Harry Kane strich sich noch einmal lässig über den Scheitel, ehe er ein Lächeln aufsetzte, mit seinen Teamkollegen vor den mitgereisten Bayern-Fans jubelte und schließlich den Daumen nach oben streckte.
„On a cold rainy night in Stoke“ konnte er es schon längst. In England hat Kane quasi überall schon getroffen. Jetzt hat der 30-Jährige auch bewiesen, dass er es am Freitagabend bei Dauerregen in Köln draufhat.
Es war nicht immer schön, es bedurfte viel Kampf und Disziplin, damit die wichtigen drei Punkte in Müngersdorf eingefahren wurden. Doch letztlich sicherte eine kompakte Mannschaftsleistung und natürlich sein Tor in der 20. Minute dem FC Bayern den 1:0-Auswärtssieg beim Effzeh.
Kane lobt das Team
Der Treffer von Kane war sein 18. Treffer am 12. Spieltag und bedeutete einen neuen Bundesliga-Rekord (bisher Gerd Müller mit 17 Toren nach einem Dutzend Spielen)! Und damit nicht genug: Die bisherige Rekordmarke für das 18. Tor war bislang das 18. Bundesliga-Spiel - das schaffte Uwe Seeler vor fast 60 Jahren.
Spektakulär war das Tor zwar nicht. „Es gehörte eher zur einfachen Sorte“, blickte Kane selbst - über den Abstauber schmunzelnd - zurück und schob hinterher: „Aber ich nehme es gerne.“
Kane wäre jedoch nicht Kane, wenn er in diesem Moment nicht auch der Mannschaft ein großes Lob gezollt hätte. „Es war ein fantastisches Spiel von allen“, sagte er und es war klar, was er meinte.
Der FCB ließ nie einen Zweifel daran aufkommen, wer das Spiel dominierte. Das anfangs hohe Pressing der Kölner wurde im Keim erstickt, in Ballgewinne, Umschaltmomente und hochkarätige Chancen verwandelt.
„Wir waren sehr gut mit und ohne Ball. Die Einstellung war top. Die zweite Halbzeit war nicht spektakulär, aber ich bin trotzdem zufrieden damit, weil wir die Kontrolle behalten haben“, resümierte Trainer Thomas Tuchel, der übrigens gänzlich davon abgesehen hatte, zu wechseln. „Normalerweise kommt das nicht vor“, erklärte er. Grund dafür war der Flow, in dem sich seine Mannschaft befand. Egal, was Köln auch probierte, der FCB hatte die passende Antwort parat.
Tuchel erklärt Nicht-Wechsel
Den Rhythmus wollte der Coach nicht unterbrechen. „Wir waren hochprofessionell im Spiel, hatten viel Kontrolle und eine gute Positionierung. Es hat einfach gestimmt und wir haben bis zum Ende durchgezogen“, sah auch Leon Goretzka.
43 erzielte Tore in der Bundesliga und bislang nur neun Gegentreffer sind eine beachtliche Momentaufnahme, die davon zeugt, wie kompakt das Team in dieser Saison agiert. Auch gegen Köln war das der Schlüssel. Jeder in der Offensive hat verinnerlicht, dass das Verteidigen in der vordersten Reihe beginnt.
Weder Kane noch Leroy Sané oder Kingsley Coman scheuen sich davor, auch weite Wege mit zurückzugehen. Hinzu kommt, dass Torwart Manuel Neuer von Spiel zu Spiel an Sicherheit gewinnt und somit allgemein die Stabilität weiter erhöht wird.
Tuchel hebt Stärke hervor
Ein kleines Manko war in Köln lediglich die Chancenverwertung. „Eigentlich ist es unsere große Stärke, die Chancen auch zu nutzen. So stand es nur 1:0 und wir mussten konzentriert bleiben. Das ist uns in der zweiten Halbzeit sehr gut gelungen - daher haben wir verdient gewonnen“, bilanzierte Tuchel.
Sechs Spiele stehen in diesem Jahr noch auf dem Programm. Nun folgen zunächst zwei Heimspiele (der Spielplan) - in der Champions League geht es am Mittwoch gegen den FC Kopenhagen, am Samstag kommt Union Berlin in die Allianz Arena. Am Wochenende liegt der Schwerpunkt auf der Regeneration.
Mit dem Sieg in Köln im Gepäck herrscht dabei zumindest ein gewisses Maß an Zufriedenheit bei unseren Profis. „Wir hätten vielleicht ein paar mehr Tore erzielen können, aber wir haben drei Punkte, das ist das, was zählt.“
Auch das Schlusswort von Kane war durchaus treffend.
Die Stimmen zum Auswärtssieg in Köln:
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