Nur noch drei Mal schlafen... Am Donnerstag (19 Uhr) schreiben die FC Bayern Frauen Geschichte. Zum ersten Mal bestreiten sie dann ein Viertelfinale der Women’s Champions League. Gegner im Grünwalder Stadion ist Paris Saint-Germain. Auch Uli Hoeneß fiebert diesem Topspiel im europäischen Frauenfußball entgegen. Der FCB-Präsident ist seit vielen Jahren „ein großer Fan“ des Teams von Trainer Thomas Wörle und wünscht sich für das Duell mit Paris „die volle Unterstützung“ der Bayern-Fans.
Das Interview mit Uli Hoeneß:
Herr Hoeneß, wie nah verfolgen Sie das Geschehen bei den FC Bayern-Frauen?
Hoeneß: „Mit Managerin Karin Danner und Trainer Thomas Wörle bin ich sehr oft im Gespräch. Ich habe die Frauen nach ihren beiden Meisterschaften auch immer zum Essen an den Tegernsee eingeladen und habe daher einen guten Kontakt zur Mannschaft. Inzwischen bin ich seit vielen Jahren ein großer Fan unserer Frauen.“
Woher stammt Ihre Affinität zum Frauenfußball?
Hoeneß: „Ich war ja nicht immer ein Freund des Frauenfußballs. Aber als ich mich mit unserem Frauen-Team näher beschäftigt habe, habe ich meine Meinung geändert. Ich habe gemerkt, dass hier sehr professionell gearbeitet wird - vom Management über den Trainer bis zur Mannschaft. Ich finde auch, dass die Entwicklung des Frauenfußballs unglaublich positiv ist. Früher war das technisch nicht so fein, heute spielen sie auf einem sehr, sehr guten Niveau. Mein Respekt vor der Leistung unserer Mannschaft ist groß. Ich bin der Meinung, dass der Frauenfußball heute ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist.“
Frauen spielen anders als Männer. Was gefällt Ihnen am Frauenfußball?
Hoeneß: „Dass nicht so auf Kraft gespielt wird. Stattdessen wird versucht, technisch feinen Fußball zu zeigen. Gleichzeitig erstaunt mich immer wieder, wie körperlich hart die Frauen doch auch zur Sache gehen.“
Die landläufige Meinung „Frauen können nicht kicken“...
Hoeneß: „...ist völlig falsch! Es ist natürlich nicht das gleiche Tempo und das gleiche körperliche Niveau wie bei den Männern. Aber die Frauen spielen technisch und taktisch einen fantastischen Fußball.“
Was haben die beiden jüngsten Meisterschaften am Stellenwert des Frauen-Teams innerhalb des Vereins verändert?
Hoeneß: „Früher hat man die Frauen einfach so mitlaufen lassen nach dem Motto ‚Schön, zu haben‘. Mittlerweile haben wir gemerkt, welch großen Beitrag sie zum Image des FC Bayern leisten. Es steht dem ganzen Verein prima zu Gesicht, so ein sympathisches und erfolgreiches Frauen-Team zu haben. Deswegen fände ich es ganz besonders wichtig, wenn sie gegen Paris mal vor einer großen Kulisse spielen könnten.“
Wie viele Zuschauer erhoffen Sie sich für dieses Spiel gegen Paris?
Hoeneß: „Eigentlich hätten die Frauen in jedem Spiel drei-, vier-, fünftausend Zuschauer verdient. Leider spielen sie aber meist nur vor einigen hundert. Deswegen haben wir uns zusammengesetzt, um zu prüfen, was wir tun können, damit mehr Fans ins Stadion kommen. Ich werde auch versuchen, den einen oder anderen unserer Männer-Profis mit zum Spiel zu nehmen. Auch um Solidarität zu zeigen. Man kann nicht immer nur miteinander auf dem Rathausbalkon feiern, sondern muss auch mal da sein, wenn es schwierig ist. Und dieses Spiel wird extrem schwierig.“
Wo sehen Sie Ansatzpunkte, um die Zuschauerzahlen mittelfristig zu erhöhen?
Hoeneß: „Wer ins Stadion kommt, wird sehen, wie gut unsere Frauen Fußball spielen. Auch deswegen ist es mir wichtig, dass das Grünwalder gegen Paris möglichst voll ist. Meine Hoffnung ist, dass einige auch danach wiederkommen. Bei einem Verein, der 285.000 Mitglieder hat, muss es doch möglich sein, dass die Frauen bei Heimspielen immer zwischen zwei- und dreitausend Zuschauer haben. Das ist mein großer Wunsch.“
Was für ein Spiel können die Zuschauer gegen Paris erwarten?
Hoeneß: „Es trifft absolute europäische Spitzenklasse aufeinander. Auf beiden Seiten gibt es viele Nationalspielerinnen. Ich bin mir sicher, dass es ein richtig spannender Abend wird.“
Wie sehen Sie die Chancen für unsere Frauen?
Hoeneß: „Ich hoffe natürlich, dass wir gewinnen. Aber ich weiß auch, dass es schwierig wird. Die Französinnen gelten als eine der besten Mannschaften der Welt. Deswegen ist es besonders wichtig, dass unsere Mannschaft von den Rängen die volle Unterstützung des FC Bayern bekommt.“
Themen dieses Artikels