
Viele Möglichkeiten, sich einzuspielen, hatten die Bayern nicht. Als der Anpfiff für das Testspiel gegen Olympique Lyon in der Allianz Arena ertönte, lag es keine 100 Stunden zurück, dass die Münchner erstmals nach dem Sommerurlaub wieder gemeinsam auf dem Trainingsplatz gestanden hatten. Durch die kräftezehrende Vorsaison mit der Klub-Weltmeisterschaft am Ende blieb dem Team von Vincent Kompany nur wenig Zeit zur Erholung – sowie auch fortan nur wenig Zeit bleiben wird, bis Mitte August das erste Pflichtspiel der neuen Spielzeit gegen den VfB Stuttgart im Franz-Beckenbauer-Supercup anstehen wird.

Es war daher nicht selbstverständlich, dass die Bayern beim letztlich verdienten 2:1 (0:0)-Erfolg gegen den französischen Erstligisten so auftraten, wie sie es taten. Auch wenn verständlicherweise noch nicht jedes Zuspiel hundertprozentig passen konnte, dominierte die Heimelf die Partie über weite Strecken, kombinierte teilweise sehenswert und zeigte Spielfreude – ganz so, wie es der Chefcoach vor der Partie angekündigt hatte. Es sei „eine atypische Vorbereitung“, erklärte Kompany, aber er und seine Spieler haben „Bock drauf und wollen, dass es klappt.“
Positives Fazit nach erstem Test
Dementsprechend positiv fiel das Fazit nach dem ersten Sieg im ersten Vorbereitungsspiel aus. „Es ist immer schön, das erste Spiel zu gewinnen. Mit den Jungs nach der kurzen Pause wieder auf dem Platz zu stehen, hat Spaß gemacht. Wir freuen uns auf die weiteren Spiele.“ meinte Serge Gnabry. Christoph Freund war ebenfalls zufrieden mit dem Leistungsstand der Mannschaft. „Wir fangen nicht bei null an“, befand der Sportdirektor, aber „wir haben erst zweimal richtig trainiert, von dem her war es schon gut. Es waren gute Szenen dabei.“
Das gute Zusammenspiel der Bayern war auch deshalb hervorzuheben, da weder die Elf die begonnen hatte, noch die elf Profis, die die Partie beendeten, in dieser Konstellation schon einmal auf dem Platz gestanden hatten. „Alles war noch etwas durchgewürfelt und sehr frisch, aber trotzdem hat es schon Spaß gemacht“, brachte es Sportdirektor Freund auf den Punkt. Kompany wollte all seinen Profis Spielzeit geben und wechselte zur Pause komplett durch, was nach der torlosen ersten Hälfte erstmals für Jubel in der Allianz Arena sorgte. Nicht, weil die bis dahin eingesetzten Spieler nicht zu gefallen wussten, sondern weil der erst am Mittwoch verpflichtete Luis Díaz für sein Debüt auf den Rasen lief.
Luis Díaz überzeugt beim Debüt
Hatten die Münchner im ersten Durchgang nur eine Großchance durch den jungen Lennart Karl, dessen Volleyabnahme nach zehn Minuten nur hauchdünn das Tor verfehlt hatte, häuften sich diese nun mit dem Schwung des neuen Personals. Zwar blieb dem kolumbianische Neuzugang bei seiner Bayern-Premiere trotz einiger guter Möglichkeiten (48. Minute/68./88.) ein eigener Treffer verwehrt, doch Luis Díaz hatte von Beginn an großen Einfluss auf die Offensivaktionen seines neuen Arbeitgebers. So auch nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung, als er den Strafstoß herausholte, den sein Gegenüber auf dem rechten Flügel, Michael OIise, zum 1:0 verwandelte. Der Franzose sorgte auch nach starker Vorarbeit von Gnabry für das zweite Tor der Hausherren (62.), so dass der Anschlusstreffer durch Lyons Alejandro Gomes Rodríguez (83.) kurz vor Schluss nichts mehr am Ausgang der Partie änderte.

„Er hat heute einen großartigen Job gemacht“, fand Harry Kane lobende Worte für seinen neuen Teamkollegen. „Wir hatten bisher erst ein paar gemeinsame Trainingseinheiten, aber er wirkt hungrig, er wirkt spritzig. Man merkt, dass er sich freut, hier zu sein.“ Luis Díaz selbst bedauerte, dass er trotz guter Chancen kein Tor machen konnte. „Ich hoffe aber, dass ich im nächsten Spiel treffen kann. Mein Ziel ist es, der Mannschaft zu helfen“, so der Neuzugang.
Neue Gesichter sorgen für Schwung
Mit ihm, Rückkehrer Paul Wanner sowie den vor der Klub-WM verpflichteten Tom Bischof und Jonathan Tah hat Kompany einige Verstärkungen im Vergleich zur Meistersaison 2024/25 dazugewonnen. Dazu lauern junge Talente wie Lennart Karl, Cassino Kiala, Jonah Kusi-Asare oder David Santos Daiber, die im Test gegen Lyon alle über 45 Minuten zum Einsatz kamen, auf ihre Chance. „Die jungen Spieler haben es gut gemacht, sie haben sich sehr gut eingefügt, keinen Respekt gezeigt und eine gute Leistung gebracht“, analysierte Freund. „Wichtig war, dass sie gezeigt haben, dass sie auf dem Level mitspielen können und sich nicht verstecken.“

Der erste Auftritt der Vorbereitung lässt also hoffen. „Das Team ist hungrig, das Team ist bereit. Der Kader ist gut, das haben wir heute gesehen – und das wird man auch zum Saisonstart sehen“, war sich Kane sicher. „Bis dahin haben wir noch ein paar Spiele, um in Form zu kommen und bereit zu sein.“ Das nächste folgt bereits am Donnerstag (18:30 Uhr) mit dem Telekom Cup gegen Europa League-Sieger Tottenham Hotspur.
Hier geht es zu allen Stimmen aus dem Test gegen Lyon:
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