf Pianist Paul Kuhn („Es gibt kein Bier auf Hawaii“), der fast den gleichen Nachnamen trägt. Bayern-Kollege Didi Hamann verrät: „Ich kannte ihn nur als Paul und kenne ihn auch heute nur als Paul.“ Also Paul Kahn? Ach nein, dann doch lieber Titan.
Popeye
Den kennen wir doch! Stolze 1,93 Meter groß, dicke Muskeln, keine Haare – das muss Popeye sein. Es ist aber Carsten Jancker, Hüne und Erfolgsstürmer des FC Bayern mit 79 Toren zwischen 1996 und 2002.
Gegnerische Abwehrspieler beeindrucken den bulligen Angreifer wenig, was auch zu Comic-Held Popeye passt: „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern.“ Viermal wird der Mecklenburger mit Bayern Deutscher Meister, 2001 gewinnt er die Champions League. Ob’s am Spinat lag?
Phantom
Nachdem Roy Makaay beim 3:2 von Deportivo La Coruña 2002 in München drei Champions-League-Tore gegen Ottmar Hitzfelds Mannschaft schießt, reagiert Uli Hoeneß in bewährter Weise: Der Holländer wird eingekauft und schießt von 2003 bis 2007 insgesamt 103 Bayern-Tore.

Aber was heißt „schießt“? Der schlaue Holländer ist ein Schleicher, spezialisiert auf trickreiche, unerwartete Tore. Weil er auf dem Platz minutenlang untertauchen kann und genau dort wieder erscheint, wo es gefährlich wird, ist Makaay das „Phantom“. 2007 gegen Real Madrid taucht er schon nach exakt 10,12 Sekunden auf – und schießt das schnellste Tor der Champions-League-Geschichte.
The Rock
Am belgischen Abwehrhünen Daniel Van Buyten prallen von 2006 bis 2014 die gegnerischen Stürmer ab – auch auf dem Weg zum Triumph im Champions-League-Finale in Wembley 2013 gegen Borussia Dortmund.
Der 1,97-Meter-Koloss steht in 239 Spielen unüberwindlich wie ein Fels in der Bayern-Abwehr – und wird zu „The Rock“, frei nach Wrestler Dwayne Johnson. Das Kompromisslose liegt in Daniels Familie: Papa Frans war ein bekannter Wrestler – oder auch Catcher, wie man das damals nannte.
Mr. Wembley
Der Arjen hat’s gemacht, am 25. Mai 2013 im Londoner Wembley-Stadion im Finale gegen den BVB! Es ist eines der meistgefeierten, epochalsten Tore in der Geschichte des FC Bayern. Bis heute gilt bei den Fans: „Ich hab geträumt von dir, von unsrer Wembley Nacht!“

Fortan ist Arjen Robben der „Mr. Wembley“ – und gemeinsam mit Franck Ribéry als „Robbery“ Bayern-Legende für immer. Gut, dass er in Wembley getroffen hat. Und gut, dass sich der Spitzname „Robbi“ nie durchgesetzt hat.
Koka
Früher hat Sepp Maier die Bayern-Spitznamen geprägt, später hat ihn mit Thomas Müller ein neuer Gaudibursch abgelöst. Das gilt auch für Ivan Perišić, den cleveren Kroaten, der 2020 mit Bayern die Champions League gewinnt – und der heute, mit 36, immer noch Tore schießt, aktuell bei der PSV Eindhoven.
Thomas Müller beschert ihm in München den Spitznamen „Koka“. Das bedeutet auf Kroatisch „Hähnchen“ – und passt, weil er als Kind auf der Hühnerfarm seines Vaters mitgeholfen hat. Als Thomas davon erfährt, wird aus Ivan der „Koka“ – der in 35 Bayern-Spielen die gegnerischen Verteidiger rupft.
Kleber
Apropos Thomas Müller! Unser Neu-Kanadier ist der Mann der vielen Spitznamen. Den „Raumdeuter“, „Radio Müller“ oder „Mülli“ kennt jeder. Aber sein erster Spitzname lautet „Kleber“.
Den verdient sich der kleine Thomas in der Jugend des TSV Pähl – weil er durch fleißiges Reden (so kennt man ihn) der Kitt ist, der die Truppe zusammenhält.
Rakete
Als „King“ ist Kingsley Coman weltbekannt, unser umjubelter Torschütze im Champions-League-Endspiel 2020. Aber der schnelle Franzose, der jetzt in Saudi-Arabien spielt und trifft, hat spitznamentechnisch noch mehr zu bieten.
Bei Paris St. Germain nennt ihn Teamkollege und Freund Mike Maignan „Das Mofa“ – weil er unermüdlich die Linie rauf und runter saust. Später kommt „Rakete“ dazu, wegen maximalem Speed auf dem Platz. „Rakete gefällt mir besser, ist schneller als ein Mofa“, lacht der King.
Mr. Nonchalant
So richtig hat sich der Spitzname unseres Frankreich-Juwels Michael Olise in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Aber das kann ja noch werden. In England wurde Michael zum „Mr. Nonchalant“ (nicht Monsieur!).

Das definiert der Duden als „ungezwungen, unbekümmert, lässig“. Und es passt perfekt zu seiner coolen Spielweise. Wir möchten wetten, dass Michael Olise noch viele nonchalante Tore für den FC Bayern schießt.
Gwemool
Diesen Spitznamen, auf Deutsch „Monster“, trägt Minjae Kim schon als junger Innenverteidiger bei Jeonbuk Hyundai Motors in der koreanischen K League.
Groß, kräftig, kompromisslos – genau deshalb mag Minjae seinen Spitznamen, der auf Deutsch „Gwe-mul“ ausgesprochen wird: „Er bringt meine Stärken als Verteidiger perfekt auf den Punkt.“
Bambi
Alle Bayern-Fans können es kaum erwarten, bis Jamal Musiala endlich wieder wie ein junges Reh übers Spielfeld springt. Weil er so jung und unschuldig, so flink und elegant kickt, verdient er sich schon im Bayern-Nachwuchs den Spitznamen „Bambi“.
Bei den Profis macht Leroy Sané den Walt-Disney-Namen populär. Wobei: Jetzt, mit 22, als fünffacher Deutscher Meister und gestandener 40-facher deutscher Nationalspieler, ist Jamal dem Bambi-Alter eigentlich längst entwachsen. Oder, wie es Thomas Müller ausgedrückt hat: „Er wird bald zum Hirsch.“
Lucho
Der nächste Bayern-Spitzname, den unsere Fans auf Transparenten und in Sprechchören feiern werden, ist „Lucho“ alias Luis Díaz. Unser Liverpool-Neuzugang heißt mit vollem Namen Luis Fernando Díaz Marulanda – aber Lucho reicht. In Spanien und Lateinamerika wird aus beinahe jedem Luis ein „Lucho“, so wie bei uns aus dem Hans ein Hansi oder aus dem Joachim ein Jogi.

Aber die Verkleinerungsform mit der Nachsilbe „cho“ ist nicht der einzige Grund, warum man den Kolumbianer als „Lucho“ kennt. Denn im Spanischen bedeutet „Luchar“ Kämpfen. Das passt doch perfekt zu Lucho.
Über den Autor: Unser Kolumnist, der „Balkonpoet“, war schon vor der WM 1974 als kleiner Münchner Bub überzeugt: „Der FC Bayern wird Weltmeister – weil da Franz Beckenbauer und Gerd Müller mitspielen.“
Gut, den Unterschied zwischen Vereinsfußball und Nationalelf musste er noch lernen. Aber an seiner Grundüberzeugung hat sich nichts geändert: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnt der FC Bayern. Zumindest meistens.
In den Säbener Stories verbindet er jahrzehntelange Bayern-Leidenschaft mit einem amüsanten und unterhaltsamen Blick auf die Mannschaft von heute. Pack ma’s, Vincent!
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