80 Minuten mussten sich die Fans in roten und weißen Trikots im vollgepackten Tottenham Hotspur Stadium gedulden. Dann war der Moment gekommen, die Auswechseltafel zeigte die Nummer neun an. Harry Kane betrat den Rasen und kehrte zum ersten Mal nach seinem Wechsel von den Spurs nach München an seine alte Wirkungsstätte zurück. Joshua Kimmich band dem 31-Jährigen kurzerhand die Kapitänsbinde um und auf dem Weg auf seine Position herzte Kane seinen ehemaligen kongenialen Partner im Tottenham-Sturm, Heung-min Son.
Nach den Standing Ovations bei seiner Einwechslung, die aufgrund seines erst kürzlich beendeten Urlaubs nach der EM spät ausfiel, blieb dem Engländer in der 84. Minute per Weitschuss ein eigener Treffer nur knapp verwehrt. Nach Schlusspfiff (3:2) ließ es sich Kane nicht nehmen, sich auf einer Ehrenrunde von den Zuschauenden vor Ort zu verabschieden. Es war der krönende Abschluss eines ereignisreichen Abends in London, der dem FC Bayern Hoffnung machen sollte auf eine erfolgreiche Saison 2024/25.
Im Fokus: Energie und Mentalität
„Ich war bislang natürlich nur ein paar Tage hier, aber ich liebe diese Energie, die er mitbringt“, sagte Kane im Vorfeld der Partie im Gespräch mit fcbayern.com über den neuen Trainer Vincent Kompany. Dass dieser auf einen selbstbewussten, pressingorientierten und aktiven Spielstil setzt, sollte nach den nun vier abgeschlossenen Vorbereitungsspielen jedem Beobachter klar sein. Oftmals fällt das Wort „Energie“, wenn Wegbegleiter über den Ansatz des Chefcoaches sprechen. „Es ist sehr viel Energie drin, die Jungs haben Spaß an dem neuen System, mit dem neuen Trainerteam“, so Sportdirektor Christoph Freund vor dem Spiel. Die Kompany-Bayern sollen für Mut stehen, für Forechecking, für Spielfreude. All das war im Norden Londons am Samstag zu sehen. Press to play.
Auffälliges Pressingverhalten
Man muss sich nur das zwischenzeitliche 2:0 von Serge Gnabry nach 31 Minuten zu Gemüte führen, um ein weiteres Beispiel für die mutige Spielweise der Münchner zu bekommen. Jamal Musiala, der zum ersten Mal seit seinem Urlaub in der Startelf stand, antizipierte einen Kurzpass des Spurs-Keepers frühzeitig und gewann so die Kugel, die über Thomas Müller, der später sehenswert per Flugkopfball treffen sollte, bei Gnabry landete. Und man muss lediglich die Wörter Gnabry und London in einem Satz nennen, um zu wissen, was dann passierte: Der Ball zappelte im Netz. Zum Beleg: Der 29-Jährige erzielte sieben seiner 16 Champions League-Treffer in Londoner Stadien - was für eine unglaubliche Quote des ehemaligen Arsenal-Spielers.
Bereits im ersten Testspiel gegen Tottenham in Seoul vor einer Woche gingen die Bayern durch einen ähnlichen, mit dem eigenen Pressing forcierten Treffer in Führung. Genau wie beim 2:1-Erfolg in Südkorea sprühten Mathys Tel & Co. auch im zweiten Aufeinandertreffen insbesondere im ersten Durchgang vor Spielfreude und führten folgerichtig und hochverdient 3:1 zur Pause. „Wir haben heute ein gutes Spiel gemacht. Die erste Halbzeit war sehr gut“, sagte Sportvorstand Max Eberl.
Was bleibt nun unter dem Strich nach dem 3:2-Erfolg und dem vierten ungeschlagenen Freundschaftsspiel mit Blick auf den Pflichtspielstart in sechs Tagen im DFB-Pokal beim SSV Ulm? „Es bleibt ein Vorbereitungsspiel, aber die Mentalität war sehr gut“, sagte Kompany, während Sportdirektor Freund ebenfalls „einen positiven Spirit“ hervorhob. Auf diesen Grundtugenden lässt sich aufbauen, weshalb sich Eric Dier „sehr zufrieden“ zeigte: „Es war nicht perfekt, aber wir geben unser Bestes und versuchen, uns immer besser aufeinander einzustellen.“ Der verlässliche Verteidiger genoss ebenso wie Kane die Rückkehr in seine alte Heimat.
„Ich denke, man wird in dieser Saison sehr intensive Spiele von uns sehen, mit unseren Spielern ist das die beste Herangehensweise.”
Harry Kane
Lust auf mehr
Stürmer Kane warf auch bereits einen Blick auf den kommenden Punktspielstart und die nächsten Monate. „Ich denke, man wird in dieser Saison sehr intensive Spiele von uns sehen, mit unseren Spielern ist das die beste Herangehensweise.“ Das macht Lust auf mehr. Es wird der Wunsch von allen mit einem rot-weißen Herzen sein, dass Kane & Co. nicht nur in der Vorbereitung Standing Ovations ernten, sondern im Erfolgsfall auch zum Saisonende. Ob das durch Pressingverhalten, kollektives Verteidigen oder eine unbändige Spielfreude passieren wird, sei einmal dahingestellt. Die Saison 2024/25 kann losgehen. Press to play. Wir drücken auf Start.
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