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„Ich war wie in Trance“

Dienstag, 22. September 2015. Angenehme 20 Grad hat es tagsüber in der Münchner Innenstadt, die Biergärten auf dem Oktoberfest sind bereits ab mittags bestens gefüllt. Nicht wenige Wiesn-Besucher tragen ein Trikot des FC Bayern zur Lederhose, am Abend nämlich gastiert der VfL Wolfsburg am 6. Bundesligaspieltag beim noch ungeschlagenen Deutschen Meister. Es herrscht berechtigte Vorfreude auf einen weiteren schönen Fußballabend – doch was sich wenige Stunden später in der Allianz Arena ereignen wird, lässt sich nicht einmal nach ein paar Maß Bier erfinden…

Robert Lewandowski sitzt beim Anpfiff gegen den VfL zunächst auf der Bank. Der polnische Nationalstürmer hatte sich in der Vorwoche verletzt und musste ein paar Tage pausieren, Trainer Pep Guardiola möchte daher kein Risiko eingehen. Doch weil die Wölfe mit einer 1:0-Führung durch Daniel Caliguri in die Pause gehen, stellt Pep zu Beginn der zweiten Hälfte um und bringt Lewandowski für Thiago Alcántara ins Spiel. Was folgt, sind neun Minuten Sportgeschichte: 1:1 in der 51. Minute, das 2:1 in der 52. Minute, drei Minuten später folgt das 3:1, bevor Lewandowski in der 57. Minute das 4:1 und in der 60. Minute das 5:1 erzielt. 539 Sekunden für die Ewigkeit, die ihm obendrein vier Einträge im Guinness-Buch der Rekorde einbringen.

An diesem Freitag nun jährt sich die Lewandowski-Gala zum zweiten Mal. Und exakt zu diesem Jubiläum treffen die Bayern in der Allianz Arena auf – richtig, den VfL Wolfsburg. Einfach ein ziemlich kurioser Zufall? Eine Pointe des Spielplan-Gestalters? Oder gar die Fortsetzung dieser unglaublichen Geschichte? Jedenfalls Grund genug für das Bayern-Magazin, zusammen mit Robert Lewandowski noch einmal das spektakulärste Spiel seiner Karriere Revue passieren zu lassen.

Robert, wie oft denkst Du an jenen Dienstag, den 22. September 2015?
Robert Lewandowski: 
„Ich denke wirklich noch sehr oft daran, denn es war ein unfassbarer Tag. Das, was damals passiert ist, kann ich bis heute nicht erklären. Es waren unglaubliche neun Minuten, fünf Tore in so kurzer Zeit hat es zuvor nie gegeben – und ich glaube, das wird wohl auch in der Zukunft nicht mehr so schnell geschehen.“

Dabei fing der Tag für Dich nicht allzu positiv an: Du musstest erst einmal auf die Bank…
Lewandowski:
„Ich hatte mich die Woche zuvor am Sprunggelenk verletzt und musste beim Spiel am Wochenende pausieren (3:0-Sieg in Darmstadt, d. Red.). Vor Wolfsburg hatte ich dann nur einmal mit der Mannschaft trainiert und war immer noch angeschlagen, also hatte mich Pep erst einmal draußen gelassen und dann zur Halbzeit eingewechselt.“

Und dann ging‘s los, 51. Minute. Arturo Vidal legt im Sechzehner quer, Thomas Müller wird noch abgegrätscht, aber Du stehst richtig und schiebst ein. Kannst Du Dich an die Tore noch erinnern?
Lewandowski:
„Ich habe es in der Zwischenzeit natürlich schon einige Male gesehen, daher habe ich die Situationen im Kopf. Wir hatten in dieser Phase nach der Halbzeit richtig viel Tempo drin, es gab im Aufbauspiel keine Ballverluste. Und auch die Hereingaben kamen alle präzise in die Mitte. Ich hatte ja sogar danach noch eine gute Chance aus fünf, sechs Metern. Aber da kratzte ein Verteidiger von Wolfsburg den Ball noch von der Linie. Es sollte bei diesen fünf Toren in neun Minuten bleiben.“

Sticht ein Tor heraus, das Dir besonders in Erinnerung blieb?
Lewandowski:
„Auf jeden Fall das 5:1 mit dem Seitfallzieher. Die schönste Aktion rundete diese neun Minuten ab. Der Ball war erst lange im Mittefeld, wurde dann rechts raus zu Mario Götze gespielt, der super nach innen geflankt hat. Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass ich den Ball erreichen würde, weil ich hinter meinem Gegenspieler Naldo stand – aber ich hoffte es natürlich und setzte zum Seitfallzieher an. Naldo kam dann ein paar Millimeter zu spät und ich habe den Ball wirklich perfekt getroffen.“

Es gibt dieses berühmte Bild von Pep Guardiola, der ungläubig die Hände vor’s Gesicht schlägt. Wie erging es Dir selbst?
Lewandowski:
„Während des Spiels habe ich keine einzige Sekunde daran gedacht, was da gerade geschieht. Ich war einfach fokussiert auf Tore und hatte auch nicht realisiert, dass es insgesamt nur neun Minuten waren. Ich war wie in einer anderen Welt, wie in Trance. Nach jedem Tor habe ich nur gedacht, komm, weiter geht’s. Und auch in den nächsten Tagen war das für mich kein großes Thema: Wir hatten alle drei Tage ein Spiel und auch in den nächsten Partien habe ich viele Tore gemacht.“

Wann hast Du dann begriffen, dass Du dich damit in sämtliche Fußball-Geschichtsbücher geschossen hast?
Lewandowski:
„Es hat drei Monate gedauert, bis ich das im Kopf hatte. Denn wie gesagt, wir hatten ja wahnsinnig viele Spiele. Erst im Weihnachtsurlaub habe ich mich mal hingesetzt und das in Ruhe reflektiert – und dann auch genossen.“

Du hast Dir anschließend den Ball von allen Mitspielern unterschreiben lassen. Hat er einen besonderen Platz bei Dir zuhause gefunden?
Lewandowski:
„Ja, natürlich. Meine Mitspieler hatten einen großen Anteil an diesem Erfolg. Ich habe auch das Paar Schuhe des Spiels aufgehoben. Beide Stücke stehen bei mir zu Hause in einem Trophäenzimmer, in dem ich Andenken an meine Karriere sammle. Ich könnte mir vorstellen, dass der Ball und die Schuhe mal zu meinen wertvollsten Erinnerungen gehören werden. Auf dieses Spiel werde ich den Rest meines Lebens angesprochen.“

Du hast mit diesen fünf Treffern auch insgesamt vier Bestmarken aufgestellt, für die Du ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurdest. Hält das für die Ewigkeit?
Lewandowski:
„Ob die Rekorde für immer Bestand haben werden, weiß ich nicht. Aber Fußball wird seit über 100 Jahren professionell gespielt und erst im Jahr 2015 wurden diese Rekorde aufgestellt. Deswegen habe ich schon die Hoffnung, dass sie ein wenig Bestand haben werden. Für mich sind diese Auszeichnungen aber auch die Bestätigung dafür, immer fokussiert zu bleiben in einem Spiel. Wenn ich nach zwei Toren zufrieden wäre und das Spiel innerlich als gewonnen abhake, würde ich danach nicht mehr treffen. Und auch in diesem Spiel habe ich immer weitergemacht.“

Gerd Müller gelang das Kunststück von fünf Toren in einem Bundesligaspiel sogar gleich viermal.
Lewandowski:
„Das ist schon unglaublich und wohl wirklich ein Rekord für die Ewigkeit. Aber dafür hat er es nicht in neun Minuten geschafft.“ (lacht)

Auf den Tag genau zwei Jahre nach diesem Spiel geht es nun am Freitag auch wieder gegen Wolfsburg. Schon ein bisschen verrückt, oder?
Lewandowski:
„Ich hatte den genauen Tag nicht mehr im Kopf, aber als ich den neuen Spielplan durchgegangen bin, habe ich natürlich sofort daran gedacht. Doch ich glaube, dass sich so etwas nicht wiederholen lässt.“

Was hast Du Dir für Freitag vorgenommen?
Lewandowski:
„Ich gehe nicht mit den Gedanken an diese fünf Tore ins Spiel, das wäre falsch. So etwas kannst du einfach nicht planen. Aber ich werde alles geben und hoffe, dass wir gut und erfolgreich spielen.“

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