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Carina Wenninger - im Leben einer FC Bayern-Spielerin

Die FC Bayern-Spielerinnen gehören zu den Top-Fußballerinnen in Deutschland und ihren jeweiligen Heimatländern. Ihr Berufsalltag ist daher alles andere als „normal“. Aber wie gestaltet sich der Tages-, Wochen- und Jahresablauf einer Profi-Spielerin des FCB? Carina Wenninger, seit elf Jahren in München und somit dienstälteste Bayern-Spielerin, gibt Einblicke in ihr Leben auf und abseits des Spielfeldes.

Carina kam mit 16 Jahren gemeinsam mit Viktoria Schnaderbeck nach München und von Beginn an war für sie neben dem Fußball die Schule sehr wichtig. „Wir haben in Deutschland das Abitur gemacht, was wegen dem etwas anderen Schulsystem in Österreich zu Beginn doch eine ziemliche Umstellung bedeutete“, erinnert sich die in der Steiermark geborene Österreicherin. Doch das Abitur war mit den Leistungsfächern Mathematik und Sport bald in der Tasche und im Fußball wurde Carina nach ein, zwei Jahren immer mehr in die erste FC Bayern-Mannschaft integriert.

Sportlich ging es voran und nach dem Abitur wollte sich Wenninger auch anderweitig weiterentwickeln. So ergab sich ein Nebenjob in der Buchhaltungsabteilung eines Autohauses. „Mein damaliger Chef hat mir dann angeboten, mir neben dem ganzen Trainings- und Spielbetrieb auch eine Ausbildung zu ermöglichen, wenn ich das will.“ Carina wollte und schloss nach ein paar Jahren eine Berufsausbildung als Automobilkauffrau erfolgreich ab. Ihr war klar, wie gut sie es mit ihrem Arbeitgeber erwischt hatte, als er sie zu jeder Trainingseinheit und zu jedem Nationalmannschaftseinsatz ziehen ließ und hängte sich im Gegenzug umso mehr rein.

Früher mehr Ausbildungen, heute mehr Fernstudien

Heute steht Carina kurz vor ihrer Bachelor-Arbeit im Studium Fitness- und Health-Management, welches sie nach der abgeschlossenen Ausbildung begonnen hatte. „Zeitlich sind die Fernstudien zum Glück sehr flexibel gestaltet. Das setzt jedoch auch Disziplin voraus, sich auch zuhause oder auf Auswärtsfahrten selbstständig hinzusetzen und zu lernen.“ Viele Spielerinnen des FC Bayern gehen einen ähnlichen Weg und machen gerade ein Fernstudium.

„Früher haben noch mehrere Spielerinnen eine Ausbildung gemacht, was heute aufgrund deutlich mehr gewordener Trainings- und Behandlungszeiten schwierig geworden ist“, erklärt Carina. Es geht jedoch auch anders: Nicole Rolser etwa arbeitet nebenher im Büro des Drittligisten Unterhaching und sammelt so auch anderweitige Berufserfahrung im Fußball. Nochmal anders ist es oft für fremdsprachige Spielerinnen, für die ein deutschsprachiges Studium noch nicht in Frage kommt. Sie belegen erst einmal Sprachkurse, um ihr Deutsch zu verbessern und haben oft schon einen Abschluss aus der Zeit in ihrer Heimat in der Tasche.

Eine typische Trainingswoche

Das Wichtigste ist und bleibt für eine Spielerin natürlich der Erfolg im Fußball. Und das setzt viel Arbeit in Form von Training voraus. „In einer typischen Woche, in der am Sonntag ein Spiel ist, steht dann am Montag regeneratives Training auf dem Plan. Spielerinnen, die nicht zum Einsatz kamen, arbeiten dafür intensiver am Platz. Der Dienstag ist dann oft der freie Tag, unser Sonntag sozusagen“, berichtet Carina. Am Mittwoch geht es meist mit zwei recht anspruchsvollen Trainingseinheiten weiter, Donnerstag und Freitag steht oftmals ein, manchmal auch zwei Mal Training an. „Viele Spielerinnen machen an Tagen mit nur einer Einheit jedoch auch mal individuell etwas für sich, ein kleines Kraftprogramm zum Beispiel. Samstag belassen es die Trainer bei einer kurzen Einheit, um für das nächste Spiel am Sonntag fit zu sein.“ Je nach Heim- oder Auswärtsspiel geht es am Samstagmittag bereits mit dem Bus oder Flieger zum nächsten Gegner.

Die Grundkondition und Ausdauer wurden bereits in der Vorbereitung gelegt. Das Training während der Saison legt den Fokus abwechselnd auf Regeneration, Kraft, Schnelligkeit, Zweikämpfe oder Koordination. Fußballerisch liegt der Schwerpunkt dann auf Detailarbeit, um das eigene Spiel taktisch zu optimieren. Standard-Situationen werden auch immer wieder einstudiert oder aufgefrischt. „Manchmal trainieren wir auch ziemlich individuell, sprich wir teilen uns auf in Offensive und Defensive, und arbeiten konzentriert an den jeweiligen Herausforderungen. Das ist klasse und bringt uns wirklich voran“, beschreibt Carina die unterschiedlichen Einheiten.

Um auf dem Platz erfolgreich sein zu können, müssen die Spielerinnen auch mental fit und ausgeglichen sein. „Beim FC Bayern muss man auch immer mit Druck umgehen können. Wir gehen als klarer Favorit in drei Viertel aller Spiele und alle erwarten einen Sieg.“ Dabei sind alle gegnerischen Mannschaften natürlich nicht untätig, wie Carina weiß. Alle Bundesliga-Teams haben eine gewisse Grundkondition, Stehvermögen und gewisse Stärken, nach denen sie ihre Taktik ausrichten können. „Da müssen wir uns für die verschiedensten Gegner immer noch bessere Lösungen erarbeiten“, so Wenninger.

Gesundheit geht vor

In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Daher sind die Spielerinnen besonders ihrer medizinischen Abteilung sehr verbunden und dankbar. „Unsere Physios und Ärzte machen einen hervorragenden Job!“, macht Carina deutlich. Die Möglichkeiten, die sie und ihre Kolleginnen am FC Bayern Campus haben, sind herausragend und werden allseits in höchsten Tönen gelobt – vom Eisbad über die Sauna bis zum Magnetfeld fehlt es an nichts. „Unser Körper ist einfach unser Kapital. Je nach Bedarf wird jede Spielerin bei uns individuell bestens betreut – egal ob beim Training, beim Spiel oder selbst an trainingsfreien Tagen“, schätzt sich Carina glücklich. In Sachen Gesundheit und Mentalstärke sind auch Pausen für den Körper und den Kopf ein wichtiger Faktor, ist sich die Österreicherin sicher.

In Sachen Ernährung wissen die Bayern-Spielerinnen bestens Bescheid, was ihnen guttut. „Jeder bei uns weiß, wie wichtig eine gute und ausgewogene Ernährung ist. Unser Athletik-Trainer gibt uns zudem Tipps und Anregungen für entsprechende Lebensmittel und Rezepte. Am FC Bayern Campus bekommen wir sowieso Verpflegung auf höchstem gesunden Niveau“, weiß Carina. Und trotzdem sind die Spielerinnen Menschen und keine Maschinen. „Manchmal braucht mein Körper vielleicht auch einfach mal etwas Süßes. Oder Kaffee“, gibt Carina zu. Andere seien da noch konsequenter, sagt sie und bilanziert: „Ich glaube, man muss eine für einen Profisportler angebrachte Balance für sein persönliches Wohlbefinden und die sportliche Professionalität finden.“

Auf der Vespa durch München

Wenn dann mal kein Training, kein Spiel und keine Online-Vorlesung ansteht, geht Carina einfach gerne unter Leute. „Wir gehen mit Mannschaftskolleginnen gerne in den Olympiapark, in den Englischen Garten oder an einen der Seen im Umland. München hat so viel zu bieten und ich liebe es, mit dem Fahrrad oder meiner Vespa „Viktoria“ – die ich von Viki Schnaderbeck übernommen habe – durch die Stadt zu fahren“, erzählt die Österreicherin. Sie mag an München, dass es so grün ist, so viele schöne Ecken und trotz seiner Größe fast einen Dorf-Charakter inne hat. In ihrer Freizeit würde Carina auch gerne andere Sportarten verfolgen, wie sie berichtet. Beachvolleyball zum Beispiel. „Aber das wäre manchmal einfach zu viel Sport“, sagt sie. „Nach meiner Karriere werde ich sicher wieder vermehrt anderen Sport machen, etwa Tennisspielen oder Skifahren“, nimmt sich die Österreicherin bereits vor.

Für Österreich im Einsatz

Wie fast alle Bayern-Spielerinnen ist Carina für ihr Heimatland in der Nationalmannschaft im Einsatz. „Ich freue mich immer sehr, wenn es zur Nationalmannschaft geht. Ich kann es umso mehr genießen, da ich in den letzten Jahren immer fit war“, sagt sie und klopft sogleich auf den Holztisch. „Wenn man gesundheitlich was mit sich rumschleppt, wäre während der Abstellungsperioden eine kleine Pause sicher oft hilfreich“, was bei Carina zuletzt zum Glück nie der Fall war. In der Nationalmannschaft freut sie sich auf Abwechslung – eine andere Taktik, andere Charaktere in der Mannschaft und andere Anforderungen, etwa bei Turnieren. Auch kommen die Spielerinnen so noch etwas mehr rum: „Ab und zu bekommt man doch zumindest einen guten Eindruck von einer Stadt, etwa zuletzt in Tel Aviv oder in Helsinki, auch wenn wir meist nie lange Zeit haben.“ Und natürlich spielt Carina gerne für ihr Heimatland, wie sie sagt: „Es ist schön, seine Heimat zu repräsentieren“, was ihr und dem österreichischen Frauenteam bei der Europameisterschaft 2017 mit Platz 3 bestens gelungen ist.

Die Karriere nach der Karriere

„Ein normales Berufsleben ist mit dem eines Profisportlers sicher nicht zu vergleichen. Aber ich denke mit einem abgeschlossenen Studium und mit einer Berufsausbildung hat man gute Voraussetzungen“, blickt Carina positiv in die Zukunft. Ihr schweben auch noch einige Praktika vor, solange sie noch Fußball spielt. „Ich will einfach wissen, in welche Richtung es für mich nach der Karriere konkret gehen kann. Egal, was ich aber auch machen werde, es müsste schon Bezug zum Sport haben!“

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