Uli Hoeneß feiert am Mittwoch, 5. Januar, seinen 70. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums besuchte das FC Bayern Mitgliedermagazin „51“ den Ehrenpräsidenten am Tegernsee.
Die Schafkopfkarten in der Hand von Uli Hoeneß sind, natürlich, vom FC Bayern. Auf der einen Seite ist Herz Trumpf, auf der anderen das Vereinswappen - so spielt man im Hause Hoeneß am Hochufer des Tegernsees, genau genommen in der Holzhütte im Garten. Draußen liegt Schnee, drinnen sorgt ein Ofen für Gemütlichkeit. Es ist nur eine Holzhütte, der Ort, an dem Uli Hoeneß hin und wieder gern mit Spezln Schafkopf spielt, aber man kann da auch ein bisschen was hineininterpretieren. Denn so war das im Grunde über Jahrzehnte hinweg, als er als Spieler, Manager, Vorstandsmitglied und Präsident seinen FC Bayern geprägt hat: Mag es draußen eisig sein, Wind und Wetter an einem zerren - Uli Hoeneß hat sein Leben lang dafür gesorgt, dass es drinnen behaglich bleibt.
Die Schafkopfrunden in der Holzhütte sind während Corona höchst selten geworden, was den langjährigen Bayern-Macher zwar bedrückt wie jeden, der sich bei lieb gewonnenen Kontakten einschränken muss. „Aber es hilft ja alles nichts in dieser Zeit“, sagt er auch, „wir alle müssen schauen, dass wir diese Pandemie irgendwie in den Griff bekommen. Das ist erste Bürgerpflicht.“
Es ist generell etwas ruhiger geworden um Uli Hoeneß, natürlich: Abschied aus dem aktiven Bayern-Betrieb, dann Corona - aber eineinhalb Jahre nach dem Rückzug als Präsident hat sich alles längst eingependelt. Kein Tag ist im Leben des Ehrenpräsidenten nun wie der andere, schildert er sein neues Leben. Aber der Start läuft meist nach dem gleichen Schema ab: Sein Hund Ben, ein - vorsichtig ausgedrückt - ziemlich zentrales Mitglied der Familie, holt ihn gegen 6:30 Uhr am Bett ab. Beide drehen draußen eine Runde oder holen Semmeln - „und dann wird ausgiebig gefrühstückt“. Ben bekommt vom Herrchen Brot oder ein Stück Apfel, während die wichtigsten Zeitungen durchgeblättert werden. Gattin Susi kalkuliert jeden Morgen ein, dass der Hund beim Frühstück bedacht wird. Sie ist schon früher auf den Beinen und serviert Ben nur Knäckebrot mit Quark, damit es nicht zu viel des Guten wird. Beim Frühstück, sagt sie lächelnd, „ist der Hund wichtiger als ich“.
Auch für Susi Hoeneß, die im kommenden Jahr 50 Jahre mit ihrem Mann verheiratet sein wird, bedeutete der Rückzug als FCB-Präsident eine große Umstellung. Sie hat sich in der Schule in ihn verliebt, mit 15, „es war einfach seine Art, sein Sinn für Gerechtigkeit und dass er wusste, was er will. Ich fand ihn immer toll“, erzählt sie. Das Paar heute zusammen zu erleben, ist höchst interessant: Beide meinungsstark und keine Konfrontation scheuend, merkt man ihnen jederzeit eine innige Verbundenheit an, tiefes Vertrauen und einen immensen gegenseitigen Respekt. „Susi ist kein Mäuschen, die musst du mit Argumenten überzeugen“, sagt Hoeneß. Es sei das größte Glück, wenn man schätzt, was man aneinander hat. „Manchmal sagt man das zu wenig, da könnte ich mich auch in meinem hohen Alter noch etwas verbessern“, meint Hoeneß. Es ist offensichtlich: Beim Frühstück mag Ben vielleicht ja wichtiger sein - aber danach ist die Rangfolge unstrittig.
„Ich bin für alles extrem dankbar, das möchte ich weitergeben. Ich denke, das ist wichtig im Leben. Und Werte wie Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit - gerade in der heutigen Gesellschaft brauchen wir das.”
Uli Hoeneß
Das Familienleben kennzeichnet generell: Bei Uli ist sehr viel erlaubt. Wenn die Enkel kommen, genießt es der Opa, Geheimnisse zu teilen wie mal einen Schluck Cola oder eine Runde Fernsehen. Mit dem Jüngsten schaut er derzeit gerne Bud-Spencer-Filme. „Er fragt schon immer: ‚Wann machen wir das wieder?‘“, erzählt er. „Und dann sitzt er auf meinem Schoß, und wir genießen es.“ Glück, sagt Hoeneß, ist für ihn, wenn die Familie zu Besuch ist, die Kinder im Garten spielen, alle gesund sind. „Wir haben hier ja das Paradies“, sagt er, „und ich denke, wir alle hier in Deutschland sollten öfter dankbar sein.“ Dankbarkeit ist generell etwas, was er empfindet, wenn er auf sein Leben schaut. Schon seine Eltern: Der Vater stand stets pflichtschuldig nachts um drei Uhr auf für die Metzgerei, die Mutter war hinter ihm und seinem Bruder Dieter her, dass sie ehrgeizig sind und das Abitur machen. „Ich bin für alles extrem dankbar, das möchte ich weitergeben. Ich denke, das ist wichtig im Leben. Und Werte wie Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit - gerade in der heutigen Gesellschaft brauchen wir das.“ Bereut Uli Hoeneß etwas in seinem Leben? Natürlich, sagt er. „Die Steuersache würde ich gern ungeschehen machen, die bereue ich, die bedauere ich.“
Spiele seiner Bayern, im Fußball wie im Basketball, sind inzwischen reiner Genuss für Uli Hoeneß. „Ich gehe emotional wahnsinnig mit und freue mich bei Siegen - aber ich habe nicht mehr diesen Druck“, erzählt er. „Früher hab ich den schon am Abend vorher gespürt, und nach einem Spiel wie dem 0:5 gegen Gladbach hätte ich zwei Nächte nicht geschlafen - heute laufe ich herum und beruhige die anderen: Der FC Bayern hat mit einem Franz Beckenbauer zu Hause 0:7 gegen Schalke verloren, und in Lautern wurden wir mal nach einer 4:1-Führung noch 4:7 abserviert.“ Die Besuche der Spiele sind ihm weiter wichtig, um im Austausch zu bleiben. „Ich will bei allem, was ich mache, dranbleiben“, sagt Hoeneß. „Es hält das Altern auf, wenn man am Ball bleibt - und ich möchte versuchen, auch mit 80 noch ein Gesprächspartner zu sein, der auf der Höhe der Zeit ist.“
Am entspanntesten erlebt Susi Hoeneß ihren Mann, wenn er an einem sonnigen Nachmittag auf der Terrasse einen Aperol Spritz trinkt und eine Zigarre glüht. Aber sie kennt ihn nur zu gut: „Ich glaube, er würde für sein Leben gern immer noch arbeiten. Er hängt furchtbar an seinem FC Bayern.“ Und dennoch freut sie sich über die Freiheit, die sich ihm jetzt eröffnet hat und sich auch in Kleinigkeiten spiegelt: „Er hat jetzt einfach mal Zeit, nicht immer gleich einen Termin, hat Luft für sich. Er kann jetzt auch mal sich pflegen, bisher hat er immer nur die anderen gepflegt - und ich finde es schön, wenn er da ist.“
„Es hält das Altern auf, wenn man am Ball bleibt – und ich möchte versuchen, auch mit 80 noch ein Gesprächspartner zu sein, der auf der Höhe der Zeit ist.”
Uli Hoeneß
Hand aufs Herz, wie sehr vermissen Sie den Alltag mit Ihrem FC Bayern, Herr Hoeneß? Er überlegt lange, dann sagt er: „Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Ich habe immer versucht, alles zu geben, was ich im Kopf und im Körper hatte, um den FC Bayern dahin zu bringen, wo er heute ist. Und wenn diesen Club jemand angreift, werde ich immer zur Stelle sein.“ Vor eineinhalb Jahren hat er sich verabschiedet, und beim Hausbesuch zu seinem 70. Geburtstag wird einmal mehr klar: Der FC Bayern spielt nicht nur beim Schafkopf weiter eine Rolle bei Uli Hoeneß. Bayern-Herz ist und bleibt Trumpf.
Bilder: © Daniel Delang
Die ausführliche Homestory gibt es in der Januar-Ausgabe des FC Bayern Mitgliedermagazins „51“
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