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Interview mit Präsident Herbert Hainer zur Corona-Krise

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Präsident Hainer: „Wir werden das gemeinsam schaffen“

Die Corona-Krise ist eine enorme Herausforderung für den FC Bayern. Gegenüber unserem Mitgliedermagazin „51“ erklärt Präsident Herbert Hainer die Haltung, die der Verein in dieser Situation vertritt.

Das Interview mit Herbert Hainer

Herr Hainer, nach gut sechs Monaten als Präsident müssen Sie mit dem FC Bayern in der Corona-Krise noch nie Dagewesenes meistern. Wie gehen Sie damit um? 
„Diese Situation war nicht vorherzusehen, als ich vor einem halben Jahr zum Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Bayern gewählt wurde. Jetzt gilt es, den FC Bayern zusammen mit allen Verantwortlichen sowie den Mitarbeitern im Verein durch diese schwierige Zeit zu steuern. Das Wichtigste in diesen Tagen sind aber alle Menschen in unserer Gesellschaft, dass jeder seinen Beitrag leistet, sich vorbildlich im Sinne und zum Wohle der Allgemeinheit einzubringen. Da ist ein Bayern-Präsident genauso gefordert wie jeder andere Mensch. Wir müssen alle zusammenstehen, um diese Krise so schnell wie möglich zu meistern.“

Ihr Appell lautet: Es ist wichtiger denn je, dass sich jeder von uns vorbildlich verhält. 
„So ist es. Ich habe schon gleich zu Beginn der Krise an alle unsere Mitarbeiter, Mitglieder und Fans appelliert, sich bitte vernünftig zu verhalten und die Regeln und Vorgaben von Politik und Experten zu beachten. Das ist aktuell das oberste Gebot. Wir alle wollen möglichst bald wieder unseren gewohnten Alltag – und uns natürlich auch wieder gesund in einem Fußballstadion, einer Basketballhalle und auf Sportplätzen aller Art treffen.“ 

Wie geht der FC Bayern mit dieser insgesamt so komplexen Situation um? 
„Die Schwierigkeit ist, dass keiner von uns so eine Situation je erlebt hat und daher auch keiner derzeit seriöse Vorhersagen treffen kann. Es gibt hier kein Patentrezept. Ich kann aber allen unseren Fans versichern, dass wir hinter den Kulissen alles dafür tun, damit der FC Bayern auch nach der Krise der Verein ist, den wir alle so lieben. Die Gesundheit und der Schutz der Menschen hat oberste Priorität und wir nehmen das wirklich sehr ernst. Wir sind in permanentem Austausch mit der Politik, mit den Behörden, mit Experten und natürlich auch mit DFL und DFB. Es wird eine Zeit nach der Corona-Krise geben. Und da wird der FC Bayern die Menschen wieder mit tollem Sport und hoffentlich vielen Titeln erfreuen.“ 

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Wie soll sich der FC Bayern in diesen Zeiten den Fans präsentieren? 
„Wir als FC Bayern möchten versuchen, ein Vorbild in unserem täglichen Handeln zu sein. Das ist ein wichtiger Beitrag, den wir als Verein leisten können. Und eines ist ja auch klar: Trotz aller Herausforderungen beim FC Bayern – es gibt aktuell größere Probleme und Sorgen als die des Fußballs. Die Menschen draußen, sei es beispielsweise in den Kliniken oder an den Supermarktkassen, leisten Großartiges. Hier finden wir die wahren Helden dieser Zeit. Ich finde es auch unglaublich schön, wie sich unsere Spieler über die sozialen Medien mit Aufrufen an die Bevölkerung einbringen und rasch mit Spenden reagiert haben. Mit dem Verzicht auf 20 Prozent des Gehalts setzen Vorstand, Trainer und Mannschaft außerdem ein Zeichen des Zusammenhalts. Gelebte, aktive Solidarität ist auch, dass unsere Basketballer eine Woche lang an der Münchner Tafel mitgeholfen haben. Denn gerade jetzt sollten wir alle zusammen noch einmal besonders auf die Menschen schauen, die unserer Hilfe bedürfen.“

Wie groß ist die Gefahr, dass die Fußballwelt in eine unkalkulierbare Schieflage abrutscht? 
„Die Lage ist natürlich sehr angespannt, es geht um die Existenzen einzelner Vereine. Und auch der FC Bayern steht vor einer großen finanziellen Herausforderung, das ist kein Geheimnis. Aber unser Verein ist hervorragend aufgestellt. Wir arbeiten Tag für Tag daran, dass der FC Bayern ohne großen Schaden durch diese Phase steuert, und wir blicken trotz dieser immensen Aufgabe zuversichtlich in die Zukunft.“

Wird es generell Auswirkungen auf den zuletzt so erhitzten Transfermarkt geben? 
„Obwohl wie gesagt seriöse Vorhersagen schwer sind, liegt es ja auf der Hand, dass es zu Veränderungen kommen wird. Ich gebe Uli Hoeneß recht, wenn er von sinkenden Transfersummen ausgeht. Es ist doch logisch: Wenn die Einnahmen sinken, ist insgesamt weniger Geld im Kreislauf. Und unerhörte Millionensummen sind angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise auf den Alltag der Menschen noch weniger vertretbar, als sie es ohnehin schon waren. Meine Hoffnung ist, dass auch hier mehr Vernunft einkehrt. Unserer sportlichen Führung um Hasan Salihamidžić muss ich ein Kompliment machen. Sie geht sehr überlegt mit der Corona-Situation um.“

Die EM für den Sommer wurde verschoben. Wie ist Ihre Meinung zu dieser Entscheidung? 
„Das war unter den gegebenen Umständen die einzig vernünftige Entscheidung. Dieses Jahr hätte das Turnier ja in ganz Europa stattfinden sollen, und das war zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen nicht darstell- und vorstellbar.“  

Wie geht es nun weiter? 
„Schritt für Schritt aus der Krise. Nur so geht es. Und wir werden das gemeinsam schaffen. Ich finde, dass es viele positive Begleitumstände gibt. Ich habe das Gefühl, die Menschen passen wieder ein bisschen besser aufeinander auf – unter unseren Fans auf jeden Fall spüren wir da einen großen Zusammenhalt, und so sollte es in einem Verein auch sein, dass er gerade in schlechten Zeiten verbindend wirkt. Es ist gerade nicht leicht, für uns alle – aber ich freue mich schon jetzt darauf, wenn der Ball wieder rollt. Da spricht der Präsident in mir, der Aufsichtsratschef – aber in erster Linie der Fan.“

Die Corona-Krise ist natürlich auch Thema in der aktuellen Ausgabe des 51. Außerdem beschäftigen wir uns zum Jubiläum ausführlich mit dem Frauenfußball beim FC Bayern: 

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