Die aktuelle Situation rund um die Ausbreitung des Coronavirus hat unser gesellschaftliches Leben gegenwärtig stark verändert und damit auch den Fußball. Bundesliga und Champions League sind bis auf weiteres ausgesetzt, die Europameisterschaft wurde auf 2021 verlegt. Den FC Bayern erreichen in diesen Tagen viele Fragen: von Mitgliedern, Fans, Medien. Hier geben die Verantwortlichen des FC Bayern die zentralen Antworten zur Mannschaft und was die Situation für den Verein bedeutet:
Wie geht die Mannschaft, wie gehen die Spieler mit der Situation um?
Hansi Flick, Trainer: „Wir müssen alle versuchen, positiv mit der Lage umzugehen, wir Trainer, unser gesamtes Funktionsteam, die Spieler. Gestern hatten wir um elf Uhr erstmals unser „Cyber-Training“. Alle waren motiviert, alle haben das sehr gut gemacht. Es wird wichtig sein, dass wir täglich in Kontakt stehen. Es wird die Gesamtgruppe für das Training geben. Darüber hinaus habe ich aber auch schon angefangen, mich mit kleinen Spieler-Gruppen über Video-Calls auszutauschen. Unser Trainerteam hat Einheiten geplant, die können 90 Minuten dauern oder aber auch nur 75 Minuten, abhängig vom Trainingsschwerpunkt. Gestern stand Stabilitätstraining im Vordergrund. Zum Abschluss gab es eine intensive Einheit auf dem Spinning-Bike. Grundsätzlich werden wir zwischen Grundlagenausdauer und hochintensivem Intervalltraining wechseln, dazu gibt es noch Krafttraining. Alle können den Trainer auf ihrem Tablet sehen, um so auch alle Übungen durchführen zu können, die wir von der Säbener Straße aus übertragen. Wir sind auch vorbereitet für eine denkbare Ausgangssperre, dafür haben wir Home-Office-Lösungen erarbeitet. Wir sind gut präpariert für alles, was kommen könnte - auf die neuen Aufgaben, welche die sich ständig verändernde Lage mit sich bringt. Wir müssen das annehmen, wie alle anderen Menschen in unserem Land auch.“
Kann man eine Mannschaft im Home-Office fithalten bzw. fit machen, wenn man an die Verletzten und Rekonvaleszenten denkt?
Professor Dr. Holger Broich, wissenschaftlicher Leiter und Leiter Fitness: „Wir müssen uns jetzt, was die Mannschaft betrifft, auf Erhaltungstraining konzentrieren. Die Fitness kann man im virtuellen Raum mit Funktionsgymnastik, Kraft- und Ausdauertraining gut steuern. Unser erstes „Cyber-Training“ über 90 Minuten hat wunderbar funktioniert. Die Jungs sind mit den Fitness-Erfassungsuhren ausgerüstet. Das heißt, wir bekommen alle relevanten Daten jedes Spielers, wie etwa die Herzfrequenz, auf unsere Monitore an der Säbener Straße. Die Erfassung der Leistung ist mit diesem System problemlos möglich, aber eben nur die Athletik, nicht alles. Was mich sehr freut, ist die positive Gruppendynamik, die entsteht, selbst wenn alle nur virtuell miteinander verbunden sind. Die Jungs treffen sich dann nicht auf dem Platz, sondern im Netz. Es wird die gleiche Regelmäßigkeit und Disziplin von Ihnen verlangt. Als gestern das Training vorbei war, war die Videoübertragung noch lange nicht beendet. Die Spieler haben miteinander gesprochen, sich ausgetauscht. Deshalb sind die Videotrainingskonferenzen wichtige Gemeinschaftserlebnisse in dieser Zeit.“
Die bayerische Staatsregierung hat den Katastrophenfall ausgerufen. Das öffentliche Leben soll verlangsamt werden. Das betrifft auch die vielen Freizeitsportler, weil Sporthallen, Sport- und Spielplätze, Fitnessstudios geschlossen bleiben. Bedeutet das dann, dass die Spieler des FC Bayern auch nicht auf dem Rasen trainieren können bzw. dürfen?
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender: „Der FC Bayern München unterstützt jede Maßnahme der bayerischen Landesregierung, weil es gegenwärtig für uns alle nur ein Ziel geben kann: Die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Unsere Spieler trainieren derzeit von zu Hause aus. Wir versuchen auch hier Vorbild zu sein, weil ich das Gefühl habe, dass es immer noch Menschen gibt, die vielleicht nicht umfänglich verstanden haben, wie ernst die Lage ist. Theoretisch könnten unsere Profis in kleinen Gruppen von vier, fünf Spielern über den Tag verteilt auch auf unserem Trainingsgelände an der Säbener Straße trainieren, denn das ist ihr Arbeitsplatz. Bisher wird der Weg zur Arbeit und die Arbeit erlaubt unter den Voraussetzungen, die jetzt existieren, mit einem hohen Mitarbeiter-Anteil im Home-Office. Aber wir haben gemeinsam mit dem Trainerteam entschieden, darauf zu verzichten. Jetzt müssen wir abwarten, wie sich die Fallzahlen der mit Corona infizierten Menschen entwickelt. Wir müssen hier alle mit Disziplin und Kreativität handeln. Da sich die Situation täglich ändert, werden wir täglich neu bewerten und entscheiden müssen.“
Wie hart trifft die Corona-Krise den FC Bayern wirtschaftlich?
Jan-Christian Dreesen, Finanzvorstand: „Der FC Bayern hat sicher gut gewirtschaftet in den vergangenen Jahren, was ihn in die Lage versetzt, auch Krisen zu meistern. Wir können heute nicht sagen, wie lange diese Krise andauert und welche weiteren Maßnahmen über die bereits getroffenen richtigen Schritte zur Bekämpfung des Coronavirus getroffen werden. Das bedeutet, dass auch der FC Bayern - wie jedes andere Unternehmen in Deutschland auch - bei einer länger andauernden Krise eine noch schwierigere Situation bewältigen muss. Natürlich müssen wir die sich stetig verändernde Lage immer wieder neu einschätzen und können daher heute noch nicht sagen, wie die wirtschaftlichen Auswirkungen bei einer Verschärfung der Lage sein werden. Dies auch, weil die Rahmenbedingungen, in denen wir uns bewegen, wie zum Beispiel, ob ein Wettbewerb gespielt wird oder nicht, für uns nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich bedeutende Auswirkungen haben und nicht allein von uns beeinflussbar sind. Eines ist schon jetzt klar: Im nationalen und internationalen Fußball stehen Vereine, Ligen und Verbände vor einer riesigen Herausforderung mit auch existenziellen Sorgen. Die gute Botschaft ist: Auch nach der Krise wird weiter Fußball gespielt, und wir brauchen dann erst recht unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
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