Es war 17:51 Uhr, als Otschi Wriedt schrie, vor lauter Glück! Halb weinend, halb lachend sprintete der 24-Jährige los - von der Ersatzbank, vorbei an überwältigt jubelnden Teamkollegen, bis zu frenetisch feiernden Fans auf der „Stehhalle“ des Grünwalder Stadions. Soeben hatte Schiedsrichter Lasse Koslowski das Rückspiel um den Aufstieg in die 3. Liga abgepfiffen, als bei allen Bayern die Dämme brachen. Nach einer 1:3-Hinspielniederlage bezwangen die Münchner am Sonntag den VfL Wolfsburg II mit 4:1 und sind als einzige Reservemannschaft endlich wieder drittklassig. Es folgte eine grenzenlose Party mit den Fans.
„Einfach unbeschreiblich, einer der schönsten Momente in meinem Leben! Wir haben alle ein überragendes Spiel gemacht und immer an uns geglaubt“, jubelte Wriedt. „Wie die Jungs diese Situation angenommen haben, war unglaublich. In so einer Art und Weise zurückzukommen, bestätigt, dass das nicht nur richtig gute Fußballer sind, sondern, dass sie auch eine super Einstellung haben“, lobte Trainer Holger Seitz seine Mannschaft nach Schlusspfiff. (Die Stimmen zum Aufstieg)
Rochelt, Mai und Wriedt lassen Amateure jubeln
Eineinhalb Stunden zuvor sah die Welt im Grünwalder Stadion noch ganz anders aus. Acht Minuten waren gerade gespielt, als Wolfsburg in Führung ging. Die Reaktion der Bayern-Amateure darauf, bewies einmal mehr die unglaubliche Moral dieser Mannschaft. Noch während des Jubels der Wolfsburger rief Kapitän Nico Feldhahn seine Jungs zusammen und das Team schwor sich noch einmal neu auf diese Partie ein - und wie! Jannik Rochelt (33.) und Lukas Mai (41.) sorgten noch vor der Pause für die Führung. Nur vier Minuten nach dem Seitenwechsel egalisierte der FCB in Person von Wriedt die Hinspielniederlage. Der Toptorjäger setzte sogar noch einen drauf und machte in Minute 64 das 4:1. In der Folge warfen sich die Bayern in jeden Zweikämpf und verteidigten den grandiosen Sieg bis zum erlösenden Schlusspfiff.
Es war ein Spiel, das unglaubliche Geschichten lieferte. So wie die von Alphonso Davies und Christian Früchtl, die beide am Vorabend noch in Berlin beim DFB-Pokalsieg der Profis dabei waren. Oder Innenverteidiger Lukas Mai, der nach acht Minuten mit einem Fehler das 0:1 für Wolfsburg einleitet. Sich dann aber schüttelte, ein bärenstarkes Spiel machte und zur Krönung das unheimlich wichtige 2:1 noch vor der Pause erzielte. Oder Paul Will, der fast die gesamte Rückrunde verletzungsbedingt verpasste, gegen Wolfsburg aber mit enormer Mentalität und Einsatzwillen keinem Zweikampf aus dem Weg ging und das Team immer wieder antrieb. All das stellte einmal mehr unter Beweis, was in dieser Mannschaft steckt.
Unterstützung von Profis
Bei dem Duell gegen Wolfsburg hatten die Amateure ganz besondere Unterstützung. Franck Ribéry, David Alaba, Niklas Süle, Leon Goretzka und Serge Gnabry waren direkt von der Doublefeier am Marienplatz ins Grünwalder Stadion gekommen. Während der Partie feuerten die Profis das Team immer wieder lautstark an, stimmten in die Fangesänge mit ein und rannten nach Schlusspfiff auf den Rasen, um mit den Aufsteigern zu feiern.
Auch der gesamte Vorstand um Karl-Heinz Rummenigge und das Präsidium um Uli Hoeneß sowie Sportdirektor Hasan Salihamidzic ließen sich das alles entscheidende Spiel um den Aufstieg nicht entgehen und jubelten nach dem Schlusspfiff ausgelassen. „Es ist unheimlich wichtig für uns, dass die zweite Mannschaft jetzt wieder in der 3. Liga spielt, weil der Sprung zu den Profis nicht mehr so groß ist. Das ist für die Entwicklung der Jungs ein wichtiger Schritt“, unterstrich Hoeneß die Bedeutung der Rückkehr in die 3. Liga für den gesamten Verein. „Wir sind sehr froh, nach acht Jahren wieder zurück zu sein in der 3. Liga. Es war ein großer Kampf, die Mannschaft hat eine großartige Moral gezeigt“, meinte Rummenigge.
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