Uli Hoeneß ist zurück in der FC Bayern-Familie. 987 Tage nach seinem Rücktritt kehrte er auf der Jahreshauptsammlung am 25. November in das Präsidentenamt des FC Bayern München eV zurück. Vor dem Bundesliga-Gipfeltreffen mit RB Leipzig traf sich der 64-Jährige zu einem lesenswerten Interview mit dem Bayern-Magazin, das fcbayern.com hier in Auszügen veröffentlicht.
Herr Hoeneß, wie geht es Ihnen in der Vorweihnachtszeit 2016?
Hoeneß: „Ich fühle mich sehr wohl. Privat ist alles bestens und auch beim FC Bayern läuft es sehr gut. Meine Rückkehr ging reibungslos über die Bühne. Es ist für mich, als ob ich nie weggewesen wäre. Von daher werde ich Weihnachten und den Jahreswechsel genießen und intensiv feiern, denn ich denke, ich habe allen Grund dazu.“
Sie sind jetzt seit knapp vier Wochen wieder Präsident des FC Bayern. Was hat Ihnen die Rückkehr auf diesen Posten bedeutet?
Hoeneß: „Sehr viel. Ich konnte damit eine sehr schwierige Phase meines Lebens abschließen und die Rückkehr ins normale Leben endgültig besiegeln. Ich schaue jetzt wieder nach vorne.“
Sie sprachen bei der JHV von über 5.000 Briefen, die Sie während Ihrer Haftstrafe erhielten. Welcher war vielleicht der außergewöhnlichste, den Sie erhalten haben?
Hoeneß: „Es gab Menschen, die mir regelmäßig geschrieben haben. Einer davon war Walter Mennekes. Er hat mir jede Woche geschrieben und auf der Rückseite eigenhändig ein Sudoku aufgemalt, damit ich etwas zum Rätseln hatte. Das war eine schöne Geschichte — genauso wie der Besuch von Ottmar Hitzfeld. Ottmar ist extra am Tag vorher nach Landsberg angereist und hat sich ein Hotelzimmer genommen, um am nächsten Morgen um neun Uhr auch ja pünktlich zu sein. Prinzipiell habe ich mich über jeden Besuch sehr gefreut, aber bei zwei Stunden Besuchszeit alle 14 Tage habe ich mir das vor allem für meine Familie aufgehoben.“
Wie haben Sie die Spiele des FC Bayern verfolgen können?
Hoeneß: „Zu Beginn meiner Haftstrafe fand die WM statt. Bei den frühen Spielen konnten wir oft die erste Halbzeit gemeinsam schauen, was natürlich viel schöner war als alleine in der Zelle. Bei unseren Spielen saß ich oft vorm Teletext und habe das so verfolgt. Ich kann mich auch noch ganz genau an das Spiel gegen Wolfsburg erinnern, in dem Robert Lewandowski fünf Tore erzielt hat. Da bin ich beim Stand von 0:1 eingeschlafen und am nächsten Morgen sah ich fünf Mal den Namen Lewandowski untereinander stehen.“
Mit welchen Zielen gehen Sie in Ihre zweite Zeit als Bayern-Präsident?
Hoeneß: „Ich hatte ja während meiner Arbeit als Freigänger, also zwischen Januar 2015 und Februar 2016, Einblick, was beim FC Bayern passiert. Ich habe in dieser Zeit bei den Leuten hier gespürt, dass mein Rat und meine Erfahrung gefragt sind, dass meine Meinung gewünscht ist. Und das werde ich auch weiterhin anbieten und versuchen zu helfen, damit sich der Verein weiter entwickelt und sich der europäischen Konkurrenz stellen kann. Auf der anderen Seite möchte ich ein Präsident sein, der nahe an den Leuten ist und sich viel mit den Mitgliedern und den Fans beschäftigt. Ich möchte die Präsidentengespräche wieder einführen, um somit regelmäßig im Austausch mit der Basis zu sein. Ich möchte wissen, was die Leute beschäftigt. Ich werde dem Vorstand Ratgeber und Helfer sein, wenn es gewünscht ist, und in meiner Funktion als Aufsichtsrat wirken.“
Ist das anstehende Aufeinandertreffen mit RB Leipzig auch für Sie kein Spiel wie jedes andere?
Hoeneß: „Es ist etwas Besonderes, keine Frage. Unabhängig davon, dass Leipzig in Ingolstadt sein erstes Spiel in dieser Bundesligasaison verloren hat, geht es um die Tabellenspitze. Und mir wäre schon recht, Weihnachten mit ein paar Punkten Vorsprung auf Leipzig feiern zu können und Ruhe unterm Tannenbaum zu haben.“
Wie stehen Sie zu dem Klub? Gerade in der Fanszene trifft er immer noch auf Abneigung.
Hoeneß: „Man kann in einer Demokratie seine Meinung ja frei äußern. Aber wer Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg akzeptiert, der darf auch mit RB Leipzig und Red Bull kein Problem haben. Entweder ein Konzern darf einen Verein unterstützen - oder er darf es nicht. Ich persönlich wäre ohnehin dafür, die 50+1-Regel abzuschaffen, aus zwei Gründen. Zum einen gibt es diese Regel im internationalen Fußball nicht, hier geht es für viele deutsche Klubs um Wettbewerbsfähigkeit mit den anderen Ligen. Zum anderen möchte ich gerne die weitverbreitete Meinung beenden, dass der FC Bayern gegen die Abschaffung sei, weil uns dann andere Vereine gefährlich werden könnten. Wir haben insgesamt 25 Prozent der Klub-Aktien an Adidas, Allianz und Audi abgegeben und können damit nicht nur national, sondern auch international mithalten - also werden wir das auch in Zukunft schaffen.“
Das vollständige Interview mit Uli Hoeneß lesen Sie in der aktuellen Ausgabe (9.68) des Bayern-Magazins.
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