Knapp 7000 Kilometer liegen zwischen München und Washington - aber die Botschaft, die der FC Bayern am Dienstag im Kapitol der US-Haupststadt aussandte, kennt weder Entfernungen noch Grenzen. Rund 200 Gäste aus Politik, Gesellschaft und Sport waren am Tag nach der Ankunft des Bayern-Trosses in den „Dining Room“ auf dem Capitol Hill geladen, um die Geschichte des FC Bayern zu verstehen, einzuordnen und sich gemeinsam gegen jegliche Art von Diskriminierung, Fremdenhass und Ausgrenzung zu stellen. Die Wanderausstellung „verehrt - verfolgt - vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“ stand als mahnendes Exempel und unterstrich die wichtigste Aussage der beeindruckenden Veranstaltung: Nie wieder!
Herbert Hainer: „Menschen inspirieren, für ihre Vision einzutreten“
„Ohne die Möglichkeit, in die USA zu emigrieren, hätten viele unserer jüdischen Mitglieder den Holocaust nicht überlebt. Es ist daher sehr bewegend, im Capitol sein zu dürfen“, sagte Präsident Herbert Hainer, der in seiner Eröffnungsrede die Biographie von Ehrenpräsident Kurt Landauer hervorhob. Auch heute sei es in den Werten des FC Bayern verankert, „gleichzeitig familiär und weltoffen“ zu sein: „Und ich hoffe, dass diese Ausstellung, Kurt Landauers Lebensweg und unser Treffen hier und heute Menschen inspirieren kann, selbst gegen Widerstände für ihre Vision einzutreten.“
Auch Oliver Kahn schlug in seiner Ansprache die Brücke zwischen Sport und Gesellschaft. „Wir als FC Bayern haben die Verantwortung, über die Vergangenheit - das Gute und das Schlechte - zu sprechen, um den Dialog anzustoßen und sicherzustellen, dass Gräueltaten wie damals nie wieder passieren können“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Als „Vorbild“ wolle der Verein in einer Gesellschaft dienen, „in der Unterschiede nicht nur angenommen, sondern zelebriert werden“.
Die Sichtweise der USA gaben die beiden Kongressabgeordneten Ted Deutch und Darin LaHood, Botschafter Axel Dittmann sowie Rabbi Andrew Baker (Direktor „International Jewish Affairs“ im Amerikanisch-jüdischem Komitee) wieder. Stellvertretend stand die Aussage von Ted Deutch: „Hass, Homophobie, und Rassismus haben keinen Platz auf dem Spielfeld. Solange sich der Antisemitismus weiter ausbreitet, sollte der FC Bayern weiteren Clubs als Beispiel dienen, Antisemitismus zu bekämpfen, wo immer er sich zeigt.“
„Rot gegen Rassismus“ als Brückenschlag
Der freundschaftliche Dialog stand im Mittelpunkt der feierlichen Veranstaltung im Wahrzeichen der amerikanischen Demokratie. Die Vergangenheit gab dabei - sowohl mit Opfer- als auch mit Täterperspektive - einen Rahmen vor, der Blick jedoch richtet sich nach vorne. So wurde die Wanderausstellung, die ausgehend von der Evangelischen Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau seit 2016 an 40 Stationen zu sehen war, für den zweiten Auftritt in den USA um wichtige Kapitel ergänzt. Zusätzlich zu den neun ausführlich beleuchteten Biographien von Bayern-Mitgliedern war die deutsch-amerikanische Freundschaft Thema. Zudem steht die Aktion „Rot gegen Rassismus“ nun auch in der Ausstellung für das Engagement des FC Bayern - und regt als Brücke ins Heute zum Innehalten, Nachdenken und Handeln an.
„Wir hoffen, dass wir das Verständnis unseren amerikanischen Freunden für die Werte des FC Bayern heute Abend vertiefen konnten. Wir haben die Verpflichtung, auf und neben dem Feld verantwortlich zu handeln“, sagte Oliver Kahn. In München, in Washington und auch überall auf der Welt.
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