Liebe Fans des FC Bayern,
Franz Beckenbauer ist derjenige aus unserer Mannschaft, den ich am längsten kenne.
Als er als blutjunger Bursche zu uns gekommen ist, war ich gerade ein Jahr beim FC Bayern. Wir alle wussten, dass er ein großes Talent ist – aber dass er es zum „Kaiser“ bringen würde, da sage ich heute: tiefsten Respekt!
Was mir in all den Jahrzehnten am meisten an ihm imponiert hat: Man hat immer zu ihm aufgeschaut – aber er hat nie auf die anderen herabgesehen. Das heißt: ganz ab und zu schon, aber nur im Spiel, wenn es mal nicht so lief, wie er es wollte. Was haben wir zwei mitunter gestritten, in meinem Sechzehner! Jahre später hat er mich noch immer aufgezogen, dass er von mir einen Bandscheibenvorfall hat, weil ich ihm so oft ins Kreuz gesprungen sei. Kam es zu ganz schlimmen Abstimmungsproblemen, hat er immer abgewunken – bis es mir mal langte: „Wenn Du das noch einmal machst, knie ich mich vor Dich hin und tu so, als würde ich Dich anbeten“, drohte ich ihm. Einmal war es ganz knapp davor, ich war schon halb in den Knien – aber dann haben wir uns dieses Bild doch noch verkniffen.
Angebetet haben ihn die Leute ja auch so. Und das zu Recht: Ich denke, Menschen wie Franz gibt es heute nicht mehr. Er war der Letzte einer Generation, die immer hart gearbeitet hat, Großes erreicht hat und sich dennoch nie zu wichtig genommen hat. Wenn er etwas angepackt hat, hat er es durchgezogen – und dass immer alles geklappt hat, liegt nicht am vielzitierten Glück. Sondern an ihm. Bei Franz gab es nur 100 Prozent, obwohl es alles so leicht aussah und die Leute dachten, dass sein Trikot nicht einmal in die Wäsche muss. Seine Einstellung hat ihn auch nach seiner aktiven Karriere die größten Träume wahr werden lassen.
Franz war sich für keine Aufgabe zu schade, und er konnte nie Nein sagen – zum Glück! Der deutsche Fußball wäre um viele Erfolge ärmer, wenn Franz nicht so gewesen wäre, wie er war.
Fans weltweit haben die Möglichkeit, sich in ein digitales Kondolenzbuch einzutragen:
Er war ein Leitbild für uns alle, und wir anderen sind an seiner Seite ebenfalls gewachsen.
Von ihm können Generationen lernen: Niemals aufstecken, immer alles geben – und immer man selber bleiben. Ich durfte ihn kennenlernen: Er ist zeit seines Lebens immer der fast schüchterne, liebenswerte, lustige Schlawiner gewesen wie an seinem ersten Tag bei uns beim FC Bayern!
Lieber Franz.
Was würde ich Dir jetzt gerne noch sagen?
Dass Du bitte oben im Himmel auf mich wartest.
Ihr braucht da ja noch mich als Torwart.
Aber ich hoffe, Du bist mir nicht bös: Ein paar Jahre musst‘ schon noch warten.
Derweil bist Du hier in unseren Gedanken immer dabei – und in meinem Herzen, mein lieber, alter Freund!
Dein Sepp
Der FC Bayern wird am Freitag, 19. Januar, ab 15 Uhr eine große Gedenkfeier für Franz Beckenbauer in seiner Allianz Arena veranstalten:
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