Seit Mitte Juli ist Minjae Kim nun Teil des FC Bayern und lebte sich in seinen ersten Wochen beim Deutschen Rekordmeister prächtig ein. Im Interview mit dem Mitgliedermagazin „51“ spricht der Südkoreaner unter anderem über sein Heimatland Südkorea, seine bayerischen Vorbilder sowie seine Ziele in der bevorstehenden Saison.
Das Interview mit Minjae Kim
Minjae, kannst du den Fans des FC Bayern bitte einmal beschreiben, wie du aufgewachsen bist – für viele ist Südkorea weit weg …
„Servus, sehr gerne: Ich bin in Tongyeong aufgewachsen, einer Hafenstadt mit rund 140.000 Einwohnern an der Südküste von Südkorea, etwa drei Stunden Autofahrt von der Hauptstadt Seoul entfernt. In der Nähe von Tongyeong gibt es sogar ein deutsches Dorf, es heißt Dogil Maeul – mit Oktoberfest. Ich war leider noch nicht dort, würde aber gerne einmal hin. Da Tongyeong am Meer liegt, war das Meer immer ein wichtiger Teil meines Lebens und meiner Familie.“
Wie bist du zum Fußball gekommen?
„Mich hat der Fußball sehr früh fasziniert. Ich muss sagen, dass ich immer schon ein Kind war, das sich bewegen wollte. Zu Hause zu sitzen, war nicht meine Sache – und da kam mir der Fußball mit seiner hohen Laufintensität gerade recht. Erst war ich Stürmer, und mit 12, 13 Jahren habe ich festgestellt, dass es mir noch mehr Spaß macht, Bälle zu gewinnen und meinem Team aus der Abwehr heraus zu helfen. Ich habe es genossen, auf dem Platz immer alles zu geben. Also habe ich eines Tages meine Eltern um Erlaubnis gebeten, Fußball spielen zu dürfen, und da sie selbst beide sehr sportlich sind, hatten sie keine Einwände. Ich war anfangs vielleicht nicht das größte Talent, aber ich habe mich sehr angestrengt. Ich wollte immer meinen Traum verwirklichen und bin heute sehr glücklich, dass mich meine Reise über China, die Türkei und Neapel zum FC Bayern geführt hat.“
Wann hast du zum ersten Mal vom FC Bayern gehört?
„Wir haben Fußballspiele aus der ganzen Welt im Fernsehen verfolgt, schon als ich ein kleines Kind gewesen bin – und da waren auch immer Spiele des FC Bayern dabei. Der FC Bayern ist einer der größten Clus der Welt und in Südkorea sehr populär. Ich habe den FC Bayern immer beobachtet – aber hätte mir damals mal jemand gesagt, dass ich eines Tages dieses Trikot tragen werde, hätte ich das natürlich nie für möglich gehalten. Es ist eine riesige Ehre. Ich lebe einen großen Traum und weiß, dass ich jeden Tag alles geben muss, damit er lange anhält.“
Du bist gut mit der Historie des Clubs vertraut – als Vorbilder nennst du Franz Beckenbauer und Lúcio. Was imponiert dir an diesen früheren FCB-Spielern?
„Beide waren außergewöhnlich starke Verteidiger und hatten gleichzeitig auch große Qualitäten im Spielaufbau nach vorne. Ich versuche, diese Attribute auch in mein Spiel zu integrieren. Am meisten imponiert mir an den beiden, dass sie sehr lange auf allerhöchstem Niveau gespielt haben – und beim FC Bayern sehr lange zentrale Figuren gewesen sind. Wenn ich das hier auch schaffen würde, wäre ich sehr glücklich.“
Früher hast du wie Rocky Balboa trainiert, Autoreifen einen Berg hochgezogen …
„(lacht) Ja, damals hatte ich das Gefühl, ich müsste schneller werden. Also habe ich diese Reifen hinter mir hergezogen. Vielleicht war das eine zu harte Maßnahme, aber ich wollte unbedingt Resultate erzielen. Ich weiß nicht, ob es geholfen hat – aber geschadet hat es vermutlich nicht. Mir ist es bis heute wichtig, dass ich immer offen bin, Neues auszuprobieren und eigene Methoden zu testen.“
Ist das Teil deiner Mentalität – immer dazulernen zu wollen?
„Meine Eltern haben mir vermittelt, dass du immer dazulernen kannst und sollst, egal, wie alt du bist. Sonst entwickelt man sich nicht weiter. Ich beobachte meine Kollegen, ich beobachte die Menschen um mich herum und gehe mit offenen Augen durch die Welt. Das ist Teil meines Charakters.“
Was hast du auf deinen Stationen in China, der Türkei und Neapel alles für dich mitgenommen?
„In China bin ich auf richtig starke Stürmer getroffen – da konnte ich mein Verhalten in 1:1-Duellen verbessern. In der Türkei wurde oft im Raum verteidigt, das hat mich in dieser Hinsicht weitergebracht: Wann lässt du dich fallen, wann schaltest du dich nach vorne ein? In Neapel wurden dann beide Varianten verlangt, weil man in Italien taktisch sehr flexibel agiert. Ich konnte da mein Spiel umsetzen. Der Trainer hat damals zudem gefordert, dass ich mich auch in der Offensive einbringe. Diese Saison in der Serie A war insgesamt bisher der beste Härtetest: Das Niveau in der Liga ist hoch, durch die WM im vergangenen Dezember hatten wir fast nur englische Wochen und mussten permanent fokussiert bleiben. Dass wir dann Meister geworden sind, hat mich sehr stolz gemacht.“
Wie war die Zeit in der Türkei – das erste Mal wirklich weit weg von zu Hause?
„Heimweh war bei mir nie ein Thema. Ich bin gerne mal für mich allein und richte meine Konzentration auf das Hier und Jetzt. Geholfen hat mir damals auch, dass meine Frau und mein Kind mitgekommen sind. Sie sind jetzt auch wieder mit mir in München. Die Familie gibt mir Halt und Ruhe. Da schöpfe ich viel von meiner Kraft. Familie steht für Stabilität.“
Welche Ziele hast du beim FC Bayern?
„Ich habe meinen Fokus aktuell auf ein einziges Ziel gerichtet: In jedem Spiel auf dem Platz stehen zu können. Fragt mich gerne im Januar noch einmal, dann können wir über neue Ziele sprechen!“
Das ausführliche Interview gibt es in der neuen Ausgabe des FC Bayern-Mitgliedermagazins „51“.
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