Sie tanzten, sie hüpften, sie schrien - doch zehn Minuten, nachdem Spielführerin Melanie Behringer die Meisterschale zwischen silbernem Konfetti in den weiß-blauen Münchner Himmel gereckt hatte, wurde es in der FCB-Kabine noch einmal still. Karl-Heinz Rummenigge gratulierte den Meister-Mädels persönlich, lobte eine Prämie aus und wiederholte seine Einladung, an Pfingstsonntag gemeinsam mit den Männern auf dem Rathausbalkon zu feiern.
„Ich hoffe, die Statik des Balkons hält es aus“, schmunzelte Rummenigge kurz darauf vor versammelter Presse, während um ihn herum, wieder Jubelschreie und Spielerinnen mit der Meisterschale durch die Katakomben des Grünwalder Stadions jagten. „Das ist etwas Historisches, ein Novum, dass sowohl Männlein als auch Weiblein die deutsche Meisterschaft gewonnen haben.“ Und das muss gefeiert werden.
Vier Minuten banges Warten
Bis am Sonntagnachmittag der Jubel explodieren konnte, warteten die Münchnerinnen gebannt auf Nachricht aus Frankfurt. Dort lief die Partie zwischen dem 1. FFC und Titelverteidiger VfL Wolfsburg (1:1) noch, während die Bayern ihr Heimspiel gegen Essen schon souverän mit 2:0 (2:0) - Tore durch Melanie Leupolz (5. Minute) und Vivianne Miedema (30.) - gewonnen hatten. Ein Treffer für Wolfsburg und das Münchner Meisterstück wäre geplatzt.
„Wir hatten alle die Bilder von Schalke damals im Kopf“, erzählte Trainer Thomas Wörle später und erinnerte an die Szenen im Mai 2001, als der FCB in Hamburg Last-Minute-Meister wurde. Doch nach fast vier Minuten bangen Wartens war es amtlich: Die Fußballfrauen des FC Bayern sind nach 1976 endlich wieder Deutscher Meister! „Es ist unbeschreiblich. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, jubelte Managerin Karin Danner, „der bayerische Gott hat uns heute für all die Jahre, in denen wir hart gearbeitet haben, belohnt.“
Ungeschlagen durch die Saison
17 Siege, 5 Remis, 0 Niederlagen, 56:7 Tore - das ist die klasse Saisonbilanz der FCB-Frauen. „Sie haben es großartig gemacht, kein Spiel verloren. Man kann ihnen nur ein großes Kompliment machen“, sagte Rummenigge. Wörle bilanzierte: „Die Mannschaft hat es herausragend gemacht. Wir sind angetreten gegen Mannschaften, die individuell stärker aufgestellt sind als wir. Wir haben nur ein Rezept dagegen gehabt: das Team. Ich bin megamegastolz.“
Schon Platz zwei und die damit verbundene Champions-League-Qualifikation wäre für die FCB-Frauen ein Riesenerfolg gewesen. Dass sie am Ende sogar auf Platz eins kletterten, war „der absolute Hammer“, wie Wörle sagte. Der 33-Jährige verspürte bei seiner Meisterpremiere „Glücksgefühle ohne Ende“ und freute sich über Rummenigges Kabinen-Besuch als „i-Tüpfelchen obendrauf. Das fand ich ganz toll. Das war etwas ganz Besonderes.“
Lange Partynacht für Meister-Mädels
Noch ist allerdings nicht klar, inwieweit die Meister-Mädels der Einladung auf den Balkon in zwei Wochen nachkommen können. „Leider werden viele unserer Spielerinnen schon weg sein. Die Weltmeisterschaft steht an“, erklärte Wörle, der aber hofft, „dass wir es irgendwie hinkriegen, dass möglichst alle dabei sind.“
Meisterlich gefeiert wurde auf jeden Fall am Sonntag im Grünwalder Stadion, wo die Münchnerinnen auf ihren Titel-Coup anstießen. „Heute wird sicherlich der Punk abgehen und das völlig zu Recht“, kündigte Wörle an. Melanie Behringer gab die Marschroute für eine lange Partynacht vor: „Open end!“

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