
Laura Benkarth: „Endlich wieder richtig Fußball spielen“
Laura Benkarth wechselte vergangenen Sommer vom SC Freiburg zu den FC Bayern Frauen. Doch ihr Start verlief nicht wie gewünscht, denn noch im alten Club zog sich die Nationaltorhüterin einen Kreuzbandriss zu. Mittlerweile hat sie die Reha erfolgreich abgeschlossen und sammelt in Testspielen erste Spielpraxis mit ihren „neuen“ Mitspielerinnen. Im Interview erzählt sie von ihrem Start bei Bayern und was sie sich, wieder einsatzbereit, vorgenommen hat.
Laura, beim Testspiel durftest du endlich wieder die komplette Partie zwischen den Pfosten stehen. Wie befreiend war das?
Laura: „Es war schön, endlich mal wieder ein Spiel zu machen und richtig Fußball zu spielen. Ich bin zwar schon länger wieder im Training dabei und mache dort alles mit. Aber es ist doch nochmal etwas anderes, sich richtig auf ein Spiel vorzubereiten, das Trikot anzuziehen und einzulaufen.“
Wie war es für dich, nach langer Zeit bei deinem Heimatverein zu wechseln und dann ausgerechnet verletzt und mit Reha im neuen Club anfangen zu müssen?
Laura: „Das war echt blöd. In Freiburg hat dass schon angefangen: Ich konnte dort nach so langer Zeit zum Beispiel kein letztes richtiges Heimspiel mehr machen. Das hat mich schon sehr geärgert. Und dann verletzt in eine neue Mannschaft bei den Bayern zu kommen, habe ich mir auch anders vorgestellt. Aber die Mannschaft hat mich sofort freundlich aufgenommen und mich sehr unterstützt.“
Was hat dir geholfen, wieder fit zu werden?
Laura: „Es war ein großer Vorteil, dass ich die Reha am FC Bayern Campus machen konnte, wo auch die Mädels trainieren. Wäre die wo anders gewesen, hätte ich meine neuen Kolleginnen ja nie gesehen. Aber so war der Kontakt zum Team und zu den Spielerinnen vom ersten Tag an da. Melanie Behringer, die ja auch Reha macht, war mir zum Beispiel eine große Stütze. Sie kenne ich schon lange und war gleich meine erste Bezugsperson.“
Wie weit bist du und was muss sich jetzt noch verbessern, damit du wieder bei 100 Prozent Leistung ankommst?
Laura: „100 Prozent zu erreichen, wird generell noch etwas dauern. Dafür brauche ich einfach Spiele. Selbst wenn ich dann den ersten Pflichtspieleinsatz bekomme, werde ich noch Luft nach oben haben. Gerade als Torwart braucht man Spielpraxis, um in den entscheidenden Situationen schnell und richtig zu reagieren. Alles kann man im Training einfach nicht abdecken oder simulieren, aber trotzdem arbeiten wir natürlich so hart wie möglich.“
Taugt es dir in München mit deinem neuen Torwarttrainer und deinen Keeper-Kolleginnen?
Laura: „Absolut. Jeder Torwarttrainer unterscheidet sich schon ein bisschen vom anderen. Viele Grundlagen sind ähnlich, aber neue und andere Übungen, wie ich sie hier kennenlerne, geben mir immer wieder neue Impulse und neuen Input. Am Anfang war der bayerische Dialekt von Peter Kargus für mich schon sehr lustig und hat für einige Lacher gesorgt. Dazu kam dann mein badischer Dialekt, das Österreichische von Manuela und der Holländisch-Deutsche von Jacintha. Da sind wir recht international aufgestellt. Wir haben echt unseren Spaß und sind aber umso konzentrierter bei der Sache, wenn es darauf ankommt. Wir arbeiten sehr fokussiert.“
Was hast du in München bisher kennengelernt, was gefällt dir und was fehlt noch auf deiner Entdecker-Liste?
Laura: „Demnächst will ich das Umland in Richtung Alpen noch besser erkunden – Tegernsee, die Berge, Garmisch Patenkirchen. München selbst ist sehr schön und grün mit dem englischen Garten oder der Isar. Der Eisbach ist auch immer sehenswert. Als ich die Surfer dort bei 4 Grad im Wasser gesehen habe, dachte ich mir zuerst ‚da stimmt doch was nicht‘!“
Und womit schaffst du dir neben dem Sport einen Ausgleich?
Laura: „Vor meiner Knieverletzung war ich oft beim Skifahren und Snowboarden. Das fällt jetzt erst mal weg. Ansonsten spiele ich gerne Tischtennis, im Sommer Beach Volleyball oder Badminton. Ich gehe auch einfach gerne einen Kaffee trinken oder lese.“
Im Sommer steht für den Frauenfußball noch der absolute Höhepunkt bevor. Deutschland hat eine starke Gruppe bei der WM zugelost bekommen. Wie weit, denkst du, kann es für die DFB-Auswahl im Sommer gehen?
Laura: „Deutschland ist immer dabei, wenn es darum geht, vorne mitzuspielen. Wir haben eine enorme Qualität im Kader – egal auf welcher Position. Die neue Bundestrainerin, Martina Voss-Tecklenburg, habe ich leider noch nicht kennengelernt, aber man hört nur Gutes und in der Schweiz hat sie sehr gute Arbeit geleistet und war sehr erfolgreich. Daher bin ich wirklich positiv gestimmt, dass das im Sommer bei der WM etwas werden kann.“