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Danny Schwarz über den Fußballlehrer-Lehrgang: „Prinzipien sind wichtiger als Systeme“

Miroslav Klose, Kim Kulig, Tobias Schweinsteiger, Hanno Balitsch, Andreas Neuendorf, Danny Schwarz – die Liste mit bekannten Namen im Teilnehmerfeld des 67. Fußballlehrer-Lehrgangs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ist lang. Neben Profi-Assistent Klose und Amateure-Legende Schweinsteiger ist der 45-jährige Schwarz der dritte im Bunde mit ehemaligem oder aktuellem Bayern-Bezug. Der Ex-Profi ist U17-Trainer beim deutschen Rekordmeister und berichtet im Interview mit fcbayern.com über seine Erfahrungen im renommierten Lehrgang, der in Pandemie-Zeiten ganz neuen Herausforderungen ausgesetzt ist.

Der 67. Fußballlehrer-Lehrgang des DFB begann im Juni 2020 mit 24 Teilnehmern an der Hennes-Weisweiler-Akademie in der Sportschule Hennef und endet im April 2021. Zur Saison 2019/20 wurde er reformiert („Digitaler Campus“) und wird aktuell zum dritten Mal von Daniel Niedzkowski geleitet, der auch Co-Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft ist.

Das Interview mit Danny Schwarz

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Herr Schwarz, wie läuft der Lehrgang in Zeiten einer weltweiten Pandemie ab?
„Der DFB hat gut auf die Pandemie reagiert und die Abläufe umgestellt, die Organisation ist wirklich beeindruckend. Der Kurs wird mit Inhalt und Leben gefüllt. Natürlich haben wir uns seit Monaten nicht mehr gesehen, standen also auch nicht mehr zusammen auf dem Platz – was eigentlich ein Hauptteil der Ausbildung ist. Die neue Struktur ist aber sehr interessant. Alle stehen in regem Austausch. Da jeder Teilnehmer in der Regel parallel zum Kurs auch eine Mannschaft betreut, wären sowieso nicht alle Kurse vor Ort gewesen. Die Lehrgangsleiter mussten also nicht alles umwerfen.“

Wie ist der Alltag im Kurs?
„In den letzten Wochen saßen wir zum Beispiel an einem Projekt: Wir mussten fiktiv eine Mannschaft übernehmen, den Fall bis ins letzte Detail durchplanen und dann einem Sportdirektor präsentieren, wie man die Situation jetzt angehen würde. Parallel zur Ausbildung muss man noch ein Praktikum bei einem anderen Verein machen. Durch Corona war es aber natürlich viel schwieriger, Präsenzzeiten zu vereinbaren. Ich war aber dennoch mehrmals vor Ort. Der Lehrgang ist eine bunte Mischung aus vielem.“

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Worin liegen die Schwerpunkte in Hennef?
„Es wird gelehrt, wie wir uns als Trainer präsentieren und wie wir rüberkommen, wie wir bestimmte Inhalte vermitteln – gerade auf dem Platz. Wir bekommen gezeigt, wie man in Bezug auf seine Spielidee richtig coacht, wie man seine Trainingsformen gestaltet und wo es Optimierungspotenzial gibt. Ich finde es toll, dass es in der Ausbildung kein richtig oder falsch gibt. Niedzkowski hat am Anfang gesagt: Wir möchten aus euch eine bessere Version eurer selbst machen. Das finde ich gut. Sie lassen uns so, wie wir ticken. Sie wollen uns also nicht umkrempeln, sondern lassen uns unsere Ideen, helfen uns aber dabei, die richtige Struktur zu finden. Es geht im Detail weniger um genaue Handlungsempfehlungen, sondern mehr um Prinzipien. Wir haben zum Beispiel noch kein einziges Mal über eine Grundformation gesprochen, das finde ich hervorragend. Das war früher ganz anders. Prinzipien sind wichtiger als Systeme. Das müssen wir Trainer den Spielern vermitteln.“

Können Sie ein Beispiel für ein solches Prinzip nennen?
„Ein defensives Prinzip kann zum Beispiel sein: „Zentrum zu und wir lenken nach außen.“ Es geht in der Ausbildung immer um die Mannschaft und dann runtergebrochen um den Einzelnen. Das macht Spaß und ich hätte nicht erwartet, dass wir vieles so frei gestalten können.“

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Welche Kernthemen werden sonst noch gesetzt?
„Auch die Schwerpunkte Psychologie, Ernährung oder Regelkunde gibt es. Wir müssen auch einen Praktikumsbericht und eine Trainerphilosophie schreiben. Das ist super abwechslungsreich. Abseits des Fußballs geht es viel um Psychologie, wir erlernen verschiedene rhetorische Tricks und halten Präsentationen. Wie stehe ich denn richtig vor einer Mannschaft? Wir werden auch häufig gefilmt, damit wir uns selbst sehen. Das kann auch unangenehm sein. Wir bekommen immer Feedback und man kann gut reflektieren. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass ich auf dem Platz manchmal zu viel Input gebe. Das ist sehr wertvoll, weil dir das sonst ja niemand sagt. Außerdem mussten wir auch eine fiktive Pressekonferenz halten. Alle zwei Monate hat man außerdem ein Individualisierungsgespräch mit einem Psychologen, um nochmal in die Tiefe zu gehen.“

Ist der Lehrgang besonders wertvoll, um Verbindungen mit Trainerkollegen aufzubauen?
„Am Anfang haben wir uns alle noch häufig gesehen. Trotz der aktuellen Distanz haben wir einen regen Austausch in der Gruppe und es gibt viele Möglichkeiten, neue Kontakte zu gewinnen. Man bekommt auch viele Einblicke in die Arbeit bei anderen Vereinen. Ich werde zum Beispiel oft gefragt, wie es denn bei uns beim FC Bayern abläuft. Ich war jetzt mit Danny Galm, U17-Trainer in Hoffenheim, und Guerino Capretti, Drittliga-Coach in Verl, lange in einer Kleingruppe. Jochen Seitz von Aschaffenburg kenne ich noch aus meiner aktiven Zeit. Gegen Jens Bauers U19-Team in Heidenheim habe ich mit meinen Teams schon gespielt, uns verbindet auch die schwäbische Heimat. Im Fußball findet man überall schnell Kontakt.“

Wie lässt sich der Lehrgang mit Ihrer Trainer-Tätigkeit bei der U17 verbinden?
„Für mich persönlich ist es natürlich nicht ganz so schlimm wie für die Mannschaft. Zum Start des Lehrgangs lief die Saison noch ganz normal. Es war ein komisches Gefühl, immer erst donnerstags zur Mannschaft zu stoßen. Da war es viel schwieriger, einen Bezug zum Team herzustellen. Wenige Trainings, dann das Spiel, und dann war ich wieder weg. Natürlich waren die Jungs bei meinen beiden Co-Trainern Stefan Meißner und Vinzenz Loistl richtig gut aufgehoben, aber ich dachte schon öfter: Mensch, ich habe gar keinen wirklichen Einfluss. Die Zeit mit den Jungs auf dem Platz hat mir gefehlt. Die neue Situation kam mir dann entgegen und ich konnte wieder vermehrt am Campus sein. Andererseits ist es sehr schade, dass die Saison jetzt wieder unterbrochen ist und viele Spiele ausfallen. Das tut mir leid für die Jungs.“

Im Fußballjahr 2020 finden keine Spiele der Nachwuchsmannschaften des FC Bayern mehr statt: