Eine historische Saison geht für den FC Bayern zu Ende. Nach dem Gewinn des Triples im Vorjahr sicherten sich die Münchner den UEFA Super Cup, den DFL Supercup sowie die FIFA Klub-Weltmeisterschaft und krönten sich damit zur erfolgreichsten FCB-Mannschaft aller Zeiten. Nun folgte die neunte Deutsche Meisterschaft hintereinander – eine nie dagewesene Serie. fcbayern.com sprach im großen Interview mit Kapitän Manuel Neuer über die vergangenen Monate und die Zukunft. Im ersten Teil zieht der Torhüter sein Saison-Fazit und spricht über die Abschiede von David Alaba, Jérôme Boateng, Javi Martínez und Trainer Hansi Flick. Den zweiten Teil gibt es am Dienstag.
Teil 1 des Interviews mit Manuel Neuer
fcbayern.com: Manu, ihr seid zum neunten Mal in Folge Meister geworden – kannst du eigentlich selbst noch fassen, wie erfolgreich ihr mittlerweile in der Bundesliga seid?
Neuer: „Es ist schon unglaublich. Vor meinem Wechsel 2011 war ich überzeugt, dass ich beim FC Bayern viele Titel holen werde. Dass es solch eine erfolgreiche Zeit wird, hätte ich damals aber nicht geglaubt. Wir wissen, dass wir einen Allzeitrekord aufgestellt haben. Vor jeder Saison steht deshalb auch das Ziel, diesen weiter auszubauen.“
Wie fällt dein Saison-Fazit insgesamt aus?
„Natürlich möchten wir immer das Maximale erreichen. Wir wissen aber auch, dass im Leistungssport viel passieren kann, dass jeder Konkurrent Erfolge feiern will. In diesem Jahr haben wir neben der Meisterschaft den deutschen und europäischen Supercup geholt und die Klub-WM gewonnen. Ich denke, dass wir insgesamt guten Fußball gespielt haben. In der Champions League hatten wir in den Spielen gegen Paris auch ein bisschen Pech. Es ist immer ein schmaler Grat.“
Wäre im Pokal und in der Champions League mehr drin gewesen, wenn mehr Zeit zur Regeneration gewesen wäre?
„Auch andere Mannschaften hatten damit zu kämpfen. Irgendwann ist es einfach so, dass du die eine oder andere Niederlage einstecken musst. Im Pokal gegen Kiel war es extrem bitter mit dem Gegentor in der Nachspielzeit und dem Elfmeterschießen. In der Champions League hatten wir mit Paris eine klasse Mannschaft als Gegner, da kann man ausscheiden. Natürlich ist das aber hart.“
Was war dein persönliches Highlight der Saison 2020/21?
„Es ist eher saisonübergreifend zu sehen - dass wir die erfolgreichste Mannschaft in der Geschichte des FC Bayern geworden sind. Bei all den Erfolgen ist es umso schöner, dass ich mit vielen von den Jungs über eine so lange Zeit Seite an Seite gespielt habe und wir eine solche Ära geprägt haben. Deshalb ist es natürlich auch sehr schade, dass der eine oder andere den Verein im Sommer verlässt.“
Du sprichst die Abschiede an - David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martínez verlassen den Verein. Von den Triple-Helden 2013 sind dann nur noch Thomas Müller und du übrig. Wie viel Wehmut schwingt da mit?
„Schon viel muss ich sagen. Ich habe in meiner bisherigen Karriere nur einen einzigen Titel ohne die Jungs erlebt, den Pokalsieg mit Schalke 2011. Mit Jérôme bin ich 2009 sogar U21-Europameister geworden. Ich kann ihnen nur danken. Sie wissen, dass sie in den vergangenen Jahren hier auch Freunde fürs Leben gefunden haben. Im Fußball wird man sich immer über den Weg laufen und vielleicht auch in der Karriere danach.“
Mit dem Saisonabschluss endet auch die Zusammenarbeit mit Trainer Hansi Flick beim FC Bayern. Wie blickst du auf die gemeinsame Zeit mit ihm zurück?
„Wir haben seit 2009 zusammengearbeitet, standen auch in der Zeit, als er nicht mehr bei der Nationalmannschaft war und noch nicht bei Bayern begonnen hatte, immer in Kontakt. Wir hatten sehr erfolgreiche Zeiten. An die Arbeit und das Verhältnis zu ihm werde ich auch in Zukunft gerne zurückdenken. Als Kapitän und als Mensch kann ich ihm nur sehr dankbar sein, was er für mich persönlich, den FC Bayern und die Nationalmannschaft getan hat.“
Aus der gemeinsamen Zeit beim FC Bayern bleiben vermutlich besonders die Titelgewinne des letzten Jahres hängen.
„Diese Erfolge stehen für immer. Das werden wir nicht vergessen und müssen jetzt schon einmal darüber nachdenken, dass wir im Jahr 2030 mit der Mannschaft einen Lissabon-Trip machen. Das werde ich jetzt auch nochmal anbringen.“
Hast du dich als Kapitän auch noch einmal besonders für die äußerst erfolgreiche Zeit bedankt?
„Ich habe im Quarantäne-Trainingslager in Grassau eine Rede gehalten für die Spieler, die uns verlassen, und für Hansi Flick. Dabei habe ich Video-Sequenzen gezeigt, die an unsere gemeinsame Zeit erinnert haben. Damit wollte ich einfach zeigen, wie schön die Zusammenarbeit und wie wichtig jede einzelne Persönlichkeit für uns war.“
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