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Uli Hoeneß lächelt im Anzug in die Kamera
© Getty Images

Olympia als verbindende Kraft: Uli Hoeneß erinnert sich an München 1972, Klara Bühl an Paris 2024

Olympia ist mehr als ein Sportereignis: ein Fest der Begegnung. Am 26. Oktober findet der Bürgerentscheid darüber statt, ob in München erneut olympisches Feuer entfacht werden soll. Uli Hoeneß erinnert sich im Mitgliedermagazin „51“ an den Geist von Aufbruch 1972, Klara Bühl berichtet von Paris 2024. Beide zeigen, wie Olympia Menschen vereint – heute wie gestern.

Es sind nur noch ein paar Minuten, ehe die offizielle Abschlussfeier der Olympischen Spiele von Paris 2024 beginnt. Athletinnen und Athleten aus aller Welt warten vor dem Stade de France darauf, dass es losgeht. Plötzlich dreht irgendjemand Soundboxen auf. Wenige Momente später fangen die Ersten an zu tanzen - man muss die 
Wartezeit ja nicht im Stillstand überbrücken. Nach und nach packt die Musik einen nach dem anderen, und auf einmal tanzen alle zusammen im gleichen Rhythmus, ganz egal von welcher Nation.

Für Klara Bühl ist das einer der prägendsten Eindrücke, die sie mit nach Hause nach München genommen hat. Die Spielerin des FC Bayern war am 11. August 2024 ein Teil dieser sportlichen Bewegung, „und in dem Moment hat man ganz deutlich gefühlt, was Olympia ist: Gemeinsamkeit, über die Nationen hinweg. Das hat eine ganz eigene, besondere Magie, dem kann man sich nicht entziehen.“ Nicht einmal die Deutschen, denen man oft mal Nüchternheit nachsagt und eher unbewegliche Hüften beim Tanzen. „Es hat bei uns am längsten gedauert“, erinnert sich Klara Bühl mit einem Lachen. „Aber dann haben auch alle aus unserer Delegation mitgemacht. Es war ein richtiger Flashmob, eine Gänsehauterfahrung, herzlich und bewegend.“

Klara Bühl im Spiel der FC Bayern Frauen gegen Bayer 04 Leverkusen
Klara Bühl ist bekennender Olympia-Fan - „weil es die Menschen verbindet“, sagt sie. | © Imago

Uli Hoeneß muss bei dieser Anekdote schmunzeln. Um an Olympia 1972 in München teilnehmen zu können, hatte er sich bei seinem Wechsel zum FC Bayern im Sommer 1970 extra als Amateur anstellen lassen – als Profi wäre es ihm nicht gestattet gewesen, dabei zu sein. „Olympia in der Nähe meines Geburtsorts Ulm und in der Stadt, in der ich als Fußballer gestartet bin – das war ein unheimlicher Anreiz für mich“, erzählt er. Franz Beckenbauer scherzte damals, sein junger Teamkollege arbeite noch nebenbei als Gärtner an der Säbener Straße; der damalige Präsident Wilhelm Neudecker witzelte, Uli Hoeneß stehe nach den Trainingseinheiten an 
der Frankiermaschine in der Poststation der Geschäftsstelle. Das alles war Uli Hoeneß egal – er genoss es, in der Kantine des olympischen Dorfes mit dem US-amerikanischen Schwimm-Star und siebenmaligen Goldmedaillengewinner Mark Spitz oder der damals erst 16-jährigen Siegerin im Hochsprung, Ulrike Meyfarth, in der Schlange zu stehen. Sport verbinde – die Teilnehmenden wie auch die Menschen auf den Zuschauerrängen, das spürt Hoeneß bis heute: „Olympia ist eine großartige Idee.“

Olympia verbindet die Menschen

Klara Bühl hat zwar Ulrike Meyfarths Sensations-Gold 1972 nicht erlebt – verständlicherweise, sie ist Jahrgang 2000 –, aber wenn die Verletzungsgefahr für Ungeübte nicht so groß wäre, würde sie gern einmal ausprobieren, wie Hochsprung generell funktioniert. Sportbegeistert, wie sie ist, verfolgt sie während Olympischen Spielen auch gern Disziplinen, auf denen sonst seltener der Fokus ruht. Surfen zum Beispiel hat ihr 2024 sehr imponiert, zudem sitzt sie bei der Leichtathletik gebannt am Fernseher. „In meinen Augen macht genau das die Olympischen Spiele mit aus – dass man gemeinsam über den Sport zusammenfindet, dass man auch mal über den Spielfeldrand hinausschaut, sich Neuem öffnet: Das geht ja weit über den Sport hinaus. Ich bin ein absoluter Olympia-Fan, weil es die Menschen verbindet.“

Im Gegensatz zu Uli Hoeneß wohnte Klara Bühl mit den deutschen Fußballerinnen anfangs nicht im olympischen Dorf. Erst mit dem Erreichen des Halbfinales zogen sie nach Paris und gewannen am Ende Bronze. „Olympia war immer ein Kindheitstraum von mir, weil ich finde, dass es das größte Sportereignis der Welt ist. Dadurch, dass ich mich selbst so sehr für andere Sportarten interessiere, war es superspannend, live dabei sein zu können und das Ganze mitzuerleben.“ Es sei „beeindruckend, dass so viele Sportlerinnen und Sportler zusammenkommen, um ihr Land zu vertreten. Das inspiriert mich, motiviert mich, begeistert mich.“ Und dass das über den Sport hinausgeht, hat sie noch mal deutlich gemerkt, als sie sich mit Sydney Lohmann Räder schnappte, um durch das olympische Dorf zu fahren. „Da begegnest du so vielen Menschen, siehst Sportlerinnen und Sportler, die ihrem Traum nachgehen, die ein ähnliches Ziel haben: erfolgreich zu sein – für ihr Land, aber auch für sich persönlich. Und das Schöne ist, dass so viele Persönlichkeiten, so viele Kulturen zusammenkommen.“ Zwei Nächte durften die DFB-Frauen im vergangenen Jahr nach dem Erreichen des Halbfinales im olympischen Dorf verbringen – „und wir haben wirklich jede Minute genutzt“.

Eine bunte Illustration mit Sportarten und der Münchner Skyline.
© Illustration: Ari Liloan

Uli Hoeneß verließ 1972 das olympische Dorf; allerdings keinesfalls freiwillig, sondern unter den denkbar dramatischsten Umständen: Die bis dahin so historisch bunten Spiele wurden durch den Terrorangriff auf das Team aus Israel jäh unterbrochen. Der damalige Bayern-Profi gehörte damals zu denen, die einen Abbruch befürworteten („ich konnte mir das einfach in der Situation nicht vorstellen, nach so einem Einschnitt wieder Sport zu bejubeln“), längst aber hat er seine Meinung revidiert: „Alles andere als weiterzumachen wäre schlicht das falsche Signal gewesen“, sagt er heute, „man musste zeigen, dass man mit solchen Aktionen nichts erreicht und nichts bewirkt. Es war ein Akt sinnloser Gewalt.“

Zeichen für Weltoffenheit

Die Spiele waren 1972 nach dem Terrorakt zwar nicht mehr dieselben, aber die unglaubliche Stimmung, die davor alle beseelte, würde Hoeneß in München gern wieder aufleben lassen: „Ich fühle das bis heute, was für ein Geist von Aufbruch in der Stadt geherrscht hat, man konnte das greifen. Olympische Spiele sind immer ein Katalysator für Entwicklung, über den Sport hinaus, das betrifft die Infrastruktur der Ausrichterstadt wie die ganze Gesellschaft. München hat schon oft bewiesen, dass wir herausragende Gastgeber sind.“ Daher, so der Ehrenpräsident des FC Bayern, „möchte ich die Bürgerinnen und Bürger ermuntern, am 26. Oktober für Olympia zu stimmen.“

Bei einer Ausrichtung wächst man – jeder Einzelne, als Gemeinschaft, als Stadt.

Klara Bühl

Klara Bühl hat sich über die Spiele 1972 informiert. Olympia habe „nicht nur München verändert, sondern auch die Menschen“, weiß sie, und Ähnliches habe sie auch im vergangenen Jahr in Paris erlebt: „Bei einer Ausrichtung wächst man – jeder Einzelne, als Gemeinschaft, als Stadt.“ Für München wäre eine erneute Ausrichtung in ihren Augen „eine große Chance, um sich noch einmal weiterzuentwickeln – auch in den Bereichen Nachhaltigkeit und Zusammenhalt“. Die Infrastruktur ist ja nicht die schlechteste; im Olympiagelände, der Allianz Arena, dem SAP Garden oder BMW Park sind bereits Spielstätten vorhanden, und bis heute zeigt München, dass man Olympia nachhaltig organisieren kann – während woanders die olympischen Dörfer ungenutzt blieben, wohnen hier heute nicht zuletzt Studentinnen und Studenten aus aller Welt

Olympia habe ihr gezeigt, „dass man wachsen kann“, lautet das Fazit von Klara Bühl. Es sind kleine Momente, die große Auswirkungen haben. Sie erinnert sich noch genau, wie sie ein Foto mit einem afrikanischen Athleten gemacht hat, für das Bild durfte sie seinen Hut aufsetzen. „Man wächst über Grenzen hinweg, das finde ich eine zentrale Botschaft von Olympischen Spielen“, sagt Klara Bühl. Sie hat das im vergangenen Jahr erlebt, Uli Hoeneß machte 1972 diese Erfahrung – und nun liegt es an München, wo 1972 allein schon die Farbtöne des Olympiadesigns eine tiefe Bedeutung vermittelten: sonniges Gelb, freches Apfelgrün, zartes Himmelblau, fröhliches Orange. Der Gestalter Otl Aicher wollte damit die Berg-und-Seen-Landschaft Bayerns symbolisieren, gleichzeitig verzichtete er auf Schwarz, Weiß, Rot, Lila – Farben der Macht. Die damals junge Weltstadt München sollte 1972 neue Zeiten ausstrahlen. Mit einer weiteren Ausrichtung der Spiele können ihre Bürgerinnen und Bürger wieder ein Zeichen für Weltoffenheit setzen, für ein Miteinander – und dafür, wie sich München weiterentwickelt hat.

Der Text erschien in der aktuellen Ausgabe des FC Bayern-Mitgliedermagazins „51“:

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