Am Samstag kann der FC Bayern im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt zum 29. Mal in der Vereinsgeschichte Deutscher Meister werden – und Robert Lewandowski hatte mit seinen bisher 22 Toren einen großen Anteil daran. Im Interview spricht der Pole über seine Jagd nach der vierten Torjägerkanone, den Abschied von drei Bayern-Legenden und über die Chance, den Titel vor den eigenen Fans gewinnen zu können.
Das Interview mit Robert Lewandowski
Am Samstag steigt das Saisonfinale in der Allianz Arena und ihr könnt zum siebten Mal in Folge Meister werden. Mal ehrlich, hattest Du daran bei zwischenzeitlich neun Punkten Rückstand immer geglaubt?
Robert Lewandowski: „Wir haben schon in der Wintervorbereitung in Katar gesprochen, dass wir jederzeit eine Siegesserie starten können und dass Dortmund auch Punkte verlieren kann. Wir haben uns gesagt: Wenn wir uns schnell wieder herankämpfen, haben wir noch eine Chance. Das haben wir geschafft und zum Glück liegt jetzt vor dem letzten Spieltag alles in unserer Hand.“
Es wäre das erste Mal, dass ihr die Meisterschaft in der Arena perfekt macht. Ist das nochmal etwas Besonderes?
Lewandowski: „Ich habe davon geträumt, einmal vor unseren eigenen Fans Meister zu werden. Das wäre ein super Gefühl, ein schöner Moment! Ich kenne das Gefühl, wenn du auswärts die Deutsche Meisterschaft feierst. Aber ich denke, zuhause ist das etwas komplett anderes, wenn die Stimmung noch heiß ist und du nicht erst mit zwei, drei Wochen Verspätung feierst. Das kann etwas Besonderes sein. Ich hoffe, wir schaffen das am Samstag und können dann mit den Fans gemeinsam feiern.“
So eine enge Meister-Entscheidung hast Du persönlich auch noch nicht erlebt. Steht man da im täglichen Training noch mehr unter Strom?
Lewandowski: „Im Training nicht unbedingt, aber im Spiel wird man wahrscheinlich schon etwas Druck merken. In den vergangenen Jahren haben wir es schon immer vorher entschieden, jetzt müssen wir bis zum Ende spielen. Wir hatten über die ganze Saison einen Zweikampf mit Dortmund - auch Phasen, in denen wir nicht so gut gespielt haben. Wenn wir die Meisterschaft gewinnen, war es auf alle Fälle die schwierigste in den vergangenen Jahren.“
Am Ende könnte die Tordifferenz entscheiden – das 5:0 über Dortmund im April hat sehr geholfen. Hat dieses Spiel wieder einmal gezeigt: Ihr seid da, wenn es darauf ankommt?
Lewandowski: „Das war auch für uns ein Ausrufezeichen, dass wir bereit sind, die Meisterschaft zu gewinnen. Dortmund hat in der Hinrunde richtig gut gespielt und wurde dann etwas schwächer. Wir haben gehofft, dass Dortmund diese Phase bekommen wird, weil die Dreifachbelastung in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal viel Kraft kostet. Wir waren bereit und haben eine Siegesserie gestartet.“
Der kommende Gegner Frankfurt hat eine tolle Saison gespielt, zuletzt in der Bundesliga aber zweimal verloren. Was erwartest Du für Samstag?
Lewandowski: „Man kann das 0:2 gegen Mainz nicht als Maßstab nehmen. Drei Tage nach dem Aus in der Europa League, mit den Reisestrapazen, waren sie, glaube ich, körperlich nicht ganz bereit. Natürlich wird es nach zwei solchen Spielen auch nicht leicht für Eintracht Frankfurt, hierher zu kommen und so zu spielen wie davor. Aber das bedeutet nicht, dass Frankfurt so spielen wird wie gegen Mainz. Sie werden ein anderes Gesicht zeigen.“
Worauf wird es am Samstag konkret ankommen?
Lewandowski: „Wir müssen ab der ersten Minute unseren Fußball zeigen. Wenn wir unseren Rhythmus direkt hochhalten, offensiv spielen, versuchen, ein Tor zu erzielen und unsere Qualität auf den Platz bringen, werden wir gewinnen.“
Mit 22 Toren ist Dir deine vierte Torjägerkanone wohl kaum noch zu nehmen. Findest Du noch Platz in Deinem Wohnzimmer für eine weitere Trophäe?
Lewandowski: (lacht) „Klar, ich finde immer noch Platz für eine Trophäe! Ich habe natürlich etwas Vorsprung, aber wahrscheinlich muss ich noch zur Sicherheit ein Tor schießen – auch für den Meistertitel. Aber optimal ist es, wenn wir Deutscher Meister werden und ich die Torjägerkanone hole. Beide Titel zusammen wären perfekt!“
Dann hättest Du diese Trophäe nach Gerd Müller am häufigsten gewonnen. Was bedeutet Dir das?
Lewandowski: „Das ist eine große Ehre für mich, dass ich hinter dieser großen Legende stehe. Er hat die Kanone sieben Mal gewonnen - da fehlt noch ein bisschen. Aber trotzdem: Wenn ich es schaffe am Samstag, wäre es etwas Besonderes und würde mir viel bedeuten.“
Am Dienstag habt Ihr Rafinha in seinem Abschieds-Pressetalk besucht – wie kam es dazu?
Lewandowski: „Ich habe mich extra nach dem Training mit meiner Behandlung beeilt, um rechtzeitig bei der PK von Rafa zu sein. Er ist ein toller Spieler und ein toller Typ. Was wir alle zusammen in so vielen Jahren erlebt haben, das bleibt für immer. Diese Freundschaft wird auch nach der Karriere bestehen bleiben. Wir sehen uns bestimmt noch oft und wir bleiben in Kontakt.“
Wie wird der FC Bayern ohne Franck Ribéry, Rafinha und Arjen Robben aussehen?
Lewandowski: „Es geht eine außergewöhnliche Ära zu Ende. Alle drei sind tolle Typen und haben viel geleistet, wir werden sie vermissen. Wenn drei solche Spieler nach so vielen Jahren den FC Bayern verlassen, mit denen man über so viele Jahre gelebt, trainiert und gespielt hat, ist das immer etwas traurig. Aber wenn etwas endet, kommt auch etwas Neues. Dafür müssen wir bereit sein!“
Das neue Home-Trikot von Robert Lewandowski gibt es im Fan-Shop.
Themen dieses Artikels