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Verena Faißt: „Ich will mich neu erfinden“

Sie hat schon alles mindestens doppelt gewonnen: die Champions League (2013, 2014), die Deutsche Meisterschaft (2013, 2014), den DFB-Pokal (2013, 2015, 2016). Doch nach sechs sehr erfolgreichen Jahren beim VfL Wolfsburg wagt Verena Faißt jetzt bei den FC Bayern Frauen einen Neu-Anfang. „Ich will nochmal angreifen und mich neu erfinden“, sagte die 27-Jährige, die beim Mittagessen in der FCB Mitarbeiter-Kantine durch das große Panorama-Fenster aufmerksam das Training der Profi-Männer beobachtet. Danach unterhielt sie sich mit fcbayern.com.

Das Interview mit Verena Faißt:

fcbayern.com: Verena, wie findest du es, den Kollegen aus der Männer-Abteilung beim Training zusehen zu können?
Faißt: „Schön, dass wir diese Möglichkeit haben. Es ist schon faszinierend, wie die Jungs mit dem Ball umgehen können. Ich schaue da gerne mal zu und achte dann besonders auf David Alaba.“

fcbayern.com: David Alaba ist also ein Vorbild für dich?
Faißt: „Wenn ich ein Vorbild habe, dann am ehesten David. Er ist ein kompletter Spieler, der schon seit einigen Jahren auf Topniveau spielt und immer vorangeht. Wir spielen auf der gleichen Position und sind beide mit dem linken Fuß am stärksten. Wobei...bei mir ist es ein bisschen speziell. Ich schieße und flanke mit links, aber alles Technische mache ich mit dem rechten Fuß, Übersteiger zum Beispiel.“

fcbayern.com: Wie waren denn die ersten Wochen beim FC Bayern?
Faißt: „Sehr positiv. Ich wurde super aufgenommen und habe mich sehr gut eingelebt. Aber ich wusste schon vorher, dass es hier bei Bayern wie eine Familie ist. Das taugt mir gut - dieses Wort habe ich mir hier auch schon angeeignet. (lacht) Ich fühle mich also sehr wohl und freue mich, hier zu sein.“

fcbayern.com: Und wie ist dein erster Eindruck von Trainer Thomas Wörle?
Faißt: „Es macht wirklich Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer, der fokussiert ist und weiß, was er will: zusammen mit uns erfolgreich zu sein. Er liebt es, den Fußball zu analysieren und nach Möglichkeiten zu suchen, wie man den nächsten Gegner am effektivsten bespielt. Im Training verlangt er, dass wir Gas geben und immer einen Schritt vorankommen. Gleichzeitig geht er aber auch auf uns Spielerinnen zu. Das finde ich gut, denn wir Frauen ticken ein bisschen anders als die Männer. Wir brauchen mehr Feedback und Kommunikation. Ich habe zudem das Gefühl, dass bei ihm jede Spielerin ihre Chance bekommt. Die muss man dann halt nutzen.“

fcbayern.com: Welche Rolle hat der Trainer für deinen Wechsel nach München gespielt?
Faißt: „Schon eine sehr große. Ich hatte mehrere Gespräche mit ihm, in denen er mir ein sehr gutes Gefühl vermittelt hat. Auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Das war wichtig für mich nach dem letzten halben Jahr in Wolfsburg, wo ich nur noch in der zweite Mannschaft war. Ich glaube, der Trainer weiß, was ich kann. Deswegen habe ich mich auch für den Schritt nach München entschieden.“

fcbayern.com: In den letzten beiden Jahren hat der FC Bayern den Meistertitel immer vor Wolfsburg gewonnen, zuletzt sogar mit zehn Punkten Vorsprung. Was hatten die Bayern den Wolfsburgerinnen voraus?
Faißt: „Die Mannschaft hier in München ist jung und sehr hungrig. Und das Trainerteam hat sie sehr gut eingestellt. Sie wollten Titel gewinnen und haben das in der Meisterschaft zweimal bewiesen. Ich glaube, die neue Saison wird deshalb umso schwerer für uns. Wolfsburg will sich nicht noch einmal so leicht geschlagenr geben. In der Champions League hat den Bayern letzte Saison ein bisschen die Erfahrung und am Ende vielleicht auch das Glück gefehlt. Dieses Jahr wollen wir auf jeden Fall weiter kommen und gemeinsam den nächsten Schritt gehen.“

fcbayern.com: Die fehlende internationale Erfahrung soll jetzt durch Spielerinnen wie dich oder auch Simone Laudehr wettgemacht werden.
Faißt: „Ich denke schon, dass bei den Neuverpflichtungen auch auf die internationale Erfahrung geachtet wurde. Besonders in der Champions League ist es wichtig, solche Spielerinnen in den Reihen zu haben. Aber es ist meiner Meinung nach nicht der entscheidende Faktor. Am wichtigsten ist, dass wir als Team auftreten. Wir müssen wissen, dass das Kollektiv wichtiger ist als die einzelne Spielerin. Und natürlich braucht man manchmal auch etwas Glück.“

fcbayern.com: Stichwort Nationalmannschaft. Dein letztes Länderspiel datiert vom März 2015. Hast du da noch Ambitionen?
Faißt: „Ehrlich gesagt, mache ich mir darüber im Moment keinen Kopf. Ich habe große Ziele hier bei Bayern, erwarte viel von mir selbst. Ich will nochmal angreifen und mich neu erfinden. Ich bin überzeugt, dass ich bei Bayern dafür am richtigen Ort bin. Der Rest kommt dann von allein. Wenn ich viele gute Spiele mache, wird die Nationalmannschaft wieder auf mich aufmerksam. Ansonsten nicht.“

fcbayern.com: Zum Bundesliga-Auftakt kommt es für dich gleich zum Wiedersehen mit deinem ersten Profiklub, dem SC Freiburg. Was für ein Spiel erwartest du?
Faißt: „Ich freue mich darauf. Freiburg ist meine Heimat. Wie in Wolfsburg habe ich auch beim Sportclub sechs Jahre gespielt. Früher war Freiburg immer ein Sprungbrett für Talente, mittlerweile entwickelt sich der Verein immer mehr zu einem Topteam. Es fehlt zwar noch ein bisschen, um ganz oben mitzuspielen, aber sie haben sich jetzt wieder gut verstärkt. Das wird ein sehr gutes, sehr interessantes Auftaktspiel.“









 

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