Es müsste 2013 oder 2014 gewesen sein, sagt FC Bayern-Fan Thor. Paul Breitner staunte nicht schlecht, als er den FC Bayern-Fanclub in New York besuchte und das Interesse, die Leidenschaft und die Liebe erlebte, die die New Yorker aus der Weltstadt für seinen Heimatverein übrig hatten. Breitner war überwältigt. Warum sollten sich die US-Amerikaner für einen Fußballverein aus München interessieren? Dieser Frage sind wir vor dem NFL Munich Game in der Allianz Arena nachgegangen. An diesem Sonntag, 10. November, treffen die Carolina Panthers auf die New York Giants. fcbayern.com hat im Vorfeld mit zwei Fans der beiden Franchises gesprochen, deren Herz auch für den deutschen Rekordmeister schlägt.
Bayern-Fan dank Beckenbauer – und Großonkel Reinhold
„Dasselbe, was Paul Breitner damals in Bezug auf Fußball in den USA dachte, denke ich jetzt über die NFL in Deutschland“, sagt Thor. „Ich kann es nicht glauben, dass American Football so stark in Europa boomt, das ist großartig.“ Thor ist einerseits Supporter der New York Giants, andererseits ein noch größerer Fan des FC Bayern – und das bereits seit 1981. „Meine Mutter ist in Aschaffenburg in Bayern geboren und als ich mit neun Jahren zum ersten Mal nach Deutschland kam, hat mich ihr Onkel Reinhold vom FC Bayern überzeugt“, erzählt Thor, der heute in New Jersey lebt. Da Franz Beckenbauer bis 1980 noch bei Cosmos New York gespielt hatte, war ihm dieser Verein bereits ein Begriff – und von da an schlug sein Herz auch für die Münchner.
Heute ist “Thor”, Namensvetter des Superhelden aus dem Marvel-Universum, sogar ein (Super-) Vizepräsident des Bayern-Fanclubs in New York City, dessen offizielle Facebook-Page beinahe 16.000 Fans zählt. Jedes Wochenende schaut er die Bayern-Spiele auf ESPN – auch wenn sein Idol nicht mehr auf dem Platz steht. „Ich kam auch durch Karl-Heinz Rummenigge zum FC Bayern, er war in den Achtzigern der beste Spieler der Welt“, schwärmt Thor, der den ehemaligen Weltklasse-Stürmer und Vorstandsvorsitzenden während der Audi Summer Tour 2019 in Houston und Kansas City persönlich traf. „Das war auch stellvertretend für meinen verstorbenen Großonkel Reinhold. Ich liebe diese Summer Tours einfach, sie helfen nicht nur dem FC Bayern, sondern auch dem Fußball generell in den Staaten“, findet der 51-Jährige. Durch das FCB-Netzwerk in Nordamerika pflege er auch beste Kontakte zu den Fanclubs in San Diego, Nebraska, Montreal oder Washington – Mia San Family!
Großer Impact der Audi Summer Tour
Die Bedeutung der Summer Tour betont auch Kyle aus North Carolina. Er war 2016 im Stadion, als der FC Bayern auf seiner Reise durch die USA Halt in Charlotte machte. Beim 4:1-Erfolg von Franck Ribéry & Co. im Testspiel gegen Inter Mailand jubelte Kyle seinen Lieblingen zu: „Das werde ich nie vergessen.“ In Charlotte sind übrigens auch die Carolina Panthers ansässig, die am Sonntag zum ersten Mal in München antreten werden. Kyle ist Fan von beiden Mannschaften, seit 1995 von den damals neu gegründeten Panthers und seit 2006 von den Bayern. „Ich war während der Heim-WM 2006 zum ersten Mal in Deutschland, ich habe mit einem Kumpel den ganzen Sommer bei seinen Großeltern in Karlsruhe verbracht“, erinnert sich der 34-Jährige. „Ich habe damals eine neue Kultur kennengelernt und eine neue Sportart. Über die deutsche Nationalmannschaft bin ich dann Bayern-Fan geworden.“
Kyles erstes Fußballtrikot war eines der deutschen Nationalmannschaft mit der Nummer 13 von Michael Ballack auf dem Rücken. Heute trägt er beim jährlich stattfindenden Oktoberfest in Durham in North Carolina häufig ein Bayern-Jersey – und beobachtet schon länger, dass er oft darauf angesprochen wird. Das kann auch Thor bestätigen: „Fußball wird größer in den USA. American Football, Baseball, Eishockey und Basketball sind noch führend, aber Soccer schließt die Lücke zu Platz vier.“ Bei diesem Satz muss er lachen und fügt an: „Ich habe nie verstanden, warum Fußball in den USA Soccer heißt. Eigentlich sollte Fußball Football heißen, denn beim American Football spielen die Füße außer beim Kicker oder Punter sowieso nur eine untergeordnete Rolle. That’s weird.“
Panthers oder Giants – wer gewinnt?
Am Sonntag drücken Thor und Kyle nicht demselben Fußballteam in rot-weißen Farben die Daumen, sondern ihren NFL-Franchises. Wie geht es also aus? „Die Offense der Giants ist schwächer als die der Panthers, dafür haben wir eine bessere Defense“, sagt Thor, während Kyle auf die zuletzt ansteigende Form seiner Panthers setzt: „Sie werden gerade besser, gerade nach dem wichtigen 23:22-Erfolg gegen die Saints in der vergangenen Woche. Ich setze auf unsere Running Backs.“ Auch wenn beide Teams aktuell bei zwei Siegen und sieben Niederlagen stehen, kann sich München auf das nächste NFL-Fest nach dem Premierenspiel der NFL auf deutschem Boden vor zwei Jahren freuen.
Auch wenn Thor und Kyle am Sonntag um 9:30 Uhr (15:30 Uhr deutsche Zeit) an der Ostküste verschiedene Trikots vor ihren Fernsehern tragen werden, jubeln sie bald wieder demselben Sportteam und ihren Lieblingsspielern zu. Nicht mehr Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner oder Michael Ballack, dafür aber Thomas Müller, Manuel Neuer & Co.
Während die Giants am Freitagabend an der Säbener Straße übten, bereiteten sich die Panthers im Münchner Norden am Campusgelände des FC Bayern auf die bevorstehende Football-Begegnung vor:
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