
Die 2. Mannschaft der FC Bayern Frauen hat die Hinrunde der neu eingeführten, eingleisigen 2. Frauen-Bundesliga erfolgreich absolviert. Mit drei Punkten Rückstand auf den zweiten Tabellenplatz liegt sie auf dem fünften Tabellenplatz. Im Interview zieht Cheftrainerin Nathalie Bischof eine erste Bilanz zur neuen Liga und zu Leistung ihres Teams.
Frau Bischof, für Ihre Mannschaft gab es in der Hinrunde knappe Siege, knappe Niederlagen, mehrere Unentschieden: Ist die neu eingeführten 2. Frauen-Bundesliga eine deutlich größere Herausforderung als die vorherige Süd-Staffel?
Bischof: „Ja, die Liga hält von Anfang an, was sie versprochen hat: Die Spiele sind deutlich enger und die Mannschaften sind auf höherem Niveau näher zusammengerückt. Jede einzelne Spielerin, die zum Einsatz kommt, muss wirklich alles auf den Platz bringen, damit wir die Spiele gewinnen. Das fordert und fördert Kampfgeist, Einsatz, Mentalität, Laufbereitschaft und technisch-taktische Fähigkeiten.“
Hat sich durch die zusätzlichen Spieltage und die neuen, mehrtägigen Reisen viel für Sie geändert?
Bischof: „Dass es mehr Spiele sind als zuvor, merkt man im normalen Spielbetrieb eher nicht. Und eine Auswärtsfahrt über zwei Tage bringt neben mehr Aufwand auch einige Vorteile mit sich: Gemeinsam unterwegs zu sein legt einen ganz anderen Fokus auf das bevorstehende Spiel. Wir können mehr besprechen, können der Behandlung mehr Zeit widmen, können uns gemeinsam besser fokussieren und uns einfach professioneller vorbereiten. Die langen Reisen sind trotzdem auch hart, wenn wir Sonntagabend sehr spät heimkommen und die Spielerinnen Montagmorgen in der Schule sitzen oder arbeiten müssen.“
Die ersten fünf, sechs Mannschaften sind sehr eng beieinander. Die 2. Frauen-Bundesliga scheint sehr ausgeglichen zu sein.
Bischof: „Ja, jeder kann wirklich jeden schlagen. Wir sind in jedem Spiel zu 100 Prozent gefordert. Das Gute daran ist, dass sich besonders unsere vielen jungen Spielerinnen sehr gut entwickeln können. Gerade die jüngeren waren es auch, die zwischenzeitlich zur U17-WM gereist sind und dort viele Erfahrung sammeln konnten. Als Mannschaft haben wir uns auch gut entwickelt und in umkämpften Spielen viele Eindrücke gesammelt: Führung verspielt, Spiel gedreht, Speil in Unterzahl, rasante Spiele, bei denen es hin und her geht. Das sind alles gute Lehren für die Spielerinnen.“
An der Tabellenspitze finden sich Teams der Süd- und der Nordstaffel sowie Zweitmannschaften von Bayern, Wolfsburg und Hoffenheim oder auch Erstmannschaften, etwa Köln und Saarbrücken. Kann man die Einführung der 2. Frauen-Bundesliga jetzt schon als Erfolg bewerten?
Bischof: „Ja, definitiv! Es macht echt Spaß und für jedes Team ist wirklich alles möglich. Die Liga verzeiht, wenn du mal ein Spiel verlierst. Du kannst dich, wie Jena, beispielsweise Jena, mit einer Siegesserie auch wieder nach oben arbeiten. Die Liga fordert unsere jungen Talente enorm und stärkt ihre Siegermentalität. Natürlich müssen bei dem hohen Niveau auch negative Erlebnisse wegstecken, können uns bei Erfolgen aber umso mehr freuen.“
Die diesjährigen Aufsteiger Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen stecken trotz Lizenz-Verein im Rücken ziemlich im Tabellenkeller der 1. Liga fest. Haben aktuelle Zweitliga-Teams das Potenzial, auch in der Allianz Frauen-Bundesliga wettbewerbsfähig zu sein?
Bischof: „Das ist schwierig einzuschätzen. Die 2. Liga kann dies mit sehr guter Talentförderung unterstützen, ja. Aber am Ende hängt es hauptsächlich von den finanziellen Möglichkeiten und der Infrastruktur der Aufsteiger ab, ob sie eine Mannschaft stellen können, die eine Chance auf den Klassenerhalt in der 1. Liga hat.“
Blick nach vorne: Wie werden Sie sich auf die Rückrunde vorbereiten? Wo kann sich die Mannschaft noch verbessern?
Bischof: „Wir haben leider nur eine kurze Winterpause, die Spielerinnen können sich hoffentlich gut erholen. Dann werden wir eine kurze, intensive Vorbereitung haben, für die wir uns athletisch und taktisch einiges vorgenommen haben. Taktisch sieht man über eine Hinrunde hinweg natürlich Entwicklungspotenziale – sei es bei einzelnen Spielerinnen oder als Mannschaft. Daran wollen wir gemeinsam feilen und es in der Rückrunde entsprechend umsetzen.“
Jetzt haben Sie jeden Gegner einmal bespielt: Was ist bis Saisonende möglich und was ist das Ziel?
Bischof: „Alle Gegner haben uns jetzt auch schon einmal gesehen. In der Rückrunde werden wir noch mehr gefordert sein, als in der Hinrunde. Wir wollen die Siege aus der Hinrunde wiederholen und von jenen Spielen, in denen wir Punkte haben liegen lassen, auch einige mehr für uns entscheiden. Wir werden sehen, was am Ende der Saison dabei herauskommt. Es ist in der Hinrunde keine Mannschaft ohne Niederlage geblieben – so erwarte ich es auch für die Rückrunde. Wir werden uns um uns selbst und um die Entwicklung der Spielerinnen kümmern. Dann werden wir als Mannschaft wachsen und sicher eine gute Rückrunde spielen.“