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Niklas und Fabian Süle im Interview - Mein Bruder, der Nachbar

Der doppelte Süle - an der Säbener Straße gibt es eine einzigartige Kuriosität: Der eine Bruder spielt mit dem FC Bayern um die höchsten Titel, der andere trainiert den A-Klassisten FC Sportfreunde nebenan. Das FC Bayern Mitgliedermagazin „51“ organisierte ein Nachbartreffen zwischen Niklas und Fabian Süle.

Das Interview mit Niklas & Fabian Süle

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Niki, Fabian - wie steht es generell um eure Bruderliebe: Wie war das gemeinsame Aufwachsen, gab es oft Ärger oder wart ihr euch meistens grün?
Niklas Süle: „Früher hatten wir schon unsere Probleme untereinander, als wir jünger waren. Das ist, glaube ich, normal, dass man sich da unter Brüdern immer wieder angeht. Als ich mit 14 nach Hoffenheim gewechselt und ausgezogen bin, habe ich dann einen anderen Blick auf unser Verhältnis bekommen. Das ist ja auch was anderes als vorher, wenn ich als der kleine Bruder immer genervt habe, immer ins Zimmer vom Großen wollte und da dann rausgekickt wurde…“
Fabian Süle: „… rausgekickt klingt jetzt zu krass (lächelt).“
Niklas: „Na ja, sagen wir so: Ich war nicht immer willkommen, da bin ich dir ja auch gar nicht böse. Was ich sagen wollte, ist, dass sich unsere Beziehung mit den Jahren entwickelt hat. Als ich von zu Hause ausgezogen bin und wir uns nicht so oft gesehen haben, spürte man dann plötzlich: Okay, da fehlt dir jemand ganz Wichtiges in deinem Leben. Auch als Fabi für sein Studium vier Jahre in New York gewesen ist, hatten wir ständig Kontakt und haben zweimal die Woche telefoniert. Als ich dann zum FC Bayern gewechselt bin, hat er beschlossen, von New York nach München zu ziehen, um hier seinen Master zu machen. Heute ist unsere Beziehung so stark wie nie. Fabi ist außer meiner Freundin, meinem Sohn und meinen Eltern die wichtigste Person in meinem Leben. Wenn ich einen Rat brauche, frage ich als Erstes ihn. Ich glaube, andersherum ist es genauso.“

Fußball war von klein auf eure größte Verbindung - habt ihr je zusammen in einem Team gespielt?
Niklas: „Nein, nie. Nicht im Verein.“
Fabian: „Auf dem Bolzplatz natürlich schon.“

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Gab es dann Ansagen wie „Bruder, schlag den Ball lang!“?
Niklas (lacht): „Lang schlagen gab es bei uns schon mal gar nicht. Bei uns wurde gedribbelt, der Ball war immer eng am Fuß.“
Fabian: „Stimmt, wir waren beide eher die Dribbler, und Niki spielte damals ja immer in der Offensive. Er war zwar ein paar Jahre jünger, aber körperlich schon früh unheimlich weit entwickelt. Ich denke auch, es hat ihn gepusht, dass er meistens mit uns Älteren spielen musste. So lernt man, sich durchzusetzen.“

Es wurde aber nicht immer gedribbelt: Im eigenen Garten wurde der Rasen gewässert und dann „Anfield Road“ gespielt - da ging es ums Grätschen. Gab es nie Verletzungen, und ist eure Mama nicht verzweifelt, dass ihre Jungs sich die Köpfe einhauen könnten?
Niklas: „Na ja, in dem Fall hatte unsere Mama eher wenig zu melden - in anderen Situationen, die nichts mit Fußball zu tun hatten, war es anders. Aber unser Papa hatte den Rasen ja sogar extra für uns gewässert und das Ganze quasi organisiert. Er hat uns da gerne zugeschaut. Mir ist das alles heute auch noch sehr präsent. Unser Papa hatte extra ein kleines Holztor in unserem Garten aufgebaut, dann wurde der Rasen gewässert - und los ging’s.“
Fabian: „Verletzungen gab es zwischendurch schon. Es wurde auch mal geweint. Aber nie lange. Denn es musste ja schnell wieder weitergehen mit dem nächsten Duell.“

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Eure Mama war selbst Leichtathletin, euer Papa war Fußballer - habt ihr gute Gene mitbekommen und auf jeden Fall Sportsgeist?
Fabian: „Ich denke, wir haben ein gewisses Talent mitbekommen. Und es war bei uns auch ab einem gewissen Punkt offensichtlich: Ich bin schon ziemlich sportlich - aber Niki war bald immer noch ein paar Punkte drüber. Im Fußball ist er technisch versiert, dynamisch, robust, konstant und schnell, eine seiner Stärken ist eine sehr gute Endgeschwindigkeit. Vielleicht kommt sie vom Leichtathletik-Training früher - oder doch von den guten Genen. Jedenfalls ist es egal, was wir machen, ob Fußball, Tennis, Tischtennis, Billard: Niki kann das alles. Und zwar supergut. Nur beim Bowlen hat er Probleme, da regt er sich zu oft auf (lacht).“

Fabian, was würdest du gerne von Niki haben?
Fabian: „Menschlich oder sportlich? Ich fange mal menschlich an, das ist wichtiger: Ich schätze vieles an ihm, aber einen Charakterzug ganz besonders: seine enorme Emotionalität. Niklas hat ein extrem ausgeprägtes Feingefühl für die Menschen um ihn herum. Er ist verlässlich und immer für einen da. In der Tat ist Niklas ein sehr liebevoller Mensch. Man kann sich mit ihm über alles austauschen. Ich denke, das zeichnet ihn auch hier beim FC Bayern als Teamspieler aus. Er ist sehr menschlich, man kann sehr gut mit ihm auskommen. Eine seiner größten Stärken ist zudem mit Abstand, dass er physisch und mental unglaublich robust ist. Er kann vieles gut ausblenden und sich auf den Punkt konzentrieren. Das sieht man auch auf dem Platz. Das hätte ich gerne mehr von ihm.“

Und du, Niki, was imponiert dir an deinem Bruder?
Niklas: „Fabi ist sehr strukturiert in allem, was er macht. Manchmal mache ich mir einen Spaß daraus und lege irgendwo in seiner Wohnung mal ein Buch quer hin. Es dauert nicht lange, und er hat es wieder gerade ausgerichtet. Das hat ein bisschen was von einer Zwangsneurose. Aber da würde ich mir dennoch gerne etwas abschauen. Das hat er in sich.“

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Fabian, wann dachtest du dir, mein Bruder kann es echt weit bringen?
Fabian: „Es gab da eine Situation, er war gerade 16, ich 19, und er hat zum Spaß in meiner Mannschaft in Walldorf mitgespielt. Da war ein Riesenunterschied zu uns anderen. Zu der Zeit hatte er gerade zum ersten Mal mit den Profis von Hoffenheim trainiert. Du merkst dann, okay, du hast auch Talent und spielst gut Fußball - aber da gibt es noch eine Dimension höher.“

Ist man in so einem Moment stolz auf seinen kleinen Bruder?
Fabian: „Ach, ich habe schon immer gesagt, dass es egal wäre, was Niklas macht, er könnte Klempner, Elektrotechniker, Arzt, Pilot sein - ich wäre immer stolz auf ihn. Entscheidend ist für mich als Bruder, dass er glücklich mit dem ist, was er macht.“

Niki, Julian Nagelsmann sagt jetzt, du hättest einen Zehner in dir - wird man künftig noch öfter sehen, dass du als Kind und Jugendlicher in der Offensive so viel gedribbelt bist?
Niklas: „Ja, dann muss er mich halt mal auf der Zehn aufstellen (lacht). Aber es ist alles gut, wie es ist. Mit Julian habe ich eine spezielle Vertrauensbasis, wir kennen uns, seit ich 15 bin, und er weiß, welche Schrauben er bei mir drehen muss. Wenn ich Vertrauen spüre, kann ich Bestleistung bringen. Ich denke, ich habe in diesem Jahr wieder einen Entwicklungsschritt machen können und schalte mich öfter als früher in die Offensive ein. Das möchte ich noch ausbauen, und ich hoffe schon, dass ich den Fans auch einen Abwehrspieler zeigen kann, der das eine oder andere Tor schießt.“

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Würdest du manchmal lieber bei den Sportfreunden kicken, beim A-Klassisten – so ganz ohne Druck, Buchstabenliga statt Bundesliga?
Niklas: „Reizvoll wäre es schon mal. Aber wir haben beim FC Bayern ja gerade eine ganz ähnliche Konstellation, weil wir auch eine verschworene Bande sind. Und ohne Druck kicken gibt es in meinen Augen sowieso nicht: Wenn ich bei den Sportfreunden zuschaue, wie Fabi und seine Teamkollegen jedes Spiel gewinnen wollen und wie hart sie an sich arbeiten, ist Fußball am Ende überall gleich, in der Bundesliga und der Buchstabenliga: Du musst alles geben - und Spaß haben.“

Fabian, gibt es eine Meisterprämie beim FC Sportfreunde?
Fabian: „Bei unserem Aufstieg in die A-Klasse, das war noch vor meiner Zeit, hat Uli Hoeneß 50 Liter Freibier spendiert. Vielleicht kann Niklas ja auch mal was organisieren, wenn wir wieder aufsteigen. Eine echte Meisterprämie gibt es bei uns nicht.“

Wie kurios ist für euch insgesamt die Konstellation, dass Niki beim FCB kickt und Fabi eine Tür weiter die Sportfreunde trainiert?
Fabian: „Wir sagen immer so: Das bedeutet, dass es einen Süle an der Säbener Straße rund um die Uhr gibt. Niklas startet mit den Profis schon vormittags, und wir kommen dann am Abend nach der Arbeit zum Training.“
Niklas: „Wir stehen auf jeden Fall für eine gute Nachbarschaft (grinst).“

Fotos: Anna Aicher

Das vollständige Interview gibt es in der November-Ausgabe unseres FC Bayern-Mitgliedermagazins „51“.

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