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IfZ-Projekt zum Vereinsleben des FC Bayern während der NS-Diktatur

Seit seiner Gründung 2012 hat das Vereinsmuseum des FC Bayern den Besuchern mehr bieten wollen als einen Ort, an dem Pokale ausgestellt und Geschichten von sportlichen Erfolgen oder Niederlagen präsentiert werden.

Mit großer Leidenschaft und Fürsorge hat sich das Museumsteam in den vergangenen zehn Jahren deshalb um die Menschen im Verein gekümmert, um historische Entwicklungen und damit auch um das Vereinsleben in der Zeit des Nationalsozialismus. In der Dauerausstellung und in Sonderausstellungen wurde vor allem an die Biografien vieler jüdischer Vereinsmitglieder, die Opfer des NS-Regimes, erinnert. Im Zentrum stand und steht das ausführlich dokumentierte Leben des früheren FC-Bayern-Präsidenten Kurt Landauer, der den Holocaust als Emigrant überlebte.

Erste umfassende Geschichte eines deutschen Fußballvereins während der NS-Diktatur

Im November 2017 vergab der FC Bayern einen unabhängigen Forschungsauftrag an das Münchner Institut für Zeitgeschichte. Das IfZ, 1949 ins Leben gerufen, beschäftigt sich mit der deutschen und europäischen Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Mit dem Forschungsauftrag stärkt der FC Bayern die zeitgeschichtliche Darstellungskompetenz seines Museums wie auch die Erinnerungskultur im deutschen Fußball.

Nach dreieinhalb Jahren konnte das Projekt „Der FC Bayern München und der Nationalsozialismus“ jetzt abgeschlossen werden. Damit existiert die erste umfassende Geschichte eines deutschen Fußballvereins während der NS-Diktatur. Das umfasst nicht nur jene Angehörige des Vereins, die während der Jahre 1933 bis 1945 zum Opfer des Nationalsozialismus wurden, sondern auch jene, die Mitläufer oder Täter der Ideologie waren.

Die Ergebnisse der in Form einer Doktorarbeit von Gregor Hofmann angelegten historischen Untersuchung können auf der Homepage des Instituts für Zeitgeschichte HIER abgerufen werden.

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Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern: „Der FC Bayern hat die Studie beim Institut für Zeitgeschichte in Auftrag gegeben, um die Vorgänge unseres Clubs während der NS-Zeit von einem unabhängigen wissenschaftlichen Institut analysieren zu lassen. Sie ist Teil der detaillierten Aufarbeitung unserer Vereinshistorie, denn auch mit solchen Forschungsprojekten wollen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Mit dieser Studie leisten wir einen weiteren Beitrag zur Erinnerungskultur - und dazu, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Die Erkenntnisse des Projekts helfen uns bei der Einordnung der Geschehnisse in den Jahren 1933 bis 1945 und bei den Rückschlüssen aus dieser Zeit. Wir möchten uns beim Institut für Zeitgeschichte für die Arbeit bedanken.“

Insgesamt wurden etwa 15.000 Dateien-Scans, Akten und Notizen aus beinahe 60 Archiven in Deutschland, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Israel und den USA ausgewertet. Die Studie zeigt: Zwischen 1933 und 1945 waren mehr als die Hälfte der Funktionäre in der Vereinsführung des FC Bayern auch Mitglieder der NSDAP. Darin unterschied sich der FC Bayern nicht von anderen Vereinen. Andererseits hielt der FC Bayern länger, auch öffentlich, an seinen jüdischen Mitgliedern fest.

Mit diesem Forschungsprojekt haben der FC Bayern und das Institut für Zeitgeschichte beispielhafte neue Wege bestritten.

Professor Frank Bajohr, Leiter des Projekts beim IfZ

„Die Geschichte von Fußballvereinen in der NS-Zeit ist allzu oft in simplen Gegensatzpaaren dargestellt worden“, erklärt Professor Frank Bajohr, Leiter dieses Projekts beim IfZ. „Hier die Nazis, dort der Verein, hier die Politik, dort die angeblich unpolitische Eigenwelt des Fußballs, hier diktatorischer Zwang der Politik, dort reaktive Anpassung der Vereine. Mit dieser Sichtweise bricht die vorliegende Arbeit. Sie behandelt die Funktionäre und Spieler des FC Bayern München stattdessen als eigenständige Akteure mit entsprechenden Handlungsspielräumen, mit denen sie dem Nationalsozialismus entgegenkommen, sich ihm aber auch widersetzen konnten.“

Die Erkenntnisse bisheriger Forschungen werden teilweise bestätigt, in vielen Punkten aber auch differenziert und revidiert. „Mit diesem Forschungsprojekt haben der FC Bayern und das Institut für Zeitgeschichte beispielhafte neue Wege bestritten“, sagt IfZ-Wissenschaftler Bajohr. Zusammen mit dem IfZ wird das Museum des FC Bayern seine Ausstellungen zur Vereinsgeschichte in den kommenden Wochen entsprechend ergänzen, verändern und erweitern.

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Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern: „Es ist wichtig, sich der eigenen Geschichte offen und unvoreingenommen zu stellen. Grundlage dafür ist Transparenz und möglichst umfangreiches Wissen. Diese Studie liefert neue, wichtige Erkenntnisse über die Geschichte des FC Bayern. Es ist die Aufgabe von uns allen, ein Bewusstsein für die Fehler der Vergangenheit zu haben und das Verantwortungsgefühl für die Zukunft weiter zu stärken.“

Die Einbindung des IfZ wird die Erinnerungskultur des FC Bayern und das Programm des FC Bayern Museums weiter profilieren. Sonderausstellungen wie „Verehrt, verfolgt, vergessen“, Aktionen am Holocaust-Gedenktag, spezielle Schulklassen-Führungen oder auch Besuche der KZ-Gedenkstätte in Auschwitz haben bereits starke Zeichen gesetzt. Der FC Bayern nutzt die Kraft des Sportes seit vielen Jahren, um auch mit seiner Geschichte gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, Hass und Ausgrenzung anzutreten.

Ich freue mich, dass der FC Bayern diese Verantwortung so eindeutig annimmt und vertraue darauf, dass er seine Werte in diesem Wissen vertritt.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

„Soziale Verantwortung bedeutet gerade in Deutschland auch, die eigene Geschichte genau zu kennen“, sagt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. „Der FC Bayern beweist seit Langem, dass er sich dieser Verpflichtung bewusst ist: Die neue Studie des Instituts für Zeitgeschichte zur Vereinsgeschichte während des Nationalsozialismus ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem umfassenden Bewusstsein für die eigene Vergangenheit, das berechtigten Stolz auf einen Kurt Landauer ebenso umfasst wie Wissen um die Verfehlungen der Jahre 1933 bis 1945. Der Verein, der für jüdische Menschen in München vor und nach der NS-Zeit einer von vielen sozialen Ankern in ihrer Stadt war, blieb in der Zeit der Diktatur nicht ohne Schuld, aus der heute Verantwortung erwächst. Ich freue mich, dass der FC Bayern diese Verantwortung so eindeutig annimmt und vertraue darauf, dass er seine Werte in diesem Wissen vertritt.“