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Anna Gerhardt: „Einfach machen“

Sie ist schon etwas Besonderes. Und das nicht nur wegen der Fritz-Walter-Medaille in Silber, mit der sie in diesem Jahr ausgezeichnet wurde. Anna Gerhardt, 18 Jahre jung, bildet zusammen mit ihrem Bruder Yannick (VfL Wolfsburg) das einzige Bruder-Schwester-Paar im deutschen Fußball-Oberhaus.

In einem Interview mit dem BAYERN-Magazin, das fcbayern.com hier veröffentlicht, erzählte Gerhardt, was sie ihrem vier Jahre älteren Bruder jetzt voraushat. Zudem sprach die Mittelfeldspielerin, die vergangenen Sommer vom Absteiger Köln zum Meister nach München wechselte, über ihre ersten Monate beim FCB und das Abenteuer Papua-Neuguinea, wohin sie mit der deutschen U20-Nationalmannschaft am kommenden Sonntag zur Weltmeisterschaft (13.11.- 3.12.) reist.

Das Interview mit Anna Gerhardt:

Anna, wie zufrieden bist du mit deinem ersten Vierteljahr in München?
Gerhardt: „Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen. Auch fußballerisch fühle ich mich sehr wohl. Ich bekomme meine Spielzeiten und kann mich an das hohe Niveau und Tempo gewöhnen.“

Wie groß war der Sprung von Köln nach München?
Gerhardt: „Es ist schon ein großer Unterschied. Das Tempo hier ist ganz anders. Aber diese Herausforderung wollte ich ja. Ich bin zum FC Bayern gewechselt, um mich weiterzuentwickeln, den Konkurrenzkampf anzunehmen und auch als Persönlichkeit zu reifen. Es macht riesig Spaß, auf so einem hohen Niveau trainieren und spielen zu können.“

Wie hart ist denn der Konkurrenzkampf?
Gerhardt: „Klar spürt man die Konkurrenz. Ich versuche einfach, mich in jedem Training zu zeigen, immer mein Bestes zu geben. Und wenn ich die Chance bekomme, gebe ich auch im Spiel alles.“

Wie schaffst du es, trotzdem locker zu bleiben?
Gerhardt: „Ich denke, man sollte einfach Spaß am Fußball haben und nicht zu viel nachdenken, sondern einfach machen.“

Bis jetzt ist dieses Rezept gut aufgegangen. Du bist fast in jedem Spiel zum Einsatz gekommen. Bisheriger Höhepunkt war das Champions-League-Rückspiel gegen Hibernian, als du von Beginn an gespielt und zwei Tore geschossen hast.
Gerhardt: „Das war natürlich ein sehr schöner Moment. Davon träumt man danach schon noch ein bisschen. Trotzdem versuche ich, einfach weiterzumachen und jeden Tag mein Bestes zu geben.“

Wie lange musstest du dir den Wechsel nach München überlegen?
Gerhardt: „Schon ein bisschen länger. Aber meine Familie steht total hinter mir und hat mir das Vertrauen gegeben, dass ich diesen Schritt wagen soll. Sie sind zwar traurig, dass ich weg bin, aber auch stolz. Bisher bereue ich den Wechsel überhaupt nicht.“

Du kommst auf dem linken Flügel zum Einsatz. Fühlst du dich da am wohlsten?
Gerhardt: „Ob links oder rechts ist mir egal. Ich mag es auf jeden Fall, eher offensiv zu spielen.“

Stimmt die Geschichte, dass du deine Beidfüßigkeit deinem Bruder Yannick zu verdanken hast?
Gerhardt: „Eigentlich bin ich Rechtsfuß, Yannick ist Linksfuß - und als Kind wollte ich dann unbedingt auch Linksfuß sein. Also habe ich das trainiert.“

Hat Yannick jetzt umgekehrt auch einen starken Rechten?
Gerhardt: „Er kann schon auch mit beiden Füßen umgehen. Aber ich denke, mein Linker ist besser als sein Rechter.“

Wie eng ist euer Kontakt?
Gerhardt: „Sehr eng. Wir schreiben uns regelmäßig, telefonieren oft. Und natürlich gucken wir auch die Spiele des anderen, wenn es möglich ist. Als wir beide in Köln gespielt haben, war das natürlich einfacher.“

Meldet er sich nach deinen Spielen auch bei dir?
Gerhardt: „Ja. Zum Beispiel nach dem Champions-League-Spiel war er sehr stolz auf mich. Da bin ich ihm jetzt auch mal einen Schritt voraus. (schmunzelt) Aber ich bin mir sicher, dass er auch noch Champions League spielen wird.“

Glaubst du, du hättest auch so eine Karriere gemacht ohne einen großen Bruder, der denselben Weg gegangen ist?
Gerhardt: „Das ist schwer zu sagen. Es war auf jeden Fall ein Vorteil, dass ich immer ein Vorbild hatte und miterlebt habe, wie er es geschafft hat. Ich war ja früher immer bei seinen Spielen und im Training dabei.“

Hast du auch bei ihm Rat eingeholt vor deinem Wechsel nach München?
Gerhardt: „Er hat mir schon geraten, dass ich den Schritt machen soll. Ein Angebot vom FC Bayern bekommt man nicht so oft.“

Jetzt bist du in München, Yannick in Wolfsburg und deine Eltern im Rheinland. Wie kommst du im Alltag zurecht, so allein auf dich gestellt?
Gerhardt: „Bis jetzt gut. Ich muss mich jetzt natürlich selbst um manche Dinge kümmern. Doch wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich die immer von der Mannschaft.“

Du hast gerade ein Studium angefangen.
Gerhardt: „Ja, ein BWL-Studium, das sich gut mit dem Fußball vereinbaren lässt. Es tut auch gut, sich noch mit etwas anderem als nur Fußball zu beschäftigen. Und natürlich will ich mir auch ein anderes Standbein aufbauen.“

Jetzt fährst du mit der deutschen U20-Nationalmannschaft aber erst einmal zur WM in Papua-Neuguinea. Was erwartet euch dort?
Gerhardt: „Dorthin komme ich wahrscheinlich nie wieder. Ich freue mich riesig darauf. Wir haben einen super Teamgeist und wollen so weit wie möglich kommen. Ich hoffe, dass ich viel Einsatzzeit bekomme.“

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