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Simone Laudehr: „Ich bin wieder da“

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Zweikampf, Zweikampf, Zweikampf - in der ersten Einheit der FCB-Frauen im Allianz Winter Camp 2017 am Montagvormittag ging es gleich zur Sache. Trainer Thomas Wörle ließ seine Spielerinnen viele Eins-gegen-eins-Duelle absolvieren. Mittendrin auf dem bestens gepflegten Rasen war Simone Laudehr. Anschließend sprach die 30 Jahre alte Welt-, Europameisterin und Champions-League-Siegerin mit fcbayern.com unter anderem über das Trainingslager, ihr erstes halbes Jahr zurück in München sowie ihr schlimmstes Spiel.

Simone, die erste Nacht und die erste Trainingseinheit in Cadiz liegen hinter euch. Wie ist dein erster Eindruck?
Laudehr:
„Die Bedingungen hier sind perfekt für ein Trainingslager: schönes Hotel, gutes Essen und - was auch wichtig ist - gute Betten. Dazu Sonne und ein sehr guter Trainingsplatz. Ich fühle mich pudelwohl.“

Du stammst aus einer Sportlerfamilie. Bist du jemand, der Trainingslager mag?
Laudehr:
„Ich bin schon immer gerne ins Trainingslager gefahren. Natürlich sind das anstrengende Tage, aber - wie du sagst - ich bin in einer Sportlerfamilie groß geworden. Von meinem Vater habe ich den Fußballer in mir geerbt. Meine Mutter kommt aus der Leichtathletik, von ihr habe ich den Dauerläufer und Sprinter. Ich trainiere einfach gerne. Vor uns liegen sehr harte Wochen und Monate. Dafür müssen wir jetzt gut arbeiten.“

Letzten Sommer bist du zum FC Bayern zurückgekehrt. Wie zufrieden bist du mit deinem ersten halben Jahr?
Laudehr:
„Die Mannschaft hat mich wunderbar aufgenommen und es mir leicht gemacht, ins Team zu finden. Ich komme mit allen sehr gut aus, es macht großen Spaß. Persönlich bin ich aber natürlich nicht so zufrieden, weil ich lange verletzt war.“

Du hattest mit den Folgen der Sprunggelenksverletzung zu kämpfen, die du bei den Olympischen Spielen erlitten hast. Zwei Monate konntest du gar nicht spielen.
Laudehr:
„Auch danach war ich nie richtig schmerzfrei. Mein Kopf und meine Beine wollten, aber mein Fuß konnte einfach nicht. Ich habe zwar versucht, mich durchzubeißen, aber ich war nie bei 100 Prozent. Dazu kommt, dass ich im Sommer keine einzige Woche Urlaub hatte. Das war eine sehr anstrengende Kombination.“

Und wie geht es dir jetzt?
Laudehr:
„In der Winterpause habe ich erst mal zehn Tage lang gar nichts gemacht, an Fußball nicht mal gedacht. Diese Zeit bei meiner Familie hat mir sehr gut getan. So konnte ich mit viel Energie und Motivation in die Vorbereitung gehen. Ich merke, dass ich jetzt wieder da bin. Mein Fuß spielt auch super mit. Ich habe keine Probleme mehr. Hoffentlich bleibt es so.“

Geht die Saison für dich jetzt erst richtig los?
Laudehr:
„Das würde ich so nicht sagen. Ich habe ja auch in der Hinrunde schon versucht, die Mannschaft zu unterstützen, so gut es eben ging. Ich würde eher sagen: Für mich geht endlich die schmerzfreie Saison los.“

Bis jetzt hast du 99 Länder- und 247 Bundesligaspiele bestritten. Du stehst also vor zwei großen Jubiläen. Was bedeutet dir das?
Laudehr:
„Das ist schon cool. Wenn ich daran denke, was ich im letzten Jahrzehnt alles erlebt habe: bei Bayern, Duisburg, Frankfurt, in der Nationalmannschaft. Immer oben spielen zu wollen, immer das Maximum zu geben - das war schon eine sehr harte Zeit. Aber auch eine sehr schöne. Wenn man Titel gewonnen hat, kann man es richtig krachen lassen. Als jetzt ältere Spielerin möchte ich den jüngeren mitgeben: Wenn man wirklich etwas erreichen will, dann muss man dafür arbeiten.“

Ein Titel fehlt dir noch...
Laudehr:
„Ja, die deutsche Meisterschaft. Mit Duisburg und Frankfurt bin ich sechs Mal Zweiter geworden. Ich erinnere mich noch gut an das Finalspiel 2014 mit Frankfurt gegen Wolfsburg. Uns hätte damals ein Unentschieden zur Meisterschaft gereicht. Es stand 1:1, dann kassieren wir in der letzten Minute ein Kopfballtor - und leider war ich es, der das Kopfballduell verloren hat, weil ich geblockt wurde. Das war das allerschlimmste Spiel in meiner Karriere.“

Momentan bist du mit Bayern wieder Zweiter in der Tabelle. Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf Potsdam. Wie stehen eure Chancen auf die Meisterschaft?
Laudehr: „Man muss bedenken, dass es letzten Sommer nach den Olympischen Spielen nicht leicht war, wieder in den Liga-Alltag einzusteigen. Da hatte es Potsdam einfacher, weil sie viel weniger Spielerinnen bei Olympia hatten. Aber das soll keine Ausrede sein. Wir haben unglaublich gute Spielerinnen, haben aber in der Hinrunde nicht unser Maximum abgerufen. Wir müssen noch mehr Gas geben, mutiger spielen. Ich will jetzt noch gar nicht so weit in die Zukunft blicken. Wir müssen uns jetzt einfach auf uns konzentrieren und von Woche zu Woche schauen.“

Ein Spiel ist aber schon jetzt im Hinterkopf von allen...
Laudehr:
„Klar, Paris. Das ist eine Mannschaft mit viel mehr internationaler Erfahrung als wir. Aber das bedeutet auch: Wir haben keinen Druck. Mit dem erstmaligen Einzug ins Champions-League-Viertelfinale haben wir unser Ziel schon erreicht. Wir können befreit und mutig aufspielen. So müssen wir in dieses Duell gehen. Und ich kann aus Erfahrung sagen: Es ist affengeil, ins Halbfinale zu kommen. Aber erst einmal konzentrieren wir uns jetzt auf das Trainingslager.“

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