Natürlich brannten den Schülern bei ihrem prominenten Gegenüber auch zahlreiche Fragen rund um den FC Bayern unter den Nägeln: Wie man denn Einlaufkind in der Allianz Arena werden könne oder aber, ob Sommer-Neuzugang Harry Kane seine Ablöse mittlerweile eingespielt habe, wollten die Jugendlichen in dem Seminarraum am FC Bayern Campus von Dr. Michael Diederich wissen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters war im Rahmen des außerschulischen Bildungsangebots „Lernen mit Kick“ zu Gast, welches seit diesem Jahr im Nachwuchsleistungszentrum des FCB heimisch ist - und nahm sich selbstverständlich Zeit, um den Wissensdurst der Kurs-Teilnehmer zu stillen.
Das Thema, das für die neunte Klasse des Sonderpädagogischen Förderzentrum München-Süd an diesem Donnerstag im Vordergrund stand, war jedoch ein anderes: In dem rund zweieinhalbstündigen Workshop ging es um Gewaltprävention sowie Straßen- & Häusliche Gewalt – eine Materie, die auch Diederich am Herzen liegt. Die Ursache vieler Konflikte seien „Missverständnisse, nicht aufeinander zuzugehen und fehlende Toleranz für den Gegenüber“, erklärte der CFO. Man könne daher nicht früh genug mit der Aufklärung beginnen: Angebote wie die wöchentlichen Workshops am Campus seien ein „wichtiger Baustein für Gesellschaft, Zusammenhalt, Demokratie und Stabilität“.
Großes Spektrum an Themen
„Lernen mit Kick“ ist ein kostenloses Angebot der AWO München-Stadt und gehört zum bundesweiten Netzwerk „Lernort Stadion e.V.“, in dem insgesamt 27 deutsche Profi-Clubs organisiert sind. Neben dem FC Bayern wird es finanziell auch von der DFL-Stiftung gefördert. Die Idee ist es, „den besonderen Lernort Stadion zu nutzen“, um mit Schülern von der achten Klasse bis hin zur Berufsschule über „gesellschaftsrelevante, teilweise politische Themen“ zu sprechen, sagte „Lernen mit Kick“-Koordinator Moritz Janke. Dank vieler Referenten und Referentinnen sowie unterschiedlichen Kooperationspartnern könne dabei ein großes Spektrum an Bereichen wie Diskriminierung und Vorurteile, Nachhaltigkeit, Geschlecht und Identität oder Medienpädagogik abgedeckt werden.
Für die Teilnehmer des Workshops zur Gewaltprävention galt es zunächst, sich mit den verschiedenen Formen von Gewalt im Alltag auseinanderzusetzen, um sich über Folgen und eigene Verantwortung bewusst zu werden. Ziel war es, den Kindern zu vermitteln, wie sie sich gemeinsam gegen Gewalttäter stellen und deeskalierend wirken können. Das besondere Umfeld im Stadion soll diesen Prozess unterstützen. „Durch die Attraktivität des Fußballs werden auch die Kids angesprochen, die ansonsten eher auf Abstand gehen und sich nicht mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen würden“, meint Andreas Schmiedel vom Münchner Informationszentrum für Männer e.V., der den Kurs gemeinsam mit seiner Kollegin Sandra Münzberg leitete: „Hier ist das Gegenteil der Fall: Der Zugang ist positiv besetzt und attraktiv. Dadurch können die angebotenen Themen leichter vermittelt werden.“
Klassenzimmer am FC Bayern Campus
Bis Anfang 2023 hatte das Münchner Olympiastadion den Rahmen für die Workshops geboten. Aufgrund der dortigen Umbauarbeiten stellt der deutsche Rekordmeister „Lernen mit Kick“ nun das optimale Klassenzimmer. Durch den Umzug sei man „nochmal näher an den FC Bayern herangerückt“, verriet Jochen Kaufmann, Leiter des Fanprojekt Münchens, der das Bildungsprogramm 2015 mit aus der Taufe gehoben hat. Janke ergänzte: „Wir sind glücklich, einmal in der Woche herkommen zu dürfen.“ Außergewöhnlich am neuen Standort sei auch das sogenannte „Erzählcafé“, in dem sich die Teilnehmer in Anschluss an die Workshops mit Protagonisten des FC Bayern Campus austauschen können. Dieses Mal war Michael Scott aus der U19 des FCB vor Ort, die tags zuvor mit 2:1 gegen den Nachwuchs des FC Kopenhagen in der UEFA Youth League gewonnen hatte.
Ein Engagement wie dieses gehört für Michael Diederich zur DNA des Clubs: „Der FC Bayern ist viel mehr als nur ein Sportverein. Aufgrund unserer Strahlkraft und Bedeutung hat er auch eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Für uns ist es wichtig, die Leute für Sport und gemeinschaftliches Handeln zu begeistern.“ Die nächste Gelegenheit, Menschen zusammenbringen, könnte sich schon bald ergeben. Als aus den Reihen der Kursteilnehmer die Frage aufkam, ob die Klasse oder sogar die ganze Schule auch einmal bei einem Spiel der FC Bayern Frauen in der Allianz Arena dabei sein könne, erkundigte sich der Vorstand, wie viele Jugendliche denn überhaupt das Sonderpädagogische Förderzentrum München-Süd besuchen würden. Die Antwort gefiel ihm: „80 Schüler? Da laden wir die ganze Schule ein!“
Im Oktober lud der FC Bayern gut 1.000 Mädchen und Jungs in den Circus Roncalli ein:
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