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Das Team des 1. FC Heidenheim vor einem Bundesliga-Spiel.
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Geduldspiel auf der Ostalb? Der 1. FC Heidenheim im Gegner-Check

Der FC Bayern gastiert am Sonntag (17:30 Uhr) beim 1. FC Heidenheim – und trifft damit auf einen Gegner, der zuletzt eine spürbare Entwicklung genommen hat. Nach zwei deutlichen Niederlagen stellte Frank Schmidt die Grundformation um und verlieh seiner Elf damit mehr Sicherheit und Kompaktheit. Seitdem wirkt Heidenheim wieder griffiger, klarer in den Abläufen – und deutlich unangenehmer zu bespielen. Was das für das bevorstehende Duell bedeutet, welche Prinzipien hinter Schmidts Herangehensewise stecken und wofür die Münchner die entscheidenden Aufgaben liegen, zeigt der Gegnercheck.

Heidenheim im Formcheck: Stabilität dank Fünferkette

Nach den deutlichen Niederlagen in Leverkusen (0:6) und gegen Borussia Mönchengladbach (0:3) reagierte Schmidt mit einem Systemwechsel: weg von der Vierer-, hin zur Fünferkette. Ein Kniff, der Wirkung zeigte. In den vergangenen drei Partien musste Keeper Diant Ramaj nur viermal hinter sich greifen – weil es seinen Vordermännern deutlich besser gelingt, die Balance gegen den Ball zu halten und insgesamt gefestigter aufzutreten. Und: Die Ergebnisse kamen gleich mit. Dank der beiden 2:1-Erfolge gegen Union Berlin und den SC Freiburg sammelte Heidenheim zuletzt sechs wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.

Patrick Mainka bejubelt ein Tor in einem Bundesliga-Spiel des 1. FC Heidenheim.
Im Heimspiel gegen den SC Freiburg erzielte Kapitän Patrick Mainka den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer, ehe die Heidenheimer in der Nachspielzeit das Siegtor erzielten. | © Imago

Beim FC St. Pauli (1:2) setzte es zwar einen schmerzhaften Rückschlag ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten, dennoch ist die Stimmung auf der Ostalb angesichts des Aufwärtstrends spürbar besser als noch vor einigen Wochen. „Die Effektivität der letzten Spiele hat heute gefehlt, um den Punkt mitzunehmen“, sagte Schmidt nach der Partie in Hamburg. Wie effektiv – und vor allem effizient – sich seine Mannschaft zuletzt präsentierte, zeigte insbesondere das Duell mit Union: Aus 0,59 erwarteten Toren machten Stefan Schimmer und Co. in der Schlussphase noch zwei Treffer. Auch gegen Freiburg fiel die Entscheidung erst in der Nachspielzeit zugunsten der Heidenheimer.

Die Aufstellung – so könnte Heidenheim starten

Der Trumpf des FCH liegt weniger im spektakulären Offensivspiel als in der gewonnenen Stabilität. Mit Thomas Keller, Kapitän Patrick Mainka und Benedikt Gimber hat sich eine neue Dreierreihe in der Innenverteidigung gefunden, auf die Schmidt auch im Duell mit dem FC Bayern setzen könnte. Auf den Schienen dürften erneut Marnon Busch und Jonas Föhrenbach beginnen, im Zentrum ist Julian Niehues gesetzt. Je nach Ausrichtung – ob mit Doppelsechs oder in einer Doppelacht – sind Jan Schöppner und Ex-Münchner Niklas Dorsch weitere Kandidaten für das Mittelfeld. Auch vorne variierte Schmidt zuletzt häufiger: mal mit einem Doppelsturm aus Mathias Honsak und Marvin Pieringer, mal mit einer Dreierreihe, in der Adrian Beck und FC Bayern-Leihgabe Arijon Ibrahimović über die Halbpositionen für kreative Impulse und Torgefahr sorgen könnten.

Frank Schmidt vor einem Bundesliga-Spiel des 1. FC Heidenheim
Seit 2007 coacht Frank Schmidt den 1. FC Heidenheim – damit ist er der dienstälteste Trainer der Bundesliga. | © Getty

Zahlencheck vor FC Bayern vs. 1. FC Heidenheim

Offensiv ist allerdings Luft nach oben: Zu selten kommen die Heidenheimer bislang wirklich gefährlich vor das gegnerische Tor. 13 Treffer nach 14 Spieltagen sind Liga-Tiefstwert, bei den abgegebenen Torschüssen (156) steht aktuell nur der 1. FSV Mainz 05 schlechter da. Zum Vergleich: Die Bayern führen diese Statistik mit 265 Torschüssen an. Ohnehin erwartet die Fans am Sonntag ein Duell der Gegensätze, wenn man auf die Zahlen blickt. Die Spielanteile dürften klar verteilt sein, auch das zeigt der durchschnittliche Ballbesitz: Kein anderes Bundesligateam lässt die Kugel so lange in den eigenen Reihen laufen wie der deutsche Rekordmeister (62 Prozent, 1. Platz), während Heidenheim (44 Prozent, 17. Platz) die Spielkontrolle meist eher dem Gegner überlässt.

Taktik in der Analyse: Mann-gegen-Mann als Prinzip

Die Spieler des FSV Mainz 05 stehen vor Anpfiff im Kreis zusammen
Seit Sommer ist Arijon Ibrahimović vom FC Bayern an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen. | © Imago

In einer Sache ähneln sich die Herangehensweisen beider Teams dennoch: Sowohl Vincent Kompany als auch Frank Schmidt setzen gegen den Ball auf klare Zuordnungen im Mann-gegen-Mann. Die Abstände sind eng, jeder Verteidiger orientiert sich an seinem direkten Gegenspieler – und die Heidenheimer ziehen ihre Duelle konsequent durch, notfalls über weite Wege und auch weit aus der letzten Linie heraus. So hatte Patrick Mainka im Duell mit dem BVB permanent ein Auge auf Zielstürmer Serhou Guirassy und rückte aus der Kette nach, wenn sich der Dortmunder Mittelstürmer fallen ließ. Ähnlich dürfte es am Sonntag auch Harry Kane ergehen. Das wirkt bisweilen bewusst unordentlich, ist aber hochfunktional: Heidenheim verzichtet auf starre Formationslinien, um möglichst häufig Zugriff zu bekommen, und zwingt Gegner dadurch immer wieder zu langen Bällen.

Auch das Pressing gestalten die Heidenheimer sehr variabel, sie passen sich dabei flexibel an den Aufbau des Gegners an. Spieler wie Niklas Dorsch übernehmen dabei Schlüsselrollen: Er schiebt situativ aus der Doppelsechs nach vorn, um den Raum vor der gegnerischen Abwehr unter Druck zu setzen. Gelingt der Zugriff, entstehen sofort Zweikämpfe und Umschaltmomente. Gelingt er nicht, zieht sich Heidenheim kompakt zurück – etwa in ein 5-2-3 oder 5-3-2 – und hält die Räume eng.

Niklas Dorsch vom 1. FC Heidenheim führt einen Zweikampf im Spiel gegen den FC St. Pauli.
Zwischen 2012 und 2018 trug Niklas Dorsch das Trikot des FC Bayern. | © Imago

Breite und Tiefe: So will Heidenheim nach vorne kommen

Mit Ball löst sich der FCH ebenfalls bewusst von starren Bildern. Einzelne Offensivspieler agieren als freie Raumfüller, tauchen im Zentrum oder zwischen den Linien auf und besetzen gezielt die Lücken im gegnerischen Verbund. Häufig führt der Weg über links: Jonas Föhrenbach schiebt auf der Außenbahn weit nach vorn, wodurch Heidenheim situativ zwischen Vierer- und Dreierkette pendelt. Das Ziel dahinter ist klar: am Flügel Breite herstellen, den Gegner binden – und dann mit Tempo in die Spitze spielen. Gerade wenn der Ball nach Aktionen über links schnell Richtung Zentrum und Tiefe weitergeleitet wird, bekommen Gegner häufig Probleme, weil Heidenheim sehr direkt nach vorne denkt.

Unterm Strich wird für Joshua Kimmich und Co. am Sonntag vor allem Geduld gefragt sein: Heidenheim verteidigt eng, sucht im Mann-gegen-Mann konsequent den Zugriff und lässt nur ungern klare Rhythmuswechsel zu. Entscheidend wird sein, die Zuordnungen mit Tempo, Läufen und schnellen Verlagerungen zu knacken – und gleichzeitig bei Ballverlusten wachsam zu bleiben, weil der FCH nach Umschaltmomenten sehr direkt in die Tiefe spielt. 

So könnt Ihr das Spiel in Heidenheim verfolgen:

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