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„Die beste Version von sich selbst sein“

Als sich viele gar nicht bewusst waren, wie verheerend die Auswüchse der Corona-Pandemie werden würden, haben Joshua Kimmich und Leon Goretzka gehandelt und die Aktion „WeKickCorona“ gegründet. Die beiden Bayern-Stars stellten als Startkapital eine Million Euro zur Verfügung. Es hat sich rentiert. Sie kicken Corona – und wie: Bis Ende April wuchs der Spendenbetrag auf gute vier Millionen Euro an.

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Zusammenarbeit auf und neben dem Platz: Im März starteten Leon Goretzka und Joshua Kimmich gemeinsam die Aktion „WeKickCorona“.

Kimmich und Goretzka investierten in den Kampf gegen die Pandemie zudem noch etwas anderes sehr Kostbares: Zeit. „Uns war wichtig, nicht einfach nur zu sagen: Da ist das Geld, verteilt das mal“, sagt Kimmich. „Wir wollten selbst entscheiden, wohin die Spenden gehen“, erklärt Goretzka. Oft wüssten die Menschen ja nie so richtig, was mit ihrem Geld passiert, wenn sie es einem guten Zweck zukommen lassen wollen. „Wir sehen uns da in der Verantwortung“, ergänzt Kimmich. Und so sitzen die beiden seit Wochen nach den Trainingseinheiten regelmäßig zuhause an ihren Laptops. Sie registrieren die Spenden, prüfen Anfragen von karitativen sowie gemeinnützigen Einrichtungen und regeln dann die Dinge. „Wir hoffen, dass wir etwas Gutes bewirken können“, sagt Kimmich.

Die Liste der prominenten Unterstützer ist lang

Klickt man auf die Homepage der Initiative, wechseln die Bilder von prominenten Unterstützern in schneller Abfolge über den Schirm. Hansi Flick, Leroy Sané, Mats Hummels, Giulia Gwinn, Lina Magull, Tennis-Crack Alexander Zverev, Ski-Idol Felix Neureuther, Schauspieler Florian David Fitz und viele mehr – aber auch die legendären Montagskicker von der Säbener Straße haben gespendet, und, das ist den beiden Gründern am Wichtigsten: viele, viele Privatpersonen. Über 3.500 Spenden kommen von Menschen, die selbst momentan mitunter ein bisschen besorgter als sonst auf ihre eigenen Finanzen schauen müssen. „Gerade diese Hilfe und Unterstützung“, erzählt Kimmich, „berührt uns persönlich am meisten.“ 

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Goretzka findet, man könne in dieser Corona-Geschichte bei allen Sorgen auch viel lernen. „Zum einen sollte man mal die Politik loben, über die oft nur gemeckert wird. Wir können dankbar sein, dass wir in einem Sozialstaat wie Deutschland leben dürfen“, sagt er, „zum anderen war mir nicht bewusst, wie viele Menschen es deutschlandweit gibt, die bereit sind, Gutes zu tun, ehrenamtlich, ohne dass sie etwas dafür bekommen – das hat mich echt umgehauen.“ Kimmich schüttelt deshalb auch bei der Frage den Kopf, ob er Angst habe vor der Zukunft. Nein, sagt er, „ich habe eher Hoffnung. Bis jetzt hatte ich das Gefühl, wir leben in einer Welt, in der alles immer nur größer werden muss. Jetzt erfahren wir eine Entschleunigung – und Solidarität unter den Menschen. Ich denke, dass jeder lernt, die Dinge wieder mehr zu schätzen. Und sorgfältiger mit allem umzugehen.“

Uli Hoeneß rief ein paar Tage nach dem Start der Aktion bei Kimmich an, Goretzka sprach er auf die Mailbox. „Ich habe mich bei den beiden bedankt, weil ich es vorbildlich finde, wie sie sich mit dieser Initiative für die Gesellschaft einsetzen“, sagt der Ehrenpräsident, „das sind ganz einfach genau die Persönlichkeiten, wie wir sie uns beim FC Bayern wünschen.“ Der Verein steuert der Aktion den Gewinn aus dem Verkauf seiner Behelfsmasken-Produktion bei. „Diese Initiative ist ein toller Beweis dafür, dass unsere Profis ihre Vorbildfunktion in der Gesellschaft wahrnehmen und sich in dieser Krise solidarisch zeigen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Prototypen des politisch aufgeklärten, modernen Sportlers

In der Szene wünscht man sich mehr dieser Figuren. Sie treffen den Zeitgeist einer neuen Generation, die für Umweltprobleme und globale Gerechtigkeit auf die Straßen geht: Prototypen des politisch aufgeklärten, modernen Sportlers, der den Fußball auf eine Art in soziale Werte kleidet, die weder aufgesetzt ist noch von Profilierungssucht oder Kommerz getrieben wird. Neben den beiden „WeKickCorona“-Gründern zählen auch ein Thomas Müller in seiner bodenständigen Authentizität, ein Manuel Neuer als Meinungsmacher oder der vielschichtige Thiago in diese Kategorie, um nur einige zu nennen. Sie alle stehen spürbar für das Richtige. So sollte es sein. Goretzka fasst es treffend zusammen: „Man versucht, die beste Version von sich selbst zu sein.“ 

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Wichtig war den beiden Initiativengründern, dass sie unbürokratisch helfen können. Teilweise sei er selbst überrascht, wie schnell alles abläuft, sagt Kimmich: „Nach einem Spendengesuch und der folgenden Prüfung gibt es den Rückruf, und dann auch unmittelbar die Auszahlung der Spende.“ In vielen Fällen sei durchaus Eile geboten, sagt der Nationalspieler. „Corona reißt wirtschaftlich bei vielen ziemlich große Löcher“, ergänzt Goretzka, der in dieser Frage auch den Blick über die Grenzen schweifen lässt: „Wir haben uns jetzt bei unserer Aktion auf Projekte in Deutschland konzentriert, weil wir transparent und schnell helfen wollen. Aber natürlich muss die Politik irgendwann auch das große Ganze im Auge haben. Ich denke, man sollte einen Schirm für Europa besprechen. Solidarität endet nicht vor der eigenen Haustür.“ 

Die ausführliche Story sowie mehr über weitere Corona-Hilfen der Bayern-Stars lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Mitglieder-Magazins „51“.

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