
Erfolge, Niederlagen, lustige und ergreifende Moment hielt das Jahr 2018 für die FC Bayern Frauen bereit. fcbayern.com blickt mit Frauen-Cheftrainer Thomas Wörle auf die bisherige aktuelle Spielzeit zurück und fasst die ereignisreiche Rückrunde der Vorsaison noch einmal in einem Video-Rückblick zusammen.
Herr Wörle, ganz allgemein: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Saison?
Wörle: „Ich bin bislang sehr zufrieden, wir spielen nach Punkten die stärkste Vorrunde der letzten drei Jahre. Wir sind in allen drei Wettbewerben aussichtsreich dabei. Wir haben 19 Pflichtspiele im ersten Halbjahr absolviert, davon konnten wir 16 Spiele für uns entscheiden, spielten zwei Mal Unentschieden und mussten nur ein einziges Mal den Platz als Verlierer verlassen. Nimmt man die letzten viereinhalb Jahre zusammen, in denen unsere Frauenabteilung ziemlich erfolgreich war, dann haben wir insgesamt sogar mehr Punkte geholt als der VfL Wolfsburg.“
Welches Ergebnis oder welche Leistung hat Sie besonders gefreut, welche hat Sie geärgert?
Wörle: „Bitter war unsere einzige Niederlage im Spiel gegen den VfL Wolfsburg, denn da haben wir gegen einen starken Gegner einen äußerst schlechten Tag erwischt und auch in der Höhe verdient verloren. Diese deutliche Niederlage tat weh, die Kritik war heftig. Umso bemerkenswerter war unsere Reaktion auf diese Niederlage. Mit dem 2:1 Sieg im nächsten Spiel gegen Hoffenheim hat meine Mannschaft eine erstaunliche Serie fortgesetzt. In den letzten fünf Erfolgsjahren mussten wir in 101 Ligaspielen neun Niederlagen hinnehmen und jedes Mal konnte mein Team im nächsten Spiel mit einem Sieg antworten. Auch dieses Mal haben wir uns beeindruckend zurückgekämpft. Seit dem Wolfsburg-Spiel am dritten Spieltag sind wir ungeschlagen und lediglich drei Punkte trennen uns vom Ligaprimus Wolfsburg. Ein klares Zeichen für unsere starke Mentalität.“
Im Pokal und in der CL hatte Ihre Mannschaft relativ leichte Gegner zu bewältigen. Hätten Sie als Vorbereitung auf hochklassige Liga-Spiele lieber stärkere Konkurrenten gehabt?
Wörle: „Natürlich waren die Gegner in diesen Wettbewerben noch keine Topteams, aber bei K.O.-Spielen muss man sofort abliefern. Das haben wir vor allem in der Champions League sehr gut gemacht. In diesem Wettbewerb sind wir noch immer ohne Gegentor. Grundsätzlich muss man den Spielplan so nehmen wie er ist.“
Woran werden Sie im Hinblick auf die restliche Saison in der Wintervorbereitung arbeiten?
Wörle: „Natürlich werden wir an den physischen und athletischen Grundlagen arbeiten, um für die zweite Hälfte der Saison gut vorbereitet zu sein. Aber da die Winterpause nur kurz ist, wird es vor allem darum gehen, schnell wieder in allen Facetten wettkampfbereit und spielbereit zu sein. Wir versuchen den technisch-taktischen Faden der erfolgreichen Vorrunde zügig wiederaufzunehmen und an Details zu arbeiten.“
In der Liga sind Sie mit den FCB-Frauen als einziges Team den Wölfinnen auf der Fährte. Wie blicken Sie dem 17.02., dem ersten Pflichtspiel nach der Winterpause gegen Wolfsburg, entgegen?
Wörle: „Zwischenzeitlich waren wir weit abgeschlagen, hatten bis zu sieben Punkte Abstand. Aber wir haben uns Schritt für Schritt wieder herangepirscht. Mit dem Sieg im letzten Spiel gegen Duisburg und dem gleichzeitigen Punktverlust der Wolfsburgerinnen gegen Essen sind wir nun sogar bis auf drei Punkte dran. Wir haben uns dieses Comeback hart erarbeitet, Wolfsburg spürt uns wieder. Wir freuen uns auf das Rückspiel gegen den VfL am FC Bayern Campus.“
In der Champions League reden mit SK Slavia Prag als Gegner nun viele vom „leichten Los“ und von der „großen Chance“, das erste Mal in der Vereinsgeschichte ins CL-Halbfinale einzuziehen: Wie trügerisch ist das und wie werden Sie sich auf das Viertelfinale vorbereiten?
Wörle: „Wer sich wirklich im Frauenfussball auskennt, der weiß, dass es im Jahr 2018/2019 keine leichten Gegner mehr im Viertelfinale gibt. Die Leistungsdichte hat massiv zugenommen. Nicht ohne Grund hat sich die sehr Champions-League-erfahrene Prager Mannschaft in der zweiten Runde gegen das schwedische Topteam aus Rosengard durchgesetzt. Slavia steht bereits zum dritten Mal im Viertelfinale der UEFA Women’s Champions League. Beide Viertelfinalgegner, Lyon 2016 und Wolfsburg 2018, kamen in den Partien in Prag nicht über ein Unentschieden hinaus. Wir werden uns seriös auf den Gegner vorbereiten und unsere Stärken in die Waagschale werfen.“
Herr Wörle, besten Dank und viel Erfolg!
Video-Rückblick auf die Rückrunde 2017/2018
Ab in die Wüste
Das Jahr begann mit einer Premiere für die FCB-Frauen: Im Januar 2018 reisten die FCB-Frauen zum ersten Mal nach Doha, um sich in der Aspire Academy auf die Rückrunde vorzubereiten. Neben intensiven und täglichen Trainingseinheiten standen Schulbesuche, Kultur im Museum of Islamic Art und ein Freundschaftsspiel mit katarischen Frauen- und Mädchenmannschaft auf dem Programm. Das absolute Highlight war jedoch der Ausflug in die Wüste. Auf Kamelen und Quads ging es die 50 Meter hohen Dünen hinauf – und im rasanten Tempo auch wieder hinunter. Für die Mannschaft war dies ein unvergessliches Erlebnis und FC Bayern TV hielt die Woche in einem ausführlichen Inside fest.
Elfmeterkrimi im Pokalfinale
Neben einer sehr erfolgreichen Rückrunde schafften es die Münchnerinnen zudem bis ins Finale des DFB-Pokals. Dafür mussten sie im Halbfinale Turbine Potsdam schlagen, doch dann war die vierte Finalteilnahme perfekt. Dort wartete Titelverteidiger und Liga-Primus VfL Wolfsburg, der zu der Zeit die Deutsche Meisterschaft bereits im Sack hatte. Aus 90 Minuten hartem Kampf ging kein Sieger hervor, gleiches galt für die Verlängerung. Es kam zum Elfmeterkrimi – mit dem bitteren Ende für die FC Bayern Frauen.
Premiere am FC Bayern Campus
Nur eine Woche nach dem Pokalfinale kam es zur Premiere für die FC Bayern Frauen im Stadion des FC Bayern Campus – und zur Revanche gegen Wolfsburg. Denn zum ersten Mal empfingen die Münchnerinnen einen Gegner im Stadion ihrer neuen Trainingsstätte im Münchner Norden. Über 2.200 Zuschauer wollten sich das erneute Aufeinandertreffen nicht entgehen lassen. Und sie wurden belohnt: Die FCB-Frauen schlugen die Wölfinnen mit 2:1 (2:0) und qualifizierten sich noch vor dem letzten Spieltag als Tabellenzweiter zum vierten Mal in Folge für die Champions League.
Abschied von Viktoria Schnaderbeck und Lena Lotzen
Nach der Rückrunde verabschiedeten sich die langjährigen Bayern-Spielerinnen Viktoria Schnaderbeck und Lena Lotzen. Schnaderbeck ging nach elf Jahren beim FCB zu Arsenal London, Lotzen nach neun Jahren in München zum SC Freiburg. Beim letzten Heimspiel der Saison 2017/2018 gab es einen tränenreichen Abschied – der nicht für immer sein müsse, wie die Bayern den beiden Sympathieträgerinnen mit auf den Weg gaben.