
Säbener Stories – das ist die Kolumne für alle, die den FC Bayern München leben und lieben. Hier geht es um die ruhmreiche Vergangenheit und die spannende Gegenwart des Rekordmeisters.
Thema diesmal: Luis Díaz versüßt uns die Länderspielpause. Wenn der FC Bayern nicht spielt und gewinnt, kann man sich zum Trost immer und immer wieder das magische Wunder-Tor von Lucho bei Union Berlin anschauen – reingezaubert aus dem vielleicht spitzesten Winkel der Welt.
Aber da geht noch mehr: Wir zeigen Euch elf FC Bayern-Tore zum Zungeschnalzen. Da vergeht die Länderspielpause wie im Flug.
Video: Kick it like Lucho - 11 FC Bayern-Tore zum Zungeschnalzen

Franz „Bulle“ Roth 1967 gegen Glasgow Rangers
Es ist das Tor, das den FC Bayern auf die europäische Fußball-Landkarte bringt, nur zwei Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg. Europapokal-Finale der Pokalsieger 1967 in Nürnberg gegen die Glasgow Rangers. 108 Minuten müssen Franz Beckenbauer, Gerd Müller & Co. auf den erlösenden Treffer warten.

Dann kommt Franz Roth (21), der Jung-Bulle aus dem Allgäu. Rainer Ohlhauser befördert den Ball mit einem langen Heber vors Rangers-Tor, Roth nimmt ihn artistisch im Fallen an – drin, 1:0! „It’s Fräns Ross“, hadert der schottische TV-Kommentator.
Der Bullen-Ball ist heute in der Bayern-Erlebniswelt zu bestaunen. Und Franz Roth schafft das Meisterwerk, in drei gewonnenen Europacup-Endspielen jeweils das 1:0 zu schießen. That’s what Fräns are for!
Franz Beckenbauer 1974 gegen den MSV Duisburg
Fürs Toreschießen war der Kaiser eigentlich nicht zuständig. Aber 75 Treffer in 584 Bayern-Spielen können sich trotzdem sehen lassen. Und wenn Franz Beckenbauer getroffen hat – dann waren es oft wahre Meisterwerke.

Sein schönstes Tor? 1974 gegen Duisburg. Freistoß aus 20 Metern, Uli Hoeneß und Gerd Müller stehen am Ball. Dann sperren sie die Trickkiste auf. Aus dem Hintergrund müsste Beckenbauer schießen – und er trifft unnachahmlich elegant mit dem Außenrist rechts oben in den Winkel. Kaiserlich!
Gerd Müller 1976 gegen Baník Ostrau
Mit den 570 Treffern von Gerd Müller für den FC Bayern ließe sich diese Kolumne im Alleingang bestreiten, und zwar vier- bis fünffach. Mindestens.
Sein vielleicht spektakulärstes Tor hat unsere Legende im eher unspektakulären Europacup-Achtelfinale 1976 bei Baník Ostrau aus der ČSSR erzielt.

Nach einer Flanke von rechts steigt Gerd Müller vor dem Tor höher und höher und höher, wie ein Hubschrauber. Als der Herr der Lüfte oben angekommen ist, wuchtet er den Ball per Kopf unhaltbar in den Winkel. Flieg, Bomber, flieg – und mach das Tor des Jahres 1976!
Karl-Heinz Rummenigge 1980 gegen den VfL Bochum
Franz Beckenbauer hat ja mal ausdrücklich das Lupfen verboten. Aber wenn Karl-Heinz Rummenigge bei seinem Tor des Jahres 1980 gegen Bochum nicht gelupft hätte, wäre der Fußballwelt einiges entgangen.
Magic Kalle jongliert den Ball dabei gleich dreimal, und hebt ihn dann als Bogenlampe über VfL-Keeper Reinhard Mager ins Netz. „Aus der Not geboren“, beschreibt er sein Wundertor. Aber Kalle hat aus der Not eine Tugend gemacht.
Klaus Augenthaler 1989 gegen Eintracht Frankfurt
Mit Auge und mit Wumms: Als Klaus Augenthaler im Pokal gegen Frankfurt 1989 spannt (so sagt man in Niederbayern), dass Eintracht-Keeper Uli Stein zu weit vor seinem Tor herumturnt, haut er aus 49,50 Meter drauf – und trifft von der Mittellinie.

Damit erzielt Auge das Tor des Jahrzehnts. Jung-Trainer Jupp Heynckes hat seinen Kapitän vorher noch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Stein gern wie ein zweiter Libero weit vor seinem Kasten steht. Auge im Rückblick: „Das schönste Gegentor, das Uli je bekommen hat.“
Giovane Élber 2003 gegen Borussia Mönchengladbach
Unser Giovane war der Mann für die Tore des Jahres. 1999 trifft er gegen Rostock aus Lucho-artigem Winkel von der Eckfahne ins leere Tor. Da applaudiert sogar der Linienrichter.
2003 gegen Gladbach bedient ihn Zé Roberto ideal. Giovane dreht sich – und schiebt den Ball aus fünf Metern mit einem genialen Hackentrick ins Tor. Da sitzt man heute noch vor dem Fernseher und möchte applaudieren!
Arjen Robben 2009 gegen den VfL Wolfsburg
Okay, da hat der FC Bayern scheinbar einen recht brauchbaren Fußballer von Real Madrid verpflichtet…
Am 28. August 2009 wird Arjen Robben (25) offiziell Bayer – und am 29. August steigt die erste Feier. Beim Debüt gegen Wolfsburg trifft unser neuer Lieblings-Holländer gleich mal doppelt.

Beide Treffer fallen nach Vorlagen von Franck Ribéry – darunter das Zaubertor zum 3:0 nach einem überfallartigen Konter. Die Geburtsstunde von „Robbery“ bringt Arjens Bayern-Tore Nummer 1 und 2. 142 weitere folgen, darunter ein ganz bestimmtes im Londoner Wembley-Stadion…
Franck Ribéry 2013 gegen Borussia Mönchengladbach
Apropos Wembley: Genau eine Woche vor dem Finale gegen Dortmund schießen sich Robbery bei der 4:3-Generalprobe in Gladbach warm. Es ist quasi „la répétition générale“, „de generale repetitie“ fürs Endspiel, wie es daheim bei unseren beiden Helden heißt.
Der Monsieur trifft doppelt. Seinen 18-Meter-Volleyhammer lobt er später zurecht als „mein schönstes Tor“. Und Arjens 4:3 bereitet er auch noch vor. Wembley kann kommen!
Thomas Müller 2016 gegen Darmstadt 98
Unser Kanadier aus Pähl hat nicht nur kompetent den Raum gedeutet. 2016 gegen Darmstadt rutscht ihm ein unfassbarer Seitfallrückzieher raus. Davor nimmt er den Ball auch noch höchst elegant mit der Brust an, zwei Darmstädter schauen ehrfürchtig zu.

Sogar die Engländer schwärmen vom „tremendous bicycle kick“. Klare Botschaft auf Twitter zum akrobatischen Tor des Monats: „Die Bayern sollten IMMER einen Müller im Kader haben: Müller gleich Erfolg.“
Jamal Musiala 2023 gegen den VfL Wolfsburg
Da schaut gefühlt ganz Wolfsburg zu – und kann Bambi nicht stoppen. Wie viele Hellgrüne stehen zwischen Jamal Musiala und dem Tor? Fünf, sechs, sieben? Ist ihm doch egal!
Mit seinen 20 Jahren kurvt Jamal wie ein Skifahrer übers Feld, tanzt alle aus und schiebt den Ball ins Tor. Es ist ein Riesen-Slalom, auf den Felix Neureuther stolz gewesen wäre. So ein schönes Solo gibt es sonst höchstens beim Schafkopfen.
Harry Kane 2024 gegen den FC Augsburg
Harrys Kung-Fu-Kopfball mit maximal artistischer Ballannahme gegen den FCA ist noch in bester Erinnerung. Das Tor des Jahres 2024 hängt gefühlt im Museum der schönsten Bayern-Buden aller Zeiten.

Dass Harry dabei das offizielle Bundesliga-Logo nachstellen wollte, ist im Übrigen nur ein Gerücht. Bestätigt ist dagegen, dass sogar Ehefrau Katie beeindruckt war: „Sie meinte, dass sie gar nicht wusste, dass ich so beweglich bin.“
Über den Autor: Unser Kolumnist, der „Balkonpoet“, war schon vor der WM 1974 als kleiner Münchner Bub überzeugt: „Der FC Bayern wird Weltmeister – weil da Franz Beckenbauer und Gerd Müller mitspielen.“
Gut, den Unterschied zwischen Vereinsfußball und Nationalelf musste er noch lernen. Aber an seiner Grundüberzeugung hat sich nichts geändert: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnt der FC Bayern. Zumindest meistens.
In den Säbener Stories verbindet er jahrzehntelange Bayern-Leidenschaft mit einem amüsanten und unterhaltsamen Blick auf die Mannschaft von heute. Pack ma’s, Vincent!
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