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Manuel Neuer und die Mannschaft feiern vor der Kurve nach dem Auswärtssieg des FC Bayern bei Union Berlin im DFB-Pokal-Achtelfinale
© FC Bayern / Alexander Scheuber
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Pokal-Analyse: So hat der FC Bayern Union Berlin im Achtelfinale ausgehebelt

Man musste ja wirklich mit allem rechnen vor diesem Achtelfinalduell im DFB-Pokal zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem FC Bayern München. Dabei spielte der national immer noch unbesiegte Tabellenführer der Bundesliga beim Tabellenelften, der zuletzt zuhause gegen Schlusslicht Heidenheim verloren hatte. „Das Spiel vor einem Monat hat gezeigt: Wir brauchen keinen zu warnen“, erinnerte Bayerns Sportvorstand Max Eberl trotzdem an die Heim- und Standardstärke der Berliner, die bislang als einziges Team der Bundesliga dem FC Bayern in dieser Saison einen Punkt hatten abknöpfen können. Überhaupt hatte Vincent Kompany an der Alten Försterei in zwei Anläufen noch nie gewonnen.

Zwei Elfmeter, zwei Eigentore – das gab es noch nie

Und auch diesmal entwickelte sich ein packender Fight zwischen beiden Clubs, die sich nichts, aber auch gar nichts schenkten: Zwei Elfmeter, zwei Eigentore und am Ende ein knappes 3:2 für den Rekordpokalsieger gab es für die 22.012 Zuschauer unter Flutlicht in Köpenick zu sehen. „Das Wichtigste ist, dass wir weiter sind“, fasste Konrad Laimer, der Münchner Verteidiger, zusammen. Und Joshua Kimmich meinte: „Die letzten fünf, sechs Jahre war jedes Mal noch vor dem Winter im DFB-Pokal Schluss. Dementsprechend war es heute sehr wichtig, dass wir es geschafft haben!“

Dayot Upamecano läuft jubelnd während des Auswärtsspiels des FC Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin
© FC Bayern / Alexander Scheuber

Die 90 Minuten Achtelfinale zuvor aber, die hatten es wahrlich in sich gehabt. Dabei sah es diesmal zunächst so aus, als würde sich der FC Bayern nicht wieder vom aggressiven Pressing der Gastgeber aus dem Konzept bringen lassen. Vor vier Wochen noch in der Liga hatten tapfere Unioner an selbem Ort und Stelle ihre Gegenspieler wie Wachhunde den Briefträger über den gesamten Rasen gejagt. Diesmal waren die Gäste vorbereitet, umspielten das Pressing der Berliner und übernahmen die Kontrolle über die Pokalpartie.

Hatten die Bayern in der Liga noch 30 Minuten für den ersten Torschuss benötigt, testete diesmal nach 30 Sekunden bereits Michael Olise Union-Keeper Rönnow. Den ersten Eckball der Berliner, nach Standards zuvor noch zweimal gegen Bayern erfolgreich, köpften die Gäste diesmal sogleich wieder aus der Gefahrenzone. Die Münchner wirkten unaufgeregt und souverän, optimal vorbereitet auf das, was sie in der Berliner Wulheide in diesem K.o.-Spiel erwarten würde.

Kimmich zieht den Stimmungs-Stecker

Gerade als nach zwölf Minuten Stimmungsboykott die Waldseite sich anschickte, den Lautstärkepegel erstmals gewaltig aufzudrehen, zog Joshua Kimmich ihr wieder den Stecker: Der erste Eckball der Bayern flog gefährlich mit viel Schnitt und Schärfe vor das Union-Tor und Ilyas Ansah unglücklich auf den Oberschenkel und ins eigene Netz – 1:0. Es war das erste Pokaleigentor seit dem 12:0 über den Bremer SV 2021/22, von dem die Bayern profitierten, zudem das schnellste Selbsttor seit Holger Dieckmann für den HSV gegen Bayern 1966.

Als auch noch Harry Kane einen exakt genauso scharf vors Tor getretenen Eckball von Kimmich zu seinem sechsten Pokaltor in dieser Saison zum 2:0 verwertete (24.), schien die Begegnung bereits vorentschieden. Sieben Scorerpunkte wie dem englischen Kapitän waren zuvor im DFB-Pokal seit 2008/09 nur Xherdan Shaqiri (8) und Franck Ribéry (auch 7) gelungen. Kurzum: Es lief alles bestens nach Plan für den Favoriten, der obendrein etwas über 74 Prozent Ballbesitz besaß und aus der vieldiskutierten Standardanfälligkeit der letzten Wochen im Handumdrehen eine eigene Standardstärke gemacht hatte: zwei Eckbälle, zwei Tore. 

Beinahe noch Treffer Nummer 26

Michael Olise springt über die Grätsche während des Auswärtsspiels des FC Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin
© FC Bayern / Alexander Scheuber

Dem 25. Saisontor hätte der Bayern-Torjäger obendrein beinahe noch das 26. beigesteuert und wäre damit wettbewerbsübergreifend in den Top-5-Ligen Kilian Mbappé um einen Treffer davongezogen. Doch seinen feinen Lupfer zum 3:0 auf Kopfball-Zuspiel von Olise hatte Kane wohl aus Abseitsposition erzielt. Schiedsrichter Martin Petersen lief auf Hinweis des VAR zum Monitor und zeigte auf den Elfmeterpunkt – auf den des FC Bayern allerdings. Jonathan Tah war einige Minuten vorher ein langer Einwurf der Unioner an den wegziehenden Arm gesprungen.

Anschlusstor verschiebt die Kräfteverhältnisse

Das Anschlusstor per Elfmeter verschob nun kurzzeitig die Kräfteverhältnisse wieder, Union fasste unter dem tosenden Jubel seiner Anhänger wieder Mut und versuchte, mit der gewaltigen Energie des Momentums nun gar noch den Ausgleich zu erzwingen. Doch es jubelte wieder der FC Bayern, wieder nach Eigentor: Einen Freistoß von Olise bugsierte Diogo Leite in der Nachspielzeit ins eigene Gehäuse - zwei Selbsttore im DFB-Pokal waren vorher nur Werder Bremen 1975 gegen den FC Augsburg unterlaufen. „Wir schießen nahezu drei Eigentore“, ärgerte sich Union-Kapitän Rani Khedira. Und Max Eberl, der Sportvorstand des FC Bayern, freute sich: „Wir haben heute vielleicht nicht immer elegant gespielt – aber wir haben gewonnen. Das ist das, was zählt.“

Drei Kopfball-Leuchttürme und ein Neuer-Novum

Und es wurde ja noch kurioser: Harry Kane, bei Einwürfen, Eckbällen und Freistößen mit Jonathan Tah und Dayot Upamecano so etwas wie einer der Kopfball-Leuchttürme in der Defensive des FC Bayern, übersah Diogo Leite und erwischte den Berliner mit dem Arm im Gesicht: wieder Strafstoß, wieder Tor (2:3, 55.). Zwei Elfmeter und zwei Eigentore in einem Spiel – das hatte es seit Bundesligagründung im Pokal noch nie gegeben. Und auch Manuel Neuer hatte erstmals im 782. Pflichtspiel für Schalke und Bayern zwei Elfmetertore gegen sich hinnehmen müssen.

Dayot Upamecano im Zweikampf während des Auswärtsspiels des FC Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin
© FC Bayern / Alexander Scheuber

Und wie nach dem ersten Anschlusstor drückte auch nun Berlin wieder gewaltig auf den Ausgleich. Der letzte Bayern-Torschuss, er stammte aus Minute 24. Berlin biss sich nun mit sinkenden Temperaturen immer tiefer hinein in diesen Pokalfight, lieferte den Münchnern einen kräftezehrenden Schlagabtausch in zähen Mittelfeldschlachten. „Wir wussten, dass es heute nicht leicht wird, hier in Berlin. Viele hohe Bälle, viele Zweikämpfe, viele Standards und lange Einwürfe – ich glaube wir hatten heute wieder die volle Packung“, resümierte Konrad Laimer abgekämpft. Kein Spieler beider Seiten mehr, dem nicht gezeichnet von der Intensität nun Gras und Erde am Trikot hafteten.

„Mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden. Ich glaube, dass wir da viel richtig gemacht haben. Aber die zweite Hälfte war vom Kampf geprägt“, meinte Vincent Kompany, Cheftrainer der Gäste. Mehrfach hatte nun Union Pech im Abschluss - oder scheiterte am starken Manuel Neuer. Hinten hatte Union allerdings auch Glück, dass Luis Díaz nach Gnabry-Zuspiel nicht im Eins-gegen-Eins gegen Rönnow den Deckel auf die Begegnung schraubte (74.). „Man muss solche Spiele überstehen, das war ein harter Kampf. Solche Siege geben einem zusätzliches Selbstbewusstsein“, sagte Harry Kane glücklich.

Als endlich der erlösende Schlusspfiff ertönte und die Gäste losgelöst und erleichtert vor ihrer Fankurve tanzten, hatte Vincent Kompany, der Cheftrainer, die ersten fünf Auswärtspartien im DFB-Pokal seiner Amtszeit gewonnen – das war zuletzt Niko Kovac mit den Bayern 2018/19 gelungen. „Am Ende zählt das Weiterkommen und ich hoffe, dass wir noch viele Runden weitergehen können - und dann wird sich niemand darüber unterhalten, wie der Sieg zustande gekommen ist“, meinte der Bayern-Coach.

„Wir wollen wieder nach Berlin“

Erstmals seit drei Jahren zog der FC Bayern durch das 3:2 wieder in ein Pokal-Viertelfinale ein und darf weiter auf den ersten Pokaltriumph seit 2020 hoffen. „Wir haben dieses Jahr das Ziel vor Augen, wieder hierher nach Berlin zukommen“, verriet Joshua Kimmich. Der nächste Gegner auf dem Weg ins Olympiastadion der Hauptstadt, der wird am Sonntag ausgelost.

Hier geht es zu allen Stimmen aus dem Pokal-Spiel in Berlin:

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