
Säbener Stories – das ist die Kolumne für alle, die den FC Bayern München leben und lieben. Hier geht es um die ruhmreiche Vergangenheit und die spannende Gegenwart des Rekordmeisters.
Am Samstag steht in der Allianz Arena das ewige Duell zwischen Bayern und Dortmund an. Wir erzählen Euch die Geschichten von fünf „schwarzgelben“ Bayern – die, wie unser Raphaël Guerreiro, für beide Klubs gespielt haben.
Michael Rummenigge (ab 1981 München, ab 1988 Dortmund): Der feine Techniker mit dem großen Namen
Ohne Karl-Heinz kein Michael. Als Kalle 1981 seinen Bayern-Vertrag verlängert, handelt er gleich den für seinen kleinen Bruder mit aus. Michael kommt mit 17 als Riesentalent aus Lippstadt nach München – und setzt sich durch.
Er schießt in 205 Bayern-Spielen 66 Tore, wird dreimal Meister und Nationalspieler. „Ich war der bessere Fußballer, er der Schnellere“, blickt Michael zurück. Rummenigge II. emanzipiert sich von „Big Brother“ Kalle.

Doch 1988 kündigt Uli Hoeneß den Umbruch an, Michael geht. Dass er ausgerechnet in Dortmund landet, begeistert die BVB-Fans nicht restlos. Sie fordern quasi: „Koa Rummenigge!“
Doch dann wird er bei den Schwarzgelben Publikumsliebling, Pokalsieger, Kapitän. In der Kabine nennen sie ihn mit viel Respekt „Kalle“.
Heute lebt Michael Rummenigge in Dortmund: „Mein Herz schlägt für beide Vereine. Aber wenn der BVB gegen Bayern spielt, schlägt es nur für den BVB. Das ist meinem Bruder aber schwer verständlich zu machen.“
Thomas Helmer (ab 1986 Dortmund, ab 1992 München): Transfer-Krimi und Phantomtor
1992 will Bayern unbedingt Dortmunds Abwehrchef Thomas Helmer – und setzt auf eine Hoeneß-Idee. Weil der BVB ihn nicht direkt abgeben will, wechselt Helmer erst zu AJ Auxerre. Der Trick: Auslandsklausel mit drei Millionen Mark Ablöse nutzen, dann sofort weiter nach München.

Der Trick ist selbst dem schlauen Uli nicht ganz geheuer: „Wir schöpfen die Gesetze extrem aus.“ Die „Helmer-Affäre“ sorgt für Riesenwirbel, Bundestrainer Berti Vogts droht dem Abwehr-As sogar mit EM-Ausschluss. Also zahlt der FC Bayern eben doch die Bundesliga-Rekordablöse von 7,5 Millionen Mark. Doch selbst dieser Riesenbatzen Geld zahlt sich aus.
In München wird der Ex-Borusse Abwehrchef, Kapitän, Titelgarant: dreimal Meister, Pokalsieger, UEFA-Cup-Sieger 1996.
1994 schreibt er Geschichte: Gegen Nürnberg schiebt er den Ball am Pfosten vorbei, doch der Schiri gibt den Treffer. Phantomtor! Helmer sagt später: „Ich wusste selbst nicht, ob er drin war – aber ich hab mich gefreut.“
Mats Hummels (ab 2007 zwischen München und Dortmund): Der Rückkehrer mit Stil und Sieger-Gen
Mats Hummels trägt von klein auf Rot. Er durchläuft jede Jugendmannschaft beim FC Bayern, debütiert 2007 unter Ottmar Hitzfeld. Doch unter Jürgen Klinsmann stockt die Entwicklung.
Dortmund wird zur Lösung, Hummels blüht auf: Meister 2011 und 2012, Champions-League-Finalist 2013 – ausgerechnet gegen Bayern, als es der Arjen macht. 2016 kehrt er für 35 Millionen Euro nach München zurück: „Ich will meine Grenzen testen – und das geht bei Bayern am besten.“

Der Weltmeister liefert, mit Eleganz und Beckenbauer-artiger Aura: Er ist Stratege, Taktgeber, Kapitän ohne Binde. 2019 zieht es ihn zurück nach Dortmund – mehr Spielzeit, mehr Verantwortung. Hans-Joachim Watzke lockt: „Willst du nochmal richtig wichtig sein?“ Mats will. Und wird.
2024 köpft er Dortmund ins Champions-League-Finale – mit 35! Hermann Gerland nennt ihn „den komplettesten Verteidiger, den ich je gesehen habe“.
Mario Götze (ab 2009 zwischen Dortmund und München): Genie und Guardiola
April 2013, Fußball-Deutschland erstarrt: Mega-Talent Mario Götze wechselt von Dortmund zu Bayern, für 37 Millionen Euro. Er will unbedingt zu Pep Guardiola: „Ich liebe Barcelonas Spiel – das will ich lernen.“
Doch schon der Start wird schwierig. Bei seiner Vorstellung trägt er ein Nike-Shirt – Adidas kocht. Sportlich blitzt sein Talent auf, aber er bleibt verletzungsanfällig.

Trotzdem gewinnt er in München drei Meisterschaften, zwei DFB-Pokale. Und er schießt 2014 in Rio als Bayern-Spieler das größte Tor der jüngeren deutschen Fußballgeschichte. Zumindest an diesem magischen Abend zeigt er, dass er besser ist als Messi. Mach ihn, Mario! Und er macht ihn! Weltmeister!
2016 kehrt Mario Götze zurück nach Dortmund – leise, fast demütig. In einem Brief an sein jüngeres Ich schreibt er: „Vielleicht wär’s besser gewesen, länger beim BVB zu bleiben.“
Doch für den Mut, den Schritt zu Pep nach München zu wagen, hat er jeden Respekt verdient. Und dass Super Mario heute, mit 33, immer noch zaubern kann, begeistert die Fans von Eintracht Frankfurt.
Robert Lewandowski (ab 2010 Dortmund, ab 2014 München): Vulkan, Müller-Rekord und Fünf-Tore-Wahnsinn
2010 will der junge Lewandowski von Lech Posen zu den Blackburn Rovers. Doch der isländische Vulkan Eyjafjallajökull legt den Flugverkehr lahm. Lewy landet – aber nicht in der Premier League, sondern in Dortmund.
Dort wirft er die Tormaschine an, mit 103 Toren in 187 Spielen. Und schaltet sie bis heute nicht mehr aus.

2013 will ihn Bayern – doch der BVB blockt. Als sein Vertrag 2014 ausläuft, greift der FCB zu. Ablösefrei! Ein Jahrhundert-Coup. „So ein Spieler – umsonst? Das ist wie Weihnachten“, schwärmt Kalle Rummenigge. Der Rest ist Legende.
Lewandowski trifft wie am Fließband: 344 Tore, acht Meisterschaften, Triple 2020. Und: fünf Tore in neun Minuten gegen Wolfsburg! Pep Guardiola greift sich an den Kopf, ist fassungslos: „Ich verstehe das nicht.“ Aber wie sollte er, Lewy versteht es ja selbst nicht.
2021 passiert schon wieder Unfassbares: 41 Tore in einer Bundesliga-Saison – Müller-Rekord geknackt! Beim 40. Tor lupft Robert Lewandowski das Trikot, zeigt ein Shirt mit dem Konterfei des Bombers: „4ever Gerd.“
Heute hat der FC Bayern mit Harry Kane einen brillanten Nachfolger gefunden. Trotzdem gilt in München weiterhin: 4ever Lewy.
Über den Autor: Unser Kolumnist, der „Balkonpoet“, war schon vor der WM 1974 als kleiner Münchner Bub überzeugt: „Der FC Bayern wird Weltmeister – weil da Franz Beckenbauer und Gerd Müller mitspielen.“
Gut, den Unterschied zwischen Vereinsfußball und Nationalelf musste er noch lernen. Aber an seiner Grundüberzeugung hat sich nichts geändert: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnt der FC Bayern. Zumindest meistens.
In den Säbener Stories verbindet er jahrzehntelange Bayern-Leidenschaft mit einem amüsanten und unterhaltsamen Blick auf die Mannschaft von heute. Pack ma’s, Vincent!
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