Der Blick in den voll besetzten Raum zeigte das ungebrochene Interesse an diesem wichtigen Thema – und die Diskussion auf dem Podium rechtfertigte es: Der vom FC Bayern München in Auftrag gegebene unabhängige Forschungsauftrag ist am Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München offiziell vorgestellt worden. Auf dem Podium widmeten sich Verfasser Dr. Gregor Hofmann, Prof. Dr. Frank Bajohr (Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien) und Anton Löffelmeier (Stadtarchiv München) den im Werk „Mitspieler der ‚Volksgemeinschaft‘. Der FC Bayern und der Nationalsozialismus“ erarbeiteten Fragen: Welche Besonderheiten prägten den FC Bayern? Und welche Rolle spielte der Fußball insgesamt in der Zeit der NS-Diktatur? Vor rund 120 Gästen, darunter viele FC Bayern Mitglieder, wurde der aktuelle Forschungsstand vorgestellt und die Erkenntnisse der Studie auf die Gesellschaftsgeschichte des Fußballs in Deutschland übertragen.
„Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Spannweite der Verhaltensweisen nichtjüdischer Vereinsmitglieder des FC Bayern. Sie reichten von begeisterter Parteinahme für den Nationalsozialismus oder gar der Beteiligung an Verbrechen bis hin zu mutigem Widerstand“, sagte Prof. Dr. Frank Bajohr. Der Leiter des Forschungsauftrages, den der FC Bayern im November 2017 vergeben hatte, lobte den FC Bayern für dessen Initiative. Seit der Fertigstellung im Herbst 2022 existiert die erste umfassende Geschichte eines deutschen Fußballvereins während der NS-Diktatur, die unter der Moderation von Prof. Dr. Martina Steber umfangreich beleuchtet und sogar per Live-Übertragung in den Nebenraum übertragen wurde.
Die Studie von Gregor Hofmann spannt den Bogen vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik und vergleicht die Geschichte des FC Bayern mit den Entwicklungen in anderen großen Fußballclubs. Thematisiert werden nicht nur jene Angehörige des Vereins, die während der Jahre 1933 bis 1945 zum Opfer des Nationalsozialismus wurden, sondern auch jene, die Mitläufer oder Täter der Ideologie waren. Die aufgrund der Studienerkenntnisse überarbeitete Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“ wurde im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls präsentiert.
Fotos: Institut für Zeitgeschichte
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