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Kerle wie Karl! 8 Bayern-Talente, die uns begeistert haben

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Roque Santa Cruz: Er rockte beim FC Bayern, und er rockt bis heute.
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Kerle wie Lennart Karl! 8 Bayern-Talente, die uns begeistert haben

Säbener Stories – das ist die Kolumne für alle, die den FC Bayern München leben und lieben. Hier geht es um die ruhmreiche Vergangenheit und die spannende Gegenwart des Rekordmeisters.

Thema diesmal: 17 Jahr, wunderbar! Lennart Karl verzückt die Fans mit seinen Tricks, mit seinen Toren. Und er hat als Riesentalent beim FC Bayern natürlich legendäre Vorgänger – von Gerd Müller bis Thomas Müller, von Franz Beckenbauer bis Jamal Musiala. Acht von ihnen wollen wir Euch heute vorstellen.

Uli Hoeneß (1970): Jung-Siegfried an der Frankiermaschine

Ein einziger Koffer im Gepäck – und ein ambitionierter Plan. So kommt Uli Hoeneß 1970 mit 18 Jahren an die Säbener Straße. Der Sohn eines Ulmer Metzgers rennt die 100 Meter in 11,0 Sekunden, gilt bald als „schnellster lebender Stürmer Europas“.

Die 50.000 Mark Ablöse, die Manager Robert Schwan an die TSG Ulm überweist, sind wahrscheinlich die am besten investierten 50.000 Mark in der Geschichte des FC Bayern. Dass er gleichzeitig seinen Nachfolger angeheuert hat, schwant dem Mann mit der Pfeife 1970 noch nicht.

Mehr Star-Power geht nun wirklich nicht: Der FC Bayern 1972 mit Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Hoeneß und Katsche Schwarzenbeck.
Mehr Star-Power geht nun wirklich nicht: Der FC Bayern 1972 mit Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Hoeneß und Katsche Schwarzenbeck. | © Imago

Wobei: Er hätte es ahnen können. Denn der junge Ulrich hat sich bereits als cleverer Geschäftsmann erwiesen. Er stellt in Ulm die bestverdienende Schülermitverwaltung Baden-Württembergs auf die Beine, dank höchstpersönlich akquirierter Anzeigenkunden und profitabler Schulfeste.

Der neue Trainer Udo Lattek kennt ihn aus der Jugendnationalelf. Uli unterschreibt zunächst nur einen Amateurvertrag, um 1972 bei Olympia spielen zu können. Nebenbei bedient er die Frankiermaschine in der Geschäftsstelle – kein Witz!

Weil er bei Feiern Apfelsaft statt Bier trinkt, frotzelt Gerd Müller über ihn. Hoeneß kontert: „Ich trink erst, wenn ich was gewonnen habe.“ Und er gewinnt alles im Fußball. Der Mann mit den schnellen Beinen und dem schnellen Verstand schreibt Geschichte – erst auf dem Rasen, dann im Büro.

Paul Breitner (1970): Der Wilde mit der Mao-Bibel

Er liest Che Guevara, trägt Bart und liebt Brecht. Paul Breitner ist kein Fußballer wie jeder andere – und passt 1970 doch genau zu den Bayern, die er für einen „stockkonservativen Verein“ hält, und die er wachrüttelt.

Auch für diesen 18-Jährigen zahlt Manager Schwan sehr lohnenswerte 50.000 Mark Ablöse. Der Sonderschullehrer in spe vom ESV Freilassing bricht sein Studium ab – und startet durch.

Breitner debütiert am selben Tag wie sein „Zwilling“ Hoeneß – am 15. August 1970 beim 1:1 gegen den VfB. Ein historisches Spiel, wie 32 Jahre später bei der Doppel-Premiere von Philipp Lahm und Basti Schweinsteiger.

Der junge Paul erfindet die Rolle des Offensivverteidigers völlig neu. Er spielt links, denkt links. Präsident Wilhelm Neudecker verdächtigt ihn revolutionärer Umtriebe und fordert ihn bei einem Europacupspiel in der ČSSR auf, in den „Sozialismus“ umzuziehen. 1974 zieht Breitner als Weltmeister tatsächlich um – zu Real Madrid.

1978 ist er zurück in München und startet „Breitner Reloaded“, als geniale Hälfte von „Breitnigge“. Ohne Uli und Paul, ohne die jungen Wilden von 1970, ist kein moderner FC Bayern denkbar.

Karl-Heinz Rummenigge (1974): Vom Banklehrling zum Weltstar

Karl-Heinz Rummenigge hält es im Nachhinein für ein „Harakiri-Unternehmen“, dass er 1974 zum FC Bayern wechselt. Wie soll hier ein 19-jähriger Stürmer von Borussia Lippstadt, aus der Westfalen-Liga, den Durchbruch schaffen? In einer Offensive mit Gerd Müller und Uli Hoeneß?

So jung – und so talentiert: Westfalen-Liga-Neuzugang Kalle Rummenigge 1974.
So jung – und so talentiert: Westfalen-Liga-Neuzugang Kalle Rummenigge 1974. | © Imago

Banklehrling Kalle kostet 17.500 Mark Ablöse. „Das wird nie einer“, vermutet Franz Beckenbauer. Trainer Dettmar Cramer ist dagegen überzeugt: „Das wird einer.“ Rummenigge muss schuften: „In einer normalen Woche hatten die Spieler sechs bis sieben Trainingseinheiten, ich hatte zwölf.“ Ziehvater Cramer fordert ihn unentwegt. Und Kalle gibt Gas.

In der ersten Saison schießt er fünf Bundesliga-Tore, dann acht – und 1979/80 plötzlich 26! Nach dem Abschied von Franz Beckenbauer und Gerd Müller reift die stürmende Hälfte von „Breitnigge“ zum Weltstar.

Als Vorstandsvorsitzender führt er den FC Bayern ab 2002 in eine neue Ära. Sorry, Franz: Das wurde einer, der Rummenigge. Und was für einer!

Ludwig Kögl (1984): Der Wiggerl vom Stadtrivalen

„I wär scho gern bei Sechzig bliem“, sagt Ludwig Kögl später. Doch 1984 vergeigen die Löwen schon wieder den Aufstieg aus der Bayernliga. Uli Hoeneß schlägt zu, für 70.000 Mark.

Gleich im ersten Jahr macht Kögl 27 Bundesliga-Spiele, wird Meister – wie später noch fünfmal.

Wiggerl Kögl jubelt. Der junge Mann rechts heißt Flick, Hans-Dieter Flick.
Wiggerl Kögl jubelt. Der junge Mann rechts heißt Flick, Hans-Dieter Flick. | © Imago

Karriere-Höhepunkt und Tiefpunkt in einem ist das Landesmeisterfinale 1987 gegen Porto. Wiggerl mit seinen übersichtlichen 1,71 Metern köpft das 1:0: „Wahnsinn: Ein Kopfballtor – ich!“

Dass Kögl zum Helden wird, verhindert Rabah Madjer mit dem fiesesten Hackentor der Fußballgeschichte. Ärgert uns heute noch!

Wiggerls legendärer Spruch: „Entweder i geh links vorbei – oder i geh rechts vorbei.“ Gut zuhören, Lenny Karl!

Mehmet Scholl (1992): Der Mozart aus Baden

Karlsruhe, 1992. Der KSC verliert sein Juwel für 2,5 Millionen Mark: Mehmet Scholl. Ein 21-Jähriger, schmal gebaut, technisch brillant. Am Ball ein Mozart – nur nicht aus Salzburg, sondern aus Baden.

Der sehr junge Mehmet Scholl 1992 – Ballstreichler und Bravo-Liebling.
Der sehr junge Mehmet Scholl 1992 – Ballstreichler und Bravo-Liebling. | © Imago

Gleich seine erste Saison: 31 Liga-Einsätze, sieben Tore. Seine Sprüche? Kult! „Spielerfrau wäre mein Traumberuf.“ Warum er mit der Nummer 7 spielt? „Weil ich in dem Alter mit dem Rauchen aufgehört habe.“

Als Mehmet Scholl 2007 hochdekoriert abtritt, gibt er die 7 an Franck Ribéry weiter – was für eine Bayern-Dynastie!

Roque Santa Cruz (1999): Babygol aus Paraguay

Ein Teenager fliegt allein von Asunción nach München. Roque Santa Cruz, 17 Jahre jung, schüchtern, talentiert, torhungrig. Uli Hoeneß muss lange mit dem Club Olimpia feilschen: „Ich war schon raus aus dem Raum, aber der Präsident hat mich zurückgeholt.“ Am Ende zahlt Bayern rund zehn Millionen Mark.

Sportfreund, gar nicht stiller. Roque jubelt 2004 mit Roy Makaay.
Sportfreund, gar nicht stiller. Roque jubelt 2004 mit Roy Makaay. | © Imago

Sein erstes Tor? 1999 gegen Unterhaching. Roque trifft, lacht und weint zugleich. Die Fans nennen ihn „Babygol“. „Ich, Roque!“ singen die Sportfreunde Stiller. Ein Mega-Hit, wie der ganze Kerl, trotz vieler leidiger Verletzungen.

Roque rockt bis heute bei Club Libertad Asunción – nicht mehr als Juwel von 17 Jahren, sondern als Legende mit 44. Wenn Lenny Karl es ihm nachmacht, haben wir bis zum Jahr 2052 Freude an ihm.

Owen Hargreaves (2000): Der Engländer aus Kanada

Er spricht kein Deutsch, und schon gar kein Bayerisch. Aber Fußball? Den spricht Owen Hargreaves fließend. Mit 16 kommt er aus Calgary zu den Bayern, entdeckt bei einem Jugendturnier. Homesick, Schnitzel zum Frühstück, Sprachprobleme – alles vertreten. Aber er bleibt.

Owen – aber nicht Michael. Unser England-Kanadier 2001 mit sehr schöner Trophäe.
Owen – aber nicht Michael. Unser England-Kanadier 2001 mit sehr schöner Trophäe. | © Imago

Bei seinen ersten Spielen staunen viele noch über den Buben mit dem Namen „Owen“ auf dem Rücken. Haben die Bayern heimlich Englands Weltstar Michael Owen angeheuert?

Als er beim Champions-League-Halbfinale 2001 gegen Real den gelbgesperrten Stefan Effenberg brillant ersetzt, weiß die ganze Welt, dass Owen der Vorname ist, und nicht der Nachname. Im Finale gegen Valencia spielt er 120 Minuten, streckt mit 20 den Henkelpott in die Luft.

Die Engländer, denen Owen Hargreaves immer so verdächtig deutsch erschien, feiern ihn 2006 als ihren besten Spieler bei der WM – und als Fußballer des Jahres.

Alphonso Davies (2019): Der Roadrunner aus dem Flüchtlingslager

Geboren in Ghana im Flüchtlingslager Buduburam, gestrandet in Kanada – und mit 18 zum FC Bayern. Das Leben von Alphonso Davies klingt nach einem Fußballmärchen mit riesigem Happy End.

2019 wechselt er vom späteren Thomas-Müller-Klub Vancouver Whitecaps nach München. Hier reift er vom Linksaußen zum besten Linksverteidiger der Welt.

Bayern-Helden jubeln im Doppelpack: Thiago mit Phonzie Davies.
Bayern-Helden jubeln im Doppelpack: Thiago mit Phonzie Davies. | © Imago

Alphonso Davies rast, grätscht, flankt, lacht. Deutsch – und Bayerisch – lernt er so schnell, wie er rennt. Die Münchner gemeinden ihn als „Phonzy“ ein. 36,5 km/h, schneller als er flitzt keiner. Der Bayern-Roadrunner, der „Rotrunner“, ist eines der Gesichter des aktuellen FCB.

Wir sind happy, dass sein Münchner Märchen nach langer Verletzungspause jetzt bald weitergeht.

Über den Autor: Unser Kolumnist, der „Balkonpoet“, war schon vor der WM 1974 als kleiner Münchner Bub überzeugt: „Der FC Bayern wird Weltmeister – weil da Franz Beckenbauer und Gerd Müller mitspielen.“

Gut, den Unterschied zwischen Vereinsfußball und Nationalelf musste er noch lernen. Aber an seiner Grundüberzeugung hat sich nichts geändert: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und am Ende gewinnt der FC Bayern. Zumindest meistens.

In den Säbener Stories verbindet er jahrzehntelange Bayern-Leidenschaft mit einem amüsanten und unterhaltsamen Blick auf die Mannschaft von heute. Pack ma’s, Vincent!

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