Dass diesem 19-jährigen Ausnahmekönner mittlerweile deutschlandweit Sympathien zufliegen, egal ob man es mit Rot-Weiß, Blau-Weiß, Schwarz-Gelb oder einer anderen Farbkombination hält, liegt wahrscheinlich nicht mal an seiner Extraklasse auf dem Feld. Jamal Musiala ist abseits des grünen Rasens bescheiden, höflich und ambitioniert - wie er auch nach dem 4:0-Erfolg gegen Bayer 04 Leverkusen aufs Neue demonstrierte: „Ich will noch besser werden und noch mehr Tore schießen, auch wenn mir das in dieser Saison schon ganz gut gelingt", sagte Bambi, wie er von Mitspielern liebevoll gerufen wird, nach seiner Glanzleistung im Freitagabendspiel.
Münchner Top-Torjäger
Und dann wäre ja noch diese Sache – oder besser – dieser Hochgenuss mit seinem Fußballspiel. Musiala überzeugt dieser Tage in allen Disziplinen. Im Toreschießen wie bei seinem satten Rechtsschuss nach 17 Minuten zum 2:0. Damit steht der Absolvent des FC Bayern Campus aktuell bei fünf Bundesliga-Treffern, die ihn zum besten Torschützen des Rekordmeisters machen. Seine Ausbeute aus der Vorsaison (fünf Treffer in 30 Spielen) hat er damit nach sieben Partien bereits erreicht.
Macher Musiala
Noch auffälliger war der Filigrantechniker mit den schlangenhaft anmutenden, grazilen Bewegungen zwischen den Räumen mal wieder beim Assistieren. Ob vor Leroy Sanés Treffer zum 1:0 mit einem Zuspiel inklusive minimalem Passfenster oder vor Sadio Manés Linksschuss ins Glück zum 3:0 – zweimal fungierte Magic Musiala als formidabler Ober.
Man of the Match
Was das Besondere an dem Offensivallrounder bleibt: Auch ohne Scorerpunkte sticht Musiala beständig heraus: Zum einen beim Verteidigen, wie nach 24 Minuten, als er in der Rückwärtsbewegung Bayers Kerem Demirbay die Kugel abluchste – ein Zeichen für seine dazugewonnene Robustheit in den vergangenen Monaten-, zum anderen ganz einfach: beim Spielen. Setzt Jamal zum Dribbling an, geht ein Raunen durchs Publikum. Seine Ballbehandlung ist einzigartig, seine Verbindung zum Spielgerät magnetisch. Vor dem vermeintlichen 4:0 durch Mané, das wegen eines Foulspiels zurückgepfiffen wurde, setzte er sich gleich gegen sechs (!) Leverkusener auf engstem Raum durch. Man of the Match. Gäbe es diese Auszeichnung in der Bundesliga parallel zur Champions League, hätten sich die Entscheider am Freitag wohl gesagt: Ja, mal Musiala!
Meilenstein: 3 Torbeteiligungen
Überhaupt war der Senkrechtstarter zuvor noch nie an drei Toren in einem Pflichtspiel des FC Bayern direkt beteiligt. Besonders gerne brilliert der Wirbelwind indes in der Allianz Arena: In jedem seiner vergangenen fünf Heimspiele war er an mindestens einem Treffer direkt beteiligt (drei Tore, zwei Assists). Kein Wunder also, dass sich die Zuschauer nach seiner Auswechslung nach 81 Minuten erhoben – und Kumpel Sané seinen kongenialen Partner mit einer Wasserdusche feierte. Mit drei Bundesliga-Assists ist Musiala zusammen mit Thomas Müller bester FCB-Vorlagengeber und seine sieben Scorerpunkte überbietet in Deutschland derzeit nur Spitzenreiter Unions Sheraldo Becker (neun).
Mammutprogramm vor der WM
Apropos Deutschland: Schon nach den Länderspielen in der vergangenen Woche gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) war Musiala in aller Munde. Egal ob Bundestrainer Hansi Flick („Ein Genuss, ihn spielen zu sehen“) oder Englands Coach Gareth Southgate – für den offensiven Mittelfeldspieler hatte jeder nur löbliche Worte übrig. Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, sagte nach Leverkusen: „Jamal zeigt von Spiel zu Spiel, was in ihm steckt, dass er sehr konstant ist. Er ist derjenige, der im Moment viel Freude bereitet.“ Die WM 2022 kann kommen für den deutschen Fanliebling. Vorher will Musiala jedoch in zwölf Spielen in sechs Wochen mit dem FC Bayern noch das machen, worauf die als Rising Stars bezeichneten Top-Talente der Fußball-Welt spezialisiert sind: weiter glänzen.
Auch Musialas drei Offensivkollegen trugen sich in die Torschützenliste ein. Alle Infos zu #FCBB04:
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