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„Eine große Anerkennung für den Frauenfußball beim FC Bayern“

Solche Wochen hatten die FC Bayern Frauen noch nie erlebt. Sechs Spiele in 19 Tagen, darunter das erste Viertelfinale in der Champions League. Leider war für die Münchnerinnen sowohl im DFB-Pokal-Viertelfinale als auch in der Champions League Endstation. In der Bundesliga blieben sie allerdings auf Kurs und lauern als Dritter, vier Punkte hinter den Spitzenteams aus Wolfsburg und Potsdam, auf einen der ersten beiden Plätze, um auch in der nächsten Saison wieder in der „Königsklasse“ antreten zu können. Im Interview spricht Trainer Thomas Wörle über die Geschehnisse und Lehren der letzten Wochen und blickt in die Zukunft.

Tom, deine Mannschaft ist in den letzten drei Wochen in der Champions League und im DFB-Pokal ausgeschieden. Mit welchem Gefühl gehst du jetzt in die Länderspielpause?
Wörle: „Mit einem positiven. Natürlich sind wir in zwei Wettbewerben an unsere Grenzen gestoßen, allerdings auch gegen zwei absolute Topteams: Paris und Wolfsburg. Trotz der Enttäuschungen haben wir es in der Liga geschafft, in der Spur zu bleiben. Jetzt sind wir aber erst mal froh, dass Pause ist. Nach dem Mammutprogramm der letzten Wochen müssen wir erstmal durchschnaufen.“

Mit welchem Ziel geht ihr in die restliche Saison?
Wörle: „Nach der Pause werden wir alles daran setzen, irgendwie noch einen Champions-League-Startplatz zu ergattern. Wir wissen, dass das sehr schwer wird. Dass wir eigentlich jedes Spiel gewinnen müssen. Potsdam und Wolfsburg vor uns sind sehr stark.“

Im Mittelpunkt der letzten Wochen stand das Champions-League-Duell mit Paris Saint-Germain. Das Hinspiel habt ihr mit 1:0 gewonnen, das Rückspiel 0:4 verloren. Wie ist dieser Unterschied zu erklären?
Wörle: „PSG hat in beiden Spielen sehr dominant agiert. Mit richtig starken Individualisten in der Offensive, die kaum in den Griff zu bekommen waren. Schon das Hinspiel hätten wir klar verlieren können. Im zweiten Spiel haben die Französinnen dann das zu ihrer Überlegenheit passende Ergebnis erzielt. Leider haben uns in dieser Phase neun Spielerinnen aufgrund von Verletzungen und Auswahlmaßnahmen gefehlt, so dass wir im fünften Spiel innerhalb von 15 Tagen körperlich nicht mehr in der Lage waren, auf diesem Level dagegenzuhalten. Man muss offen eingestehen: Wir sind verdient gegen dieses europäische Spitzenteam ausgeschieden.“

Im Hinspiel hattet ihr die Unterstützung von 7.300 Zuschauern im Grünwalder Stadion.
Wörle: „Ich glaube, ohne die Zuschauer hätten wir das Hinspiel nicht gewonnen. Sie haben uns sensationell unterstützt und wir haben bärenstark gekämpft. Dass wir eine solche Kulisse erleben durften, eine Kulisse, wie wir sie noch nie hatten, war ein tolles Erlebnis. Dazu kam eine riesige Wertschätzung vom Verein, der viel für uns getrommelt hat und auch im Stadion stark vertreten war. Dass Uli Hoeneß sogar zum Rückspiel nach Paris kam, war eine weitere große Anerkennung für den Frauenfußball beim FC Bayern.“

Erhoffst du dir durch die Viertelfinal-Teilnahme neue Impulse für den Frauenfußball beim FC Bayern?
Wörle: „Wir bekommen schon lange eine tolle Unterstützung vom Verein. Damit haben wir auch schon einiges erreicht, sind zweimal überraschend Deutscher Meister geworden und haben es jetzt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte unter die acht besten Teams Europas geschafft. Aber man hat im Duell mit Paris erkennen können: Um mit den Topteams Europas, zu denen auch Wolfsburg zählt, mithalten und den FC Bayern im Frauenfußball auf die nächste Stufe heben zu können, müssen wir in allen Bereichen nochmal draufpacken.“

Was meinst du damit?
Wörle: „Besonders das Spiel in Paris war Anschauungsunterricht. Die Niederlage tat weh, aber gleichzeitig war dieses Kräftemessen eine wichtige Erfahrung. Die Partie hat mich an jenes 0:4 unserer Männer in Barcelona vor einigen Jahren erinnert. Danach sind wichtige Weichen gestellt worden. Auch wir müssen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen. Wir haben gesehen, mit welcher fußballerischen Qualität, mit welchem Tempo die Französinnen agieren. Und über wie viele herausragende Individualisten sie verfügen, die in der Offensive den Unterschied machen können. Da sind wir in der Entwicklung noch einige Jahre hintendran. PSG ist auf und neben dem Trainingsplatz hochprofessionell aufgestellt. Daran müssen wir uns orientieren, um eines Tages dahinzukommen, ein Spiel gegen eine Mannschaft wie PSG auf Augenhöhe bestreiten zu können.“

Ist der Umzug der ganzen Abteilung ins neue Nachwuchsleistungszentrum ein Schritt in diese Richtung?
Wörle: „Ganz klar. Dort werden sich uns neue Möglichkeiten auftun, wir werden professioneller arbeiten können. Unsere ganze Arbeit wird an einem Ort gebündelt. Im Moment verbringen die Mädels jeden Tag teilweise eineinhalb bis zwei Stunden im Auto, um von einem Trainingsort zum anderen zu gelangen. So wird viel Energie verschwendet. Wir werden aber sicher auch noch andere Hebel bewegen müssen, um das nächste Level zu erreichen.“

Im Halbfinale der Women’s Champions League sind mit PSG, Olympique Lyon, Manchester City und dem FC Barcelona nur noch große Namen im Klubfußball vertreten.
Wörle: „Das ist kein Zufall. Die Klubs erkennen immer mehr, dass es sich lohnt, den Frauenfußball zu pushen. Frankreich hat drei starke Teams, England rüstet finanziell massiv auf, der spanische Fußball greift an. Wie ich gehört habe, will jetzt auch Real Madrid viel Geld in ein Frauen-Team investieren. Ich glaube der deutsche Frauenfußball muss sich dagegen wappnen, auch in finanzieller Hinsicht. Was uns darüber hinaus sportlich im deutschen Frauenfußball weitestgehend fehlt, sind Spielerinnen mit einer Qualität, wie sie Robben, Ribéry oder Costa im Männerfußball haben: enorme fußballerische Klasse gepaart mit außergewöhnlichen Tempo.“

Eine Hiobsbotschaft war die Verletzung von Lena Lotzen, die in Paris einen Kreuz- und Innenbandriss im Knie erlitten hat. Wie geht es ihr?
Wörle: „Das war schon brutal für sie. Aber Lena ist sehr tapfer. Sie will wieder kämpfen. Denn sie weiß, dass es sich lohnt. Sie kam ja erst zurück aus einer langen Verletzungspause und hat gemerkt, dass sie mithalten kann. Ich denke, sie wird ungefähr ein Jahr brauchen. Aber sie ist ja noch jung und kann das Jahr vielleicht an ihre Karriere hinten dranhängen.“

 

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