Nach dem Triple ist vor dem Triple: Das Corona-Jahr 2020 hat den FC Bayern gefordert – und der Klub hat alles gemeistert. Die Messlatte für die nächsten Monate ist nun hoch. Worauf kommt es 2021 an? Unsere Führungsfiguren schauen in der neusten Ausgabe des Vereinsmagazins „51“ nach vorne. Im sechsten von sieben Teilen sprachen wir mit Vorstand Oliver Kahn.
Das Interview mit Oliver Kahn
Inwieweit kann man in Krisensituationen langfristig planen? Wie schafft man das?
Kahn: „Krisensituationen haben die Tendenz, Entwicklungen zu beschleunigen. Deshalb ist es entscheidend, den Blick auf die Chancen zu richten, um gestärkt aus so einer Phase hervorzugehen. Man darf durch die kurzfristigen Herausforderungen, denen man sich intensiv widmen muss, nicht den Blick auf die Zukunft vernachlässigen. Wenn man dabei ein langfristiges Ziel und ein kompetentes Team um sich hat, fällt einem das umso leichter.“
Was haben Sie in Ihrem ersten Jahr im Vorstand des FC Bayern gelernt? Was hat Sie überrascht?
„An erster Stelle habe ich mich gefreut, meine neuen Kollegen und Mitarbeiter beim FCB kennenzulernen. Denn nur durch deren Unterstützung war es möglich, dass ich mir in so kurzer Zeit ein detailliertes und tiefes Verständnis über die stark gewachsenen Strukturen des Klubs verschaffen konnte. Und überrascht ...? Hmm, überrascht war ich davon, dass sich hier immer noch alles um Fußball dreht (grinst).“
Was braucht es für Typen in einer Krise?
„Besonders in einer Krise sind spezielle Führungsqualitäten gefordert. Es geht darum, Empathie für die Sorgen und Nöte der Menschen in einer Ausnahmesituation zu zeigen und gleichzeitig klare Entscheidungen zu treffen. Es braucht Persönlichkeiten, die trotz der Unvorhersehbarkeit der Ereignisse und der Belastungen des Tagesgeschäfts weiterhin Orientierung geben können.“
Sie haben das Projekt „FC Bayern AHEAD“ angeschoben. Was gibt es dazu zu sagen?
„Dieses Projekt dient dazu, Schritt zu halten mit der immer höheren Veränderungsgeschwindigkeit unserer Welt, die auch vor dem Fußball nicht halt macht. „FC Bayern AHEAD“ bedeutet für uns, vorauszudenken, damit der FC Bayern seine Vorreiterrolle auch in der Zukunft behauptet. Wir wollen kein passiver Teil von Veränderungen sein, sondern Neuerungen aktiv und gezielt mitgestalten. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft zur absoluten Weltspitze gehören.“
Was bedeutet Ihnen das Jahr 2021, an dessen Ende die große Staffelübergabe zwischen Ihnen und Karl-Heinz Rummenigge steht?
„Für mich persönlich war bereits 2020 ein Jahr der Veränderung mit vielen Herausforderungen und neuen Eindrücken – in einem mir glücklicherweise sehr vertrauten Umfeld. Die Staffelübergabe ist in vollem Gange und wird Ende 2021 einen nahtlosen Übergang zur Folge haben. Dieses Amt und die zukünftige Aufgabe sind eine große Ehre für mich. Diesen Verein so aufzustellen, dass er auch in Zukunft die größten Erfolge feiern kann und dabei ein integrativer Teil der Gesellschaft bleibt, ist das oberste Ziel von uns allen.“
Titelillustration: David Diehl.
Im fünften Teil von "Die großen Fragen" kam Vorstand Jörg Wacker zu Wort:
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