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Michael Olise jubelt mit Harry Kane nach dem Tor zum 1:0 im Champions League-Spiel des FC Bayern bei Celtic Glasgow
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Kompanys FC Bayern reift in Glasgow – wichtige Erkenntnisse vor Leverkusen

Wie sich das überhaupt anfühlt, wenn Celtic ein Pflichtspiel im eigenen Stadion verliert, das hatten die meisten von ihnen längst vergessen. Irgendwann im Dezember 2023 hatte es mal ein 0:2 in der Liga gegen Heart of Midlothian gegeben – nicht mehr als ein Ausrutscher, am Ende der Saison feierten sie ja sowieso die neunte schottische Meisterschaft in den vergangenen zehn Jahren. Gewinnen war für Celtic, den 54-fachen schottischen Champion, in der Liga längst eine Selbstverständlichkeit geworden. In der Champions League, da setzten sie die beeindruckende nationale Serie einfach fort: 3:1 gegen RB Leipzig, 1:0 gegen Bern, 5:1 gegen Bratislava – „die Fans haben im Celtic Park noch nicht viele Niederlagen gesehen, auch international nicht - das wissen wir zu schätzen“, sagte Bayern-Chefcoach Vincent Kompany voller Anerkennung. Und Max Eberl, der Sportvorstand, hatte gelesen, „dass Celtic saisonübergreifend sogar 35 Spiele zu Hause nicht verloren hat“.

Ein brüllend lautes Paradies

Als es dann hinausging in dieses brüllend laute, auf wunderbare Weise ohrenbetäubend lärmende, wundervolle Stadion, da bekam man sehr schnell ein Gefühl davon, wie schwer es selbst für einen Club wie den FC Bayern an einem Europapokalabend „an diesem sehr besonderen Ort“ (Kompany) werden konnte. „Wenn du am Anfang die Champions League-Hymne hörst, wenn du da stehst - ich glaube, dafür spielen wir alle Fußball, dass du an solchen Orten solche Spiele machen kannst. Vor allem, wenn es dann auch noch Champions League-Playoffspiele sind. Das macht Spaß“, meinte Konrad Laimer.

Der Spaß, der wäre ihnen allen beinahe nach nur 25 Sekunden aber gehörig wieder vergangen. Genau das war nämlich passiert, was auf gar keinen Fall hatte passieren dürfen: Nicolas Kühn, vor Jahren Spieler bei den Amateuren des FC Bayern, schoss den Ball mit dem allerersten Versuch ins Bayerntor. Das Dach des Celtic Park drohte jetzt allen Ernstes davon zu fliegen, so sehr rüttelten die Schallwellen an den Grundfesten. Dem Knall der Freude und des Wahnsinns folgte eine Abseitsentscheidung – der Treffer wurde aberkannt. Was aber blieb, das war der eiskalte Schauer des Schreckens auf den Rücken der Bayernspieler. Mit der Nervosität, mit der müsse man bei dieser Kulisse möglichst schnell zurechtkommen, hatte Manuel Neuer am Vortag noch gefordert – nun war der Schreck bis in die Glieder gefahren. „Ich habe nur gedacht: Ruhig bleiben“, verriet Kompany später: „Ich weiß, wir können immer ein Tor schießen!“

Leon Goretzka jubelt mit erhobenen Armen nach dem 2:1-Sieg des FC Bayern im  Champions League-Spiel bei Celtic Glasgow
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Als er nach gut zehn Minuten wieder gänzlich herausgeschüttelt war, dieser Anfangsschreck, da fand der FC Bayern mit Klasse, Qualität und Ruhe mehr und mehr zu seinem routinierten Ablaufplan für Champions League-Abende zurück: Viel Ballbesitz, große Abgeklärtheit, zunehmend drückende Dominanz sowie diese besondere Gabe, irgendwie einen Treffer zumindest schon einmal in die kühle Abendluft zu zeichnen, bei dem lediglich die Frage blieb, wann er denn endlich fallen würde. Überhaupt wirkte die erstaunliche Coolness eines sehr erwachsenen Auftritts derart souverän, dass sie den Lautstärkeregler im Celtic Park kontinuierlich herunterdrehte. Wo eben noch die Ohren geklingelt hatten, vernahm man nun allen Ernstes so etwas wie angespannte Stille. „Wie sich die Mannschaft dann ins Spiel reingearbeitet hat, wie wir dann dominant waren, wie wir Ballbesitz hatten“ – all das beeindruckte Max Eberl.

Mit dem Zauberfuß ins Glück

Celtic zog sich immer mehr zurück, das "Paradise", wie sie das Stadion nennen, verstummte zunehmend – und Michael Olise schickte mit seinem linken Zauberfuß den Ball mit dem Pausenpfiff gefühlvoll ins Celtic-Kreuzeck: 1:0. „Es war enttäuschend so kurz vor der Pause, weil wir es zuvor eigentlich gut gemacht hatten“, ärgerte sich Brendan Rodgers, der Heimcoach. Die Statistik aber unterstrich, wie hochverdient die Führung doch gewesen war: 5:0 Torschüsse, über 70 Prozent Ballbesitz – der FC Bayern hatte das große Selbstbewusstsein Celtics und den atemberaubenden Lärm des Stadions pulverisiert.

Spieler feiern mit den Fans nach dem 2:1-Sieg des FC Bayern im  Champions League-Spiel bei Celtic Glasgow
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Noch leiser wurde es, als kurz nach der Pause Harry Kane nach einem Eckball von Joshua Kimmich das 2:0 folgen ließ (49.). „Ich kenne aber dieses Stadion und ich weiß, was das mit den Spielern machen kann“, meinte Kompany später: „Wir haben es über eine lange Zeit sehr gut gemacht – aber wenn das Stadion wieder aufwacht, dann ist es ein besonderer Ort.“ Und genau das geschah: Das Monster, dass der FC Bayern so großartig gezähmt hatte zu einem stillen, braven Sofakätzchen, es erwachte nun wieder – und wuchs schlagartig, Szene für Szene, wieder zu einem Ungetüm heran: Das erste Auge öffnete der schläfrige Riese, nachdem Upamecano erst den Ball, dann den Knöchel eines Celtic-Spielers im Strafraum getroffen hatte – nach minutenlangem Nachforschen entschieden die Unparteiischen unter gellenden Pfiffen auf keinen Strafstoß. Das zweite Auge öffnete sich, als Daizen Maeda um Haaresbreite am verwaisten Münchner Tor vorbeizielte (74.). Als der Japaner nach einem Eckball aber zum 1:2 eingeköpft hatte, da hörte man wieder fauchendes Gebrüll. Nun ging es in die entscheidende Phase - schon in Rotterdam und bei Aston Villa, zwei nicht annähernd so stimmungsvollen, aber doch eindrucksvollen Atmosphären - war der FC Bayern noch wie ein tapferer Ritter nach großem Kampf doch noch jedes Mal vom Pferd gefallen. 

Noch einmal mit aller Kraft gegenhalten

Und auch diesmal hieß es nun, mit aller Kraft entscheidend dagegenzuhalten, sich nicht noch einmal beißen zu lassen von diesem Monster – es gelang, auch weil Manuel Neuer mit seiner Parade kurz vor Schluss gegen Johnstons wuchtigen Versuch den knappen, aber hochverdienten 2:1-Erfolg festhielt. Das Stadion hatte die zweite Hälfte auf den Kopf gestellt, plötzlich hatte durch die Schlussphase Celtic 9:5 Torschüsse, davon acht aus dem Bayern-Strafraum, 19:8 Ballaktionen im Sechzehner, 53 Prozent Ballbesitz und 16:3 Flanken gehabt. Alles Zeugnisse des wilden, aber für den FC Bayern erfoglreichen Kampfes in der Schlussphase. 

„Es war kein leichtes Spiel. Die Atmosphäre am Anfang war so, wie man sie beschrieben hat. Dann war es erstaunlich ruhig, weil wir das Spiel im Griff hatten. Hinten raus war es nochmal ein wenig spannender. Aber am Ende zählt das Ergebnis und das hat heute gestimmt“, freute sich der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen und war erleichtert. Er richtete einen Dank an die Mannschaft: „Wir haben alle das Gefühl, dass ihr ein Team seid, auf dem Platz alles füreinander gebt und dass wir mehr und mehr zusammenwachsen.“

Die nächste Prüfung folgt am Wochenende

„Am Ende auch dagegen zu halten gegen die Stimmung, gegen einen Gegner, der dann alles versucht hat“, meinte Eberl, das habe ihn stolz gemacht. Brendan Rodgers, der Heimtrainer, schöpfte aus diesen wilden 20 Minuten zwar Hoffnung fürs Rückspiel kommenden Mittwoch in München: „Als wir diese Aggression gezeigt haben, haben wir besser gepresst und so gespielt, wie wir das eigentlich machen. Das hat die Bayern schon durcheinandergebracht – und das Tor, das macht uns jetzt große Hoffnung für das zweite Spiel.“ Doch bevor das ansteht, muss der FC Bayern erst einmal nach Leverkusen. In drei Tagen steht das Duell mit dem Meister an, ein Spiel, wie Joshua Kimmich meinte, das er sich als Fan auf jeden Fall anschauen würde. Als Bayern-Fan, wohlgemerkt, gerade nach diesem eindrucksvoll bestandenen Charaktertest von Glasgow: „Ich muss sagen, heute hat man gemerkt, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben, dass ein Lernen stattgefunden hat - und so müssen wir weitermachen.“ Schon am Wochenende, in Leverkusen.

Die kostenfreien Highlights des Spiels gegen Celtic Glasgow:

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