Spätstarter, Torjäger, Weltmeister – zweieinhalb Jahre spielte Luca Toni von 2007 bis 2009 für den FC Bayern und überzeugte durch eine phänomenale Trefferquote. Am Mittwoch feiert der Weltmeister und Bundesliga-Torschützenkönig seinen 44. Geburtstag. fcbayern.com gratuliert ganz herzlich und blickt auf seine Karriere in München zurück.
„Bello, bello e impossibile…“ - wann immer dieser Hit der italienischen Rock-Röhre Gianna Nannini in der Allianz Arena gespielt wurde, wusste jeder: Luca Toni hat wieder zugeschlagen. 58 Tore erzielte der Stürmer in 89 Spielen für den FC Bayern, bei jedem kam sein unverwechselbarer Torjubel, der berühmte „Ohrschrauber“ zum Einsatz. Nach Giovane Élber, Claudio Pizarro und Roy Makaay setzte Toni die Tradition der treffsicheren Torjäger beim Rekordmeister nach der Jahrtausendwende nahtlos fort.
Europas bester Torjäger und Weltmeister 2006
Dabei war Toni in Sachen Profifußball ein klassischer Spätstarter. Jahrelang tingelte er durch unterklassige Ligen und spielte insgesamt für acht Vereine, ehe er 2004 mit US Palermo im Alter von 23 Jahren den Aufstieg in die Serie A schaffte. Ein Jahr später wechselte er zum AC Florenz, wo er mit 31 Treffern zu Europas bestem Torschützen avancierte. Im März 2006 wurde Uli Hoeneß beim Testländerspiel der DFB-Auswahl in Florenz erstmals auf Toni aufmerksam, als dieser beim 4:1-Sieg der Squadra Azzurra ein starkes Spiel machte und einen Treffer beisteuerte. Vier Monate später wurde er in Deutschland Weltmeister.
Teil eines gewaltigen Umbruchs
Doch es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis Toni nach München wechselte – seine zehnte Profistation in 13 Jahren. Nachdem der FC Bayern die Saison 2006/07 nur auf Platz vier abschloss gab es „einen gewaltigen Umbruch“ im Kader (Trainer Ottmar Hitzfeld). Acht Abgängen standen acht Neuzugänge gegenüber, neben Toni waren dies damals unter anderen Franck Ribéry, Miroslav Klose, Hamit Altintop und Rückkehrer Zé Roberto. „Wir sind stolz, zwei Weltstars wie Luca Toni und Franck Ribéry nach München zu holen“, sagte Hoeneß damals bei der offiziellen Vorstellung des italienischen Weltmeisters und französischen Vize-Weltmeisters.
Zehn Tore in den ersten zehn Spielen
„Bayern hat in den kommenden Jahren viel vor und wird eine der stärksten Mannschaften werden. Da wollte ich gerne dabei sein“, begründete Toni seinen Wechsel an die Isar. „Wenn man bei Bayern spielt, ist man auf dem Gipfel.“ Was er von Toni erwarte, wurde Hoeneß gefragt. „Tore! Speziell per Kopf, denn da ist zuletzt bei uns gar nichts passiert!“, lautete die Forderung des Bayern-Managers. Und Toni ließ umgehend Taten folgen. Trotz verletzungsbedingten Trainingsrückstands in der Vorbereitung erzielte er in seinen ersten zehn Pflichtenspielen zehn Tore, davon sieben Mal das 1:0. „Ich fühle mich wohl im Team, ich glaube, das wird eine gute Sache.“
Erster Bayern-Hattrick seit 1989
Er sollte Recht behalten, Luca Toni traf nach Belieben. Beim 6:0-Sieg im UEFA-Cup-Gruppenspiel gegen Aris Saloniki erzielte er vier Tore, im Februar 2008 gelangen ihm beim 3:0-Erfolg in Hannover alle drei Treffer. Es war der erste Hattrick eines Bayern-Profis in der Bundesliga seit 1989. „Hauptsache der Ball kommt zu mir, den Rest erledige ich dann schon“, lautete sein Credo. Fast schon historischen Wert hatten seine beiden Tore beim legendären 3:3 nach Verlängerung im UEFA-Pokal-Viertelfinale beim FC Getafe. „Ein Phänomen, ein Glücksfall“, nannte Hitzfeld seinen Mittelstürmer, der sich mit 24 Toren am Saisonende die Torjägerkanone sicherte.
Meisterschaft und DFB-Pokal im ersten Jahr
„Ich habe zwar darauf gehofft, aber hätte es nie für möglich gehalten, dass er 35 Tore in 40 Spielen macht. Diese Präsenz im Strafraum, so etwas habe ich noch nie gesehen“, adelte Hoeneß den Italiener nach dem Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund, bei dem ihm beide Treffer zum 2:1 n.V. gelangen. Knapp zwei Jahre nach dem WM-Triumph im Berliner Olympiastadion sicherte er sich an gleicher Stelle mit seinem Doppelpack den ersten Titel auf Vereinsebene und den Bayern den 14. Pokalsieg. Zwei Wochen später folgte der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Mit insgesamt 39 Treffern in 46 Pflichtspielen hatte Tonigol maßgeblichen Anteil am Double.
Verletzungspech in der Rückrunde 2008/09
Auch in der folgenden Saison unter dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann zeigte sich Il Bomber, wie Toni in Italien in Anlehnung an Bomber Gerd Müller inzwischen genannt wurde, zunächst treffsicher. Zehn Tore gelangen ihm in der ersten Halbserie, darunter der entscheidende 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit gegen den starken Aufsteiger 1899 Hoffenheim, mit dem er die Allianz Arena förmlich zum Explodieren brachte. Bis heute unvergessen ist sein anschließender Torjubel im Stile eines Pistoleros. Wegen einer Achillessehnenreizung verpasste er in der Rückrunde sieben Partien und konnte danach nicht mehr an die starken Leistungen aus seiner Premierensaison anknüpfen. So standen für den Angreifer lediglich acht Tore nach der Winterpause zu Buche.
Konkurrenzkampf spitzt sich zu
Nicht viel besser erging es ihm in der darauffolgenden Spielzeit. Louis van Gaal hieß der neue Trainer, die Probleme blieben die alten. Die zwickende Achillessehne verhinderte eine vernünftige Saisonvorbereitung, zudem passte Toni nicht in Van Gaals System, der im Angriff eher auf Neuzugang Mario Gomez, Ivica Olic, Klose und Nachwuchstalent Thomas Müller setzte. Als die Münchner dann auch noch Arjen Robben kurz vor Ende des Transferfensters verpflichteten, wurde die Situation für Toni immer schwieriger.
Rückkehr nach Italien im Winter 2009/10
„Ich weiß, dass dieses Geschäft sehr schnelllebig ist. Vergangenes zählt nicht, damit kann ich leben“, sagte Toni noch vor seinem Comeback im September 2009. Kurz danach machte er zwei Spiele für die Amateure des Rekordmeisters in der 3. Liga, sein erstes Pflichtspiel für die Profis absolvierte er Ende September im DFB-Pokal bei Rot-Weiß Oberhausen. Doch auch in den folgenden Monaten kam er nicht zum Zug, lediglich acht Einsätze und ein Tor lautete die überschaubare Statistik bis zur Winterpause.
Kontakt nach München ist nie abgerissen
Nach dem Jahreswechsel kehrte er nach Italien zurück und schloss sich auf Leihbasis AS Rom an. Im darauffolgenden Sommer löste er vorzeitig seinen bis 2011 laufenden Vertrag beim FC Bayern auf. Sein Wandervogel-Dasein setzte er in den folgenden Jahren fort. Juventus Turin, Al Nasr in Katar, AC Florenz und Hellas Verona hießen seine weiteren Stationen, ehe er 2016 seine Karriere beendete. Der Kontakt nach München ist aber nie abgerissen, für die FC Bayern Legends ist Toni weiterhin im Einsatz und auf Torejagd. Nur auf Gianna Nanninis Torhymne muss er dann verzichten.
Luca Toni spielte von 2007 bis 2009 beim FC Bayern - hier findet Ihr die legendärsten K.o.-Spiele des deutschen Rekordmeisters von 2001 bis 2010.