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Holger Seitz im Interview: „Wollen für FC-Bayern-Fußball stehen“

Der Aufstiegstrainer ist zurück. Die FC Bayern Amateure werden in der kommenden Saison in der 3. Liga wieder von Holger Seitz trainiert, der den amtierenden Drittliga-Meister schon in der Spielzeit 2018/2019 betreute. Damals gelang der langersehnte Aufstieg, nun will sich die FCB-Reserve in Liga drei etablieren. fcbayern.com sprach mit dem 45-Jährigen vor dem Saisonstart am kommenden Samstag gegen Türkgücü München unter anderem über die ersten Wochen nach seiner Rückkehr, das Trainingslager, seine Doppelrolle, bekannte Gesichter, Hansi Flick und Saisonziele.

Das Interview mit Holger Seitz

Hallo Herr Seitz, Sie haben die Amateure am 25. August mitten in der Vorbereitung übernommen. Wie liefen die ersten drei Wochen?
Holger Seitz: „Da ich in meiner Aufgabe als stellvertretender Sportlicher Leiter die meisten U23-Spiele in der vergangenen Saison gesehen habe, entweder live im Stadion oder über Fernsehübertragungen, konnte ich jederzeit ein Gefühl für die Mannschaft und deren Situation entwickeln. Deswegen war ich nie so wirklich weg. Trotzdem ist es etwas anderes, wenn man als Trainer täglich mit den Spielern arbeitet. Rückblickend kann ich sagen, dass die ersten Trainingseinheiten, die ersten Besprechungen rein „emotional“ etwas Besonderes waren. Es fällt mir leicht, mich für die Aufgabe als Trainer zu begeistern.“

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Sie haben die Amateure schonmal betreut, waren zuvor auch U19- und U17-Trainer. Wiedersehen macht Freude.
„Das stimmt definitiv. Wir haben tolle Persönlichkeiten und hochtalentierte Fußballer. Einige Spieler habe ich bereits in der U19 und U17 trainiert, daher kennen wir uns schon lange und können uns somit gegenseitig sehr gut einschätzen. Leider haben wir damals jeweils das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft verloren. Mit der U23 konnten wir die gesetzten Ziele erreichen – wie die Regionalliga-Meisterschaft oder den Drittliga-Aufstieg in der Relegation. Außerdem konnten wir auch überraschende Erfolge wie den Sieg im Premier League International Cup feiern. Das waren wunderbare Momente, für die ich dankbar bin und nie vergessen werde.“

Gleichzeitig wurde bekannt, dass Sie ab Sommer 2021 - und ab sofort nominell - sportlicher Leiter am FC Bayern Campus werden. Wie kam es zur Doppelrolle?
„Durch die tolle Entwicklung unserer U23 gab es im Sommer nicht nur einen Markt für unsere Spieler, sondern auch für den verantwortlichen Trainer. Das hat dazu geführt, dass Sebastian Hoeneß und sein Co-Trainer, David Krecidlo, ein Angebot der TSG 1899 Hoffenheim erhalten und wir Ihnen für diese tolle Aufgabe die Freigabe gegeben haben. Noch mal an dieser Stelle herzlichen Dank an Basti und David für die erfolgreiche und zielorientierte Arbeit sowie die zu jederzeit angenehme Zusammenarbeit. Durch die Kurzfristigkeit dieser Entscheidung gab es allerdings nicht viele Trainer, die unserem klar definierten Trainerprofil für die Aufgabe des U23-Trainers bei Bayern München entsprochen haben. Im Zuge der Gespräche kam man mit der Bitte auf mich zu, erneut die Amateure zu übernehmen. Damit war klar, dass ich es mache.“

Haben Sie nochmal mit Meistertrainer Hoeneß telefoniert?
„Ja, natürlich. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihm, genau wie mit seinem Assistenten. David beispielsweise hat mir erneut vor ein paar Tagen geschrieben, um über verschiedene Ansätze zu sprechen.“

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Seit 2015 beim FC Bayern tätig: Holger Seitz' Assistent Dirk Teschke (rechts). Beide zeichnen in der kommenden Saison für die Amateure verantwortlich.

Sie arbeiten nun erneut mit ihrem langjährigen Weggefährten Dirk Teschke zusammen, der ihr Co-Trainer ist und die Amateure in den vergangenen Wochen interimsweise betreute. Wie läuft die Zusammenarbeit ab?
„Es hilft ungemein, dass ich Dirk wieder an meiner Seite habe. Wir kennen uns seit Ewigkeiten und unsere Arbeit ist optimal aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus kenne ich jedes Staff-Mitglied schon länger und umgekehrt, sodass es für beide Seiten ein einfacher Einstieg gewesen sein dürfte. Es gab keine Phase der Anpassung, sodass wir uns gleich im Detail um die Spieler und das Training kümmern konnten.“

Die Amateure absolvierten vergangene Woche ein Trainingslager im Stubaital. Was waren die Schwerpunkte in den Einheiten?
„Der Fokus lag auf vielen Spielformen, da wir nun einen großen Teil des Kaders zusammen haben. Wir hatten super Bedingungen und konnten uns von Tag zu Tag weiterentwickeln. Somit stimmt die Richtung, ich sehe aber noch Verbesserungspotenzial.“

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Gaben im Trainingslager im österreichischen Stubaital fünf Tage Vollgas: die Amateure um Kilian Senkbeil und Timo Kern.

Mit Lenn Jastremski und Alexander Lungwitz gab es zwei externe Neuzugänge. Wie sehen die aktuellen Planungen aus?
„Wir haben Vertrauen in unsere jungen Spieler. Beispielsweise hat sich unsere U19 vergangene Saison stetig weiterentwickelt, tollen Fußball gespielt und als Konsequenz daraus eine verdiente Süddeutsche Meisterschaft eingefahren – und das mit sehr jungen Jahrgängen. Dennoch ist es unsere Aufgabe, Augen und Ohren offen zu halten, falls sich noch etwas Interessantes ergeben könnte.“

Es ist die Saison eins nach der Drittliga-Meisterschaft. Wie bewerten Sie den Titel mit etwas Abstand?
„Keiner von uns hat vor der Saison mit der Meisterschaft gerechnet. Dagegen waren eher Leistungsschwankungen zu Beginn der Saison eingeplant. Es war uns allen bewusst, dass der ein oder andere Spieler ein wenig Zeit benötigen wird, um in einer starken 3. Liga mental und physisch anzukommen. Aufgrund ihres Talents, einer guten Ausbildung durch die Trainer in den vorangegangenen Jahren und eines sehr gut arbeitenden Trainerteams konnte man davon ausgehen, dass sich die Mannschaft früher oder später in der Liga durchsetzen wird. Am Ende sind wir dann verdient Meister geworden. Dennoch war es eine große Überraschung. Noch höher bewerte ich aber die Entwicklung von einzelnen Spielern.“

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Wie lauten die Saisonziele?
„Wir wollen jeden einzelnen Spieler weiterentwickeln und uns in der 3. Liga etablieren. Unser Auftrag ist es, Hansi Flick top ausgebildete Nachwuchsfußballer zur Verfügung zu stellen und diese permanent weiterzuentwickeln. Dafür ist die 3. Liga eine wunderbare Möglichkeit für uns Trainer, aber auch für unsere Talente. Ich würde mich freuen, wenn nach dieser Saison irgendwo stehen würde: Die nächsten Top-Talente des FC Bayern Campus haben Einsatzminuten in der Bundesliga bekommen und konnten dabei überzeugen.“

Wie läuft der Austausch mit der Profiabteilung ab?
„Sehr gut. Mit Sportvorstand Hasan Salihamidžić tausche ich mich seit langem fast täglich aus. Mit unserem Cheftrainer Hansi Flick habe ich erst kürzlich länger gesprochen und ihm nochmal persönlich zum Triple gratuliert. Ich spreche oft mit Hermann Gerland, der bekanntermaßen viele Jahre am Campus war und jedes Talent mit all seinen Stärken und Schwächen kennt. Auch Miroslav Klose ist da voll involviert, der ja vorher U17-Trainer bei uns war. Wir sind extrem eng verzahnt und unsere jungen Spieler haben super Voraussetzungen, den Sprung nach oben zu schaffen. Den steinigen Weg gehen, mit all seinen Hindernissen, müssen die Jungs selber. Wir begleiten sie mit viel Erfahrung.“

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Wird es vor allem schwer sein, die vergangene Saison aus den Köpfen zu bekommen?
„Das birgt eine gewisse Gefahr, weil wir viel Bewegung im Kader hatten und die aktuelle Mannschaft mit der vom vergangenen Jahr nichts mehr zu tun hat. Einige Leistungsträger haben uns verlassen, um den nächsten Schritt in ihrer Karriere zu gehen - ein natürlicher und von uns gewollter Prozess in der Talententwicklung. Das stellt dennoch alle Beteiligten Jahr für Jahr vor eine große, aber sehr spannende Herausforderung.“

Für welche Art Fußball wollen die Amateure stehen?
„Für FC-Bayern-Fußball. Wir hatten erst vor Kurzem erneut einen Trainerworkshop, um unsere Spielidee weiter zu verfeinern. Das ist das dominante Ballbesitzspiel mit viel Spielkontrolle. Wir wollen auch in der kommenden Saison mit den nachrückenden Talenten versuchen, dem Gegner unser Spiel aufzuzwingen – sowohl mit als auch gegen den Ball. Wir wollen mit unseren „jungen Wilden“ für einen mutigen und dynamischen Fußball stehen. Wer mutigen Fußball spielt und permanent an seiner persönlichen Leistungsgrenze agiert, wird auch Fehler machen. Das ist für uns aber kein Problem, sondern eine Chance besser zu werden.“

Am ersten Drittliga-Spieltag geht es am 19. September gegen Aufsteiger Türkgücü München. Was erwarten Sie für ein Spiel?
„Türkgücü ist ein sehr emotionaler Traditionsverein. Inwieweit sich die Aufstiegseuphorie durch die zahlreichen Zu- und Abgänge noch bemerkbar machen wird, muss man abwarten. Es ist spannend und eine große Herausforderung für uns, dass wir gleich am ersten Spieltag auf sie treffen.“

Die Amateure haben kurz vor Saisonstart ihren zweiten Neuzugang präsentiert. Ein alter Bekannter kehrt zurück: